Ayoun-du-Draa

und über El Borj nach Guelmin

25.-26.2.

Was wäre ein Offroad-Abenteuer ohne einen flat tyre oder zu gut deutsch Platten. Pfffft, macht es laut und vernehmlich. Wieder mal habe ich Glück und stehe schon an den Dünen bei El Borj. Jetzt wird sich zeigen, ob meine Siebensachen für Notfälle herhalten. Und — jippiejeiiiii sie tun, was sie sollen und ich bekomme mit viel Geduld und Spucke ( die Spucke stammt aus einem Kriechölspray) die Radschrauben auf. Der Drehmomentschlüssel von Hans ist super und ein paar gute Gedanken wandern zu ihm hin. Auch die Verankerung des Reserverades löst sich und der mitgelieferte Wagenheber erfüllt sein Zweck mit meinen untergelegten Holzkeilen.
Es ist schon spät, kurz vor dem Dunkelwerden und so vertage ich den Radwechsel auf morgen und schlafe etwas schief, aber ok.

 

 

 

 

Hinter den Dünen ist ein Biwakplatz. Der Besitzer kommt und sagt am Ende (er kriegte die Schrauben nicht auf) ich dürfe hier bleiben. Was für ein Witz, wegfahren kann ich sowieso nicht. Morgenabend brächte er jemand, der die Schrauben aufkriegt. Und kurz vorm Wegfahren kommt er, ich biete ihm ein Bier an, er will 100 Dirham, 10 Euro wären doch nix für uns.

Non, erwidere ich bestimmt und geb ihm 10 Dirham, die er ablehnt. Dann halt nix und ich rolle davon. Einfach frech, unverschämt und dreist. Für die Reparatur meines Reifens – es war eine kleine Schraube, bezahle ich 40 Dirham.

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon vorher kam der angebliche Bürgermeister und wollte mich unbedingt auf sein Camp lotsen. Zu oft betonte er, wie schön ich sei. Da habe ich keine Ruhe und mir schwebte ja der Mittagsplatz von der Hinfahrt vor. Er gab mir seine Visitenkarte, ich sollte ihn anrufen. Wo dann die Schraube lag, die sich fies in den Reifen bohrte, keine Ahnung. Irgendwie bin ich froh, dass es eine Schraube war und kein Stein. Kein Fahrfehler, sondern nur Pech Und auf dem Parkplatz bei den Dünen hatte ich ja viel Zeit, war alleine und konnte in Ruhe dahin arbeiten und siehe da es funktionierte. Und es muß eine lange Eisenstange ins Auto, als Hebel.

 

 

 

 

Nun zurück zu Anfang:

In der Früh, endlich ist wieder blauer Himmerl fahre ich die paar Kilometer zurück und will mir doch diese Burg Draa anschauen. Eine kleine Oase mit Swimmingpool, wenn Wasser da ist und viele verfallene Mauern. Ich stromere ein bißchen umeinander. Ganz am Schluß kommt jemand und sagt man dürfe hier nicht reingehen. Von dem weissen Haus dort hinten bis zu dem Haus dort weit vorne Haus wäre es verboten. Nirgends ein Zeichen. Ich hatte mal gehört, dass ein Franzose das Arreal gekauft hat und hier vielleicht ein Hotel bauen will. Merkwürdig, mitten im Nirgendwo zwischen alten zerfallenen Ruinen, Betreten verboten (nicht wegen Gefahr). Ich trotte von dannen und bin froh, dass ich mir meinen Übernachtungsplatz weiter weg gesucht hatte. Und ich habe ja schon gesehen, was ich wollte.

 

 

 

 

Dann rolle ich noch knapp 20 Kilometer durch herrlichste Wüstenlandschaft bis in Aouint Ighoumane die Asphaltstraße Richtung Tiglit und Goulmin berginnt. In Tiglit wieder die Horde schreiender Kinder. Ich glaube, meine Toleranzschwelle ist weniger geworden, ich bin eher genervt vom dem Geschreie, Gebettele und verdeckter Anmache. Marokko, das Land und die viel freie Natur ist einfach nur wunderbar, die Marrokaner selber mag ich nicht wirklich. Ihre oberflächliche Freundlichkeit ist fast immer nur zweckgebunden,wittern sie doch nur Diridari. Es ist schwer rauszukriegen, wer es ehrlich meint und wer nicht.
Und dann wartet in El Borj die Spezialaufgabe auf mich. So jetzt habe ich das wenigstens auch mal getestet und weiß, dass ich es kann. Die Räder sind zwar nicht ganz leicht, doch meine Kraft reicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Anstatt Blog zu schreiben wird in der Früh montiert, alles verräumt und dann gehts schnurstracks Richtung Guelmin. Dort frage ich mich durch und lande in einer professionellen Reifenwerkstatt, die meinen Platten flickt. Einkaufen bei Marjane und dann hinaus zur heissen Quelle.
Dort wird das Rad wieder in die Halterung buxiert, die kraftaufwendigste Arbeit. Vom anderen Womo kommt jemand und hilft. Es ist Andre oder Amumot mit Crossli bzw. Tanja. Ich darf ihn über ein paar Sachen ausquetschen und ich krieg alle Infos für die mobile Solaranlage für Aussieland. Sie waren vier Wochen in den Dünen und er meint mit ganz wenig Luftdruck geht es. In Zagora auf dem Campingplatz ist der große Umschlagplatz für Mitfahrer. (Gut zu wissen für ein nächstes Mal)

 

 

 

 

Wir ratschen noch ein wenig, dann verzupfe ich mich gähnend in mein Nest. Ein bißchen Muskelkater kündigt sich an. Nicht schlecht, dass auch mal ein paar brachliegende Muskeln wieder in Aktion treten. Intensive Marokkozeit.