Die alten Mauern von Ephesus

oder Stadtgewusel in der Antike und Fastenbrechen heute…

 

10.4.


Kein Wunder das es überall so wuselt. Fastenbrechen nach dem Ramadam wird hier drei Tage gefeiert – fest gefeiert! Ab Nachmittag sind sie alle unterwegs mit ihren Freßkörben und Zuckerware. Man spricht auch vom Zuckerfest. Und alles was Beine und Räder hat bewegt sich zu den Stränden und dort wuselt es entsprechend. Ist ja nix für mich. Heute noch, dann Wochenende und dann ist Ruh! Trotzdem finde ich ein kaum besiedeltes Plätzchen an einer kleinen Bucht, deren Strand mit Seegrasskulpturen bedeckt ist und deswegen nicht so begehrt.

 

 

 

 

 

Hinterhalb auf einem Wiesenstück steht Brummeli und vorderhalb in den Felsen wird noch gegrillt. Sie haben ihr Brot vergessen und kriegen von mir mein Knäcke, anderes habe ich nicht. Keine laute Musi und kein lautes Geschnatter. Nach Sonnenuntergang sind sie verschwunden und die Bucht gehört mir. Vogelgezwitscher und Wellenrauschen – Balsam für meine verwuselte Ephesus-Seele.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Denn Ephesus, mein Obulus an die Kultur, mußte dann doch sein. Ziemlich doll teuer und für Éxtras muß man nochmal bezahlen. Augen zu und durch. Ich sag nur Weltkulturerbe.

 

 

 

 

 

Ich bin früh genug dran, krieg einen guten Parkplatz und marschiere los. Alte Steine und Säulen, die Prachtstraße mit ihren Marmorplatten und rechts und links davon die alten Stadthäuser, die man nur ahnen kann. Selbst öffentliche Toiletten gab es schon in der römischen Kaiserzeit. Öffentlich auch deshalb, weil man da wohl Popo an Popo gesessen hat und nicht g’schamig war.  

Mir fällt ein Film ein – Das große Fressen vielleicht aus dem Ende der Siebziger. Zum Ratschen und Unterhalten ging man zusammen aufs Klo und zum Essen verbarrikadierte man sich im Kämmerlein. Ob es so war sei daingestellt. (Oder war es doch nur ein Pissoir?)

 

 

 

 

 

Menschenmassen, – waren es zur Römerzeit auch so viele?,- drängen sich die Straße hinunter zur großen Bibliothek, dem Theater und all den anderen Gebäuden, die eine Stadt ausmachen. Imposant ist es schon. Und so strolche ich umeinander auf der Suche nach fotogenen Ecken, abseits der Masssen. Steine und Säulen hoch aufgereckt in den blauen Himmel, Gesteinsbrocken am Boden verteilt. Am längsten verweile ich bei den Sarkophagen.

Wie fühlt es sich wohl an da drin zu liegen. Naja, fühlen tut man dann ja nix mehr, denn diese waren ja nur für die einbalsamierten leblosen Körper gedacht. Der Sarkophag in der großen Pyramide hatte wohl andere Bedeutung. Und da kam man lebend herein. Ob heraus auch hing von der inneren Entwicklung ab. Man munkelt das die Pyramiden ein großer Einweihungsort war.

 

 

 

 

 

Heute geschehen diese Einweihungen im Leben. Und letztlich zeigt doch unser Leben, wo wir stehen, welche Aufgaben wir angenommen und gelöst haben und welche Rätseln noch angegangen werden wollen. Unser Leben ein immerwährendes Wachsen unserer Bewußtheit.

 

 

 

 

 

Nach gut zwei Stunden bin ich wieder zurück. Jetzt steht eine große Schlange vor dem Kassenhäuschen. Na, da habe ich aber Glück gehabt. Auf der Karte suche ich mir eine schöne kleine Schnörkelstraße über den Milli-Nationalpark. Tjaa, wenn man nicht genau guckt. Hier darf man nämlich nicht durchfahren und so muß ich nach der Hälfte wieder zurück. Auch sie kostet – 105 türkische Lira. Dafür sehe ich malerische „Karibik-Strände“ mit türkisblauen Wasser. Sie sind fest in Picknickers Hand und am letzten tue ich mich ziemlich schwer zu wenden. Aber auch das geht, nachdem ein Motorradfahrer sein Gefährt woanders parkt und nicht am Rand dieser superengen Wendekurve.

 

 

 

 

 

Park4night erzählt mir von diesem Kirkevler Strand und so gehts auf zweipuriger Straße im großen Bogen hierher. In Kusadasi gabs noch einen kurzen Abstecher zum Strand neben der viel befahrenen Straße. Das ganze Gebiet ist so verstädtert. Ein Haus neben dem anderen und auch die Hügel sind weiß. Von der Natur bleibt so wenig. Nein danke, da will ich wieder weg.

 

 

 

 

 

Umso spannender finde ich es, das hier auf der anderen Seite des Landzipfels ich zwar auch lange durch die Stadt fahre, aber dann in ein naturbelassenes Gebiet komme. Am Morgen gesellen sich noch Glocken zu der Wellensymphonie. Große dunkle schwarze Ziegen mit ihren gebogenen Hörner kreuzen. Sie finden hier leckeres frisches Gras. Es ist Frühjahr!