Vom qirligen Sandstrand in die Stille der Berge

oder Faulenzen und dann ab in die anatolischen Berge…

 

25.-26.4.

Einfach mal wieder aufwachen irgendwo im Nix, fast Nix. Vor mir eine Hügelkette sanfter Berge, hinter mir die Karststeine mit Oliven und links ein See, der nicht da ist. Der tiefe dunkle Grund schimmert zu mir her. Er hat schon lange kein Wasser mehr gesehen, so trocken ist er. Ich stehe hoch am Damm in einer Ecke, wo keiner mehr hinkommt. Schwimmen und Angeln verboten grinst mir ein windschiefes Schild entgegen. Das fällt nicht schwer und auch der letzte Fisch ist längst auf einem Grill gelandet. Vögel zwitschern und es ist sooo ruhig! Ein leichter hartnäckiger Wolkenschleier hängt noch über dem Blau. Macht nix, ich bin froh dem Strandgewusel entkommen zu sein und wieder in der Stille anzukommen.

 

 

 

 


Aufs Meer gucken, den Wellen zuschauen und ein bißerl Bürokratie machen, dafür ist meine Sandnische gut. Anstatt weiter die Küste entlang zu rollen, rumpel ich nur über die verschiedenen Pisten an diesem Strandstück und finde eine Nische. Hier ist es gut, hier kann ich Blog schreiben und ein bißerl notwendige Bürokratie machen. Andere Brumms haben sich unter den Bäumen vesammelt, nicht weit weg steht einer hoch oben auf dem Kies und ein alter Bus in einer anderen Nische.

 

 

 

 

 

Ich bummele rum und erst am späten Nachmittag kommt ein Fischer in mein Blickfeld. Dröhnende Automusik. Ich bitte ihn, sie leiser zu machen und er hat Verständnis. Das ist nicht immer so. Glück gehabt. Freitagabend ist Discozeit. Und wie am Abend vorher wabert dumpfes Dröhnen zu mir hin, aber nicht ganz so laut. Vielleicht feiern sie bei den alten Hausruinen, die von mir hier weiter weg sind. Menschleins wollen feiern, sich zudröhnen, laute Musik hören und das ist dann ihr Glück.

Ich wundere mich manchmal wie sie das aushalten. Nur nichts anderes mehr hören, so kommt es mir vor. Da bleibt kein Raum zwischen den Tönen, da bleibt kein Moment des Innehaltens. Getrieben vom hämmernden Baß geht es weiter und weiter und weiter. Das Wummern ist weit weg, aber hörbar und so lenke ich mich mit einem Filmchen ab. Irgendwann in der dunklen Nacht kehrt die Stille wieder zurück.

 

 

 

 

 

Verabschiede dich mal vom Meer, murmelt es leise in mir. Geh in die Berge. Die Strände hier sind einfach auch jetzt schon zu besiedelt. Die Orte wachsen zu kleinen Städten heran und jedes freie Plätzchen, so scheint es mir, muß dem normalen Touriwahnsinn weichen. Strandbars mit Musik, Autos mit noch lauterer Musik und überhaupt laute Menschen, die oft mehr schreien als reden und das nicht nur am Wochenende. (Aber nicht alle!!!)

Die Natur bleibt auf der Strecke und die zweispurige Meeresautobahn unterstützt das. Es fahren so viele hier!

 

 

 

 

 

Ich biege ab Richtung Berge auf kleinste Straßen. Ruhe und Stille umgibt mich wieder.  Wenige Autos und ich habe Zeit zu gucken. Hoch hinauf und wieder hinunter. Abseits der Touriorte durch eine schmale Schlucht und auf gute Piste. Der nächste Ort Ahmediye liegt hinter dem Hügel. Am frühen Abend bin ich da und laß mich von der Ruhe einfangen. Ich bin schon ganz schön empfindlich geworden und muß mich von zu vielem Wirrwarr zurückziehen. Und was habe ich für ein Glück, das ich das auch so kann.

Mein größter Luxus, – die Freiheit mich dorthin zu stellen, wo die Natur noch Natur sein darf, den sanften Schwingungen der Erde lauschen und die Resonanz davon in mir spüren. Nomadenleben.