Felsengräber und Kaunos

oder keine Schildkröten am Strand – dafür Stille am See

20.4.


In der Stille des Morgens an diesem ruhigen See wache ich früh auf und laß mich von dem klaren Wasser, der kühlen Luft und dem Morgengeplapper der Vögel in ferne Welten entführen. Welten, in denen die Welt in Ordnung ist, weil sich die menschengemachte Ordnung nicht über die höher Geordnete stellen will. Alle Wesen dieses Planeten, des Universums nehmen den Platz ein, der genau der ihrige ist.

Im tiefen Einklang mit sich selbst leben heißt wohl seinen eigenen ureignen Platz einzunehmen.

 

 

 

 

 

Was dieser Platz wohl ist, wo dieser Platz ist und wie man den wohl finden kann? Fragen die auftauchen. Mein Platz ist wohl der eines Wanderplatzes. Für einen oder zwei Momente bewohnt, zuhause sein, die Natur atmen, bevor die anderen Menschleins aufkreuzen und diesen Platz auch zu dem ihrigen machen. Dann ist es Zeit weiter zu ziehen, wenn mir ihr Geschnatter und Gedudel zu nah auf den Leib rückt. Bin schon ganz schön Menschenscheu geworden in dieser Nomadenzeit.

 

 

 

 

 

Wennn Seelchen nicht mehr anstößt, sich ungehindert ausbreitet und hinaufbewegt in die höchsten Höhen, dann fühle ich mich in meinem Element, nach dem Motto, da gehöre ich hin. Wie sagte man früher zu mir – Einsiedlerkrebs, der langsam rückwärts geht oder zumindest seitwärts. Jemand Schlaues hat mal gesagt, der Vorteil von Umwegen ist, ist das man die Umgebung kennen lernt.

 

 

 

 

 

Und die lerne ich auch kennen, denn ich begebe mich auf Umwege, wirkliche Umwege. Der Schildkrötenstrand, den ich von oben gesehen hatte, lockt nachdem der große Sturm und Regen sich für ein paar Stunden verzieht. Also vom Berg wieder hinunter bis zum Eingang des Strandes. der 2,50 Euro Eintritt kostet oder Parkgebühr, je nachdem wie man es sieht.

 

 

 

 

 

Es ist grad keine Schildkrötenzeit und tagsüber sowieso nicht. Die große Paarungszeit ist fast zu Ende und unter dem Sand liegen wohl viele versteckte kleine Eiernester. Drüber latschen darfst du, erzählt mir die Schildkröte von der Tafel, aber nicht in den Sand bohren und Schatten machen. Die Eier brauchen die Wärme der Sonne! Es ist malerisch einfach entlang zu laufen, die große grüne Lagune links, der von Wind und Wetter gebogene Baum und das blaue Meer rechts. Kaum ein Menschlein ist unterwegs. Die Sonnenliegen werden zurecht gerückt und die Sonnenschirmhüte parat. Winke , winke ihr großen Schildkröten da draußen im Meer. Und ihr kleinen Werdenden,- reift gut heran, bevor ihr euch auf den so mühsamen und gefährlichen Weg zum Wasser begebt. Euer Leben fängt mit einer so großen Bedrohung an und nur wenige von euch schaffen es. Viel Glück!

 

 

 

 

 

Ich will nun doch nochmal die alten Mauern von Kaunos gucken, aber vor allem interessieren mich die in die Fels gehauene Gräber aus vorchristlicher Zeit. Eine Fähre bringt mich über den Fluß. Sie ist so schmal, dass ich nicht aussteigen kann, um zu fotografieren. Vorwärts drauf und rückwärts raus und auf schmaler Straße hinauf. Wäre ich an der ersten Kreuzung stehen geblieben hätte ich schon die Steingräber sehen können. Tue ich aber nicht und rolle erst auf einen Parkplatz viel zu weit hinten und dann wieder zurück näher dran bei den alten Steinen, die ich erst beim zweiten Blick sehe. Mal wieder laß ich mich treiben. Der Eintrittsverkäufer (kostet unfähr 2,50 Euro) sagt mir, ich müsse die Straße bis zum Ende runter gehen, um die Gräber aus Entfernung zu sehen. Rumkraxeln verboten.

 

 

 

 

 

Einen Kilometer Richtung Fähre und dann geradeaus weiter bis ins Dorf. Dort gibt es den schönsten, nächsten und besten Blick. Da hätte ich auch hinfahren können. Es ist faszinierend, wie sie damals hoch oben in den Felsen die Grabkammern bauten und mit Stelen und Säulen verzierten. Dort hatten sie, die Verstorbenen, einen weiten Blick hinaus in die Ferne und ihre Seelchen konnten sich auf die lange Reise ins Danach begeben. Eine beruhigende Vorstellung, anstatt verbuddelt in tiefer dunkler Erde mit Weitblick hoch oben in den Lüften, den Göttern so nah. Manche Kulturen wußten vielleicht soviel mehr um das Danach, waren noch verbundener mit dem Wesen des Natürlichen. Mit der Natur und nicht gegen sie – mit dem Göttlichen und es nicht besser wisssen wollen. Angesichts der Naturkräfte werden wir Menschleins doch ziemlich klein.

 

 

 

 

 

Pünktlich um eins fängt der Regen wieder an. Klatschnass komme ich zurück zum Brummeli und mach mich auf dem Weg um den See herum – mein Umweg und finde letztlich diesen Picknickplatz am See. Die Sonne geht schon unter und die letzten Angler verschwinden.