Leuchtturm, Bienen und langweiliger Sandstrand

oder nur noch Achttausend Kilometer bis Katmandu…

 

23.-24.4.

Ja, wenn es noch einfach wäre durch die asiatischen Länder nach Katmandu zu rollen – die alte Hippiroute. Diese Zeiten sind längst Vergangenheit als man einfach mit VW Bus dem gelobten Land entgegenschnurrte.  Die Luft war noch frei und telefonieren ging mit den gelben Häuschen. Kleine Teeshops am Rande waren für Gelassenheit, Rauch und Entspannung gut. Ja, die alte Hippiroute!  Damals hatte ich  nicht die Möglichkeiten so wie heute. Genügend Abenteuer steckt immer noch in mir, aber auch genügend Realitätssinn!

 

 

 

 

 

Anstattdessen umgibt mich milchiges Nixwetter, verbindet sich mit dem Grau eines leise dahinplätschernden Meeres und verliert sich am Horizont in einer schwülen Weite. Wo ist denn nur das schöne Blau geblieben? Wetterfrosch hast du deine Krabbeltiere nicht aufgefuttert? Wolken haben sich zu einem Einheitsbrei verbunden, das nun über mich hinwegwabert. Naa gut, auch das gibt es.

 

 

 

 

 

Kein Jammern auf hohem Niveau, höchsten Niveau. Ich sitze auf einem relativ langweiligen Sandstrand,-  (so verwöhnt bin ich schon!), auf dem sich Plastik, Dosenbier und verlorene Kabel mit den Körnern verbinden. Im Hintergrund ein paar grüne Krüppelgewächse, die gegen den Wind wachsen. Ich blicke auf kleine Wellen in diesem so flachen Wasser. Lange muß man hinauslaufen und richtig schwimmen geht nicht. Macht nix, für eine Salzwasserdusche reicht es.

Einmal durch Antalya. Puuuh – so viel Stadt, soviel Autos, soviel große Häuser und Getummel. Sicherlich gibt es auch schöne Ecken, aber die sehe ich von meiner D 400 nicht. Fünfzig Kilometer weiter biege ich ab, rolle vorbei an den vielen Plastikhäusern, die mich an Spanien erinnern und lande auf Sandstrand. Diverse Brumms stehen rum, haben sich im Schatten der Bäune aufgebaut. Es ist schwül und um die 33 Grad. Ich rolle weiter und stelle mich irgendwo im gebührenden Abstand, auch zu dem kleinen verlotterten Hafen auf. Spät am Abend wummern leise Baßklänge von irgendwo, die sich aber dann gottseidank wieder verlieren.

 

 

 

 

 

Von meinem Wiesenplatz geht’s  die Karstküste entlang mit seinen blauen Buchten, direkt an der Straße. Tief eingeschnittene Schluchten, aber kein Parkplatz. Schade und entlang der Straße will ich nicht so lange stehen. Auf der Halbinsel Gelidonya verspricht mir Park4night einen schönen einsamen Platz. Dieser schöne einsame Platz ist ein Wende- und Parkplatz für all die, die ein Stück den lykischen Wanderweg laufen, also belegt. Man kann die ganze Küste entlang wandern, nicht schlecht. Auch mein Wiesenplatz lag an diesem Wanderweg. Aber im Augenwinkel hatte ich da doch eine Piste gesehen. Sie führt hinauf zu einem alten Bienenplatz, etwas krumm und schief aber ohne Häuser und unbewohnt.  Mein diversen Unterlegkeile und Bretter leisten gute Dienste. Hier ist es gut. Das Kommen und Gehen der Menschleins kriege ich nicht mit und mein Seelchen breitet sich zwischen den Bäumen aus, lugt hinunter auf das blaue zerklüftete Meer. 

 

 

 

 

 

Ein paar Bienen schauen bei den blaublühenden Fingerhüten vorbei und ich komme ins Seelenbaumeln. Die Dunkel der Nacht umgibt mich mit seinem flauschigen Mantel. Meeresrauschen, Käuzchenrufe und das Geraschel der nachtaktiven Tiere. Ein leichter Wind der von hinten durch die Bäume huscht. Natur pur!

 

 

 

 

 

In der Früh gibts Wanderschuhe, Wasserflasche und Brummeli wird auf den Parkplatz gestellt. Ich will grad los, da kommt der große Schulklassenbus. Ich fahr noch ein Stückchen nach hinten, damit er besser wenden kann. Türkische Busfahrer können es. (Hätte nicht gedacht, das er diesen steinigen Weg raufrumpelt!)

 

 

 

 

 

Los geht’s und  irgendwann haben sie mich eingeholt,  da, wo es steil bergauf geht. Die jungen Burschen springen hinauf und rasten auf Steinen, springen weiter. Ich einfach Schritt für Schritt. Oben haben sie die Plattform belegt. Ich suche mir einen schönen Sitzstein abseits des Geschnatters. Eine schwierige Schifffahrtsroute wegen den entgegengesetzen Strömungen, erzählt mir eine Tafel. Unter Wasser ein Schiffsfriedhof. Die Felsen zackig, das Meer wild. Am Rückweg begegne ich dann den Mädels, die es langsamer angehen lassen und ratsche ein bißerl mit der Englischlehrerin. Sie kommen aus Finike und die Kids waren noch nie hier am Leuchtturm und vor allem sind sie nicht gewohnt in der Natur rumzulaufen und hängen lieber zuhause auf der Couch ab. Es ist schwierig sie zu motivieren, erzählt sie. Das ist sicherlich nicht nur ein türkisches Problem.

 

Verhindert unser überkandidelter Wohlstand und Luxusanspruch den Blick auf wirklich Wichtiges? Wenn es nur noch um viel Geld geht, wo bleibt dann das Leben? Und ernten wir gerade jetzt in der Welt,- und damit meine ich die westliche Überflußgesellschaft,  die Früchte, dessen was wir gesät haben?

Ist der ganze woke Wahnsinn, die Verdrehung der Realität, die Umkehr der menschlichen Werte genau die Antwort auf das immer mehr, auf das alles Denkbare machbar zu machen und umzusetzen, auch wenn es der größte Schwachsinn ist? Vielleicht.

 

Winke, winke du guter Bienenplatz und zurück über Holperpiste und wuselige Stadtstraßen hierher.

Vorher biege ich aber noch auf eine kleine Straße ab, vorbei an ideenreichen Pubs, Campingplätzen, Tavernen und Tourigeschäften.

 

 

 

 

 

 

Das antike Olympos verschmähe ich. Alte Mauern zwischen den hohen Felsen eines Flußes, der sich hier seinen Weg ins Meer gebahnt hat. Jetzt liegen nur noch seine Kiesel herum. Er ist ausgetrocknet, kein Wasser weit und breit, kein Geplätscher. Wurde er abgezwackt und für Energiezwecke mißbraucht oder ist er nur versiegt. Keine Ahnung. Noch hundert Kilometer bis zu meinem angedachten Platz. Brummeli schnur es ist schon früher Nachmittag.