Wüstenzauber an der Erg Lehoudi

oder Licht und Schatten auf  Biwak-Plätzen

4.2.

„Ha, da ist er doch der Abzweig zur Oasis Sacree“, sehe ich auf dem Rückweg. Also geradeaus, anstatt rechts abbiegen. Ein lohnendes Ziel für ein nächstes Mal. Das was gestern so weit erschien, ist heute ganz nah. Vorbei am Haus und schon bin ich wieder auf guter Piste, die mich mit ihren weißen Markierungen weit vor Tagounite führt. Bei  Ziz wird getankt und vor M’Hamid will ich doch nur mal gucken, meinen Platz von vor drei Jahren angucken, auf dem ich nachts selber in mein Womo eingebrochen bin. Den klaren Sternenhimmel bewundern, die Tür ging zu, der Schlüssel drin. Nach einer Stunde hatte ich mein Fenster auf, saß wieder im warmen Brumm. Das erste Mal hatte ich mich hier Freistehen getraut, das was jetzt zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

 

 

 

 

Diesmal traue ich mich natürlich viel weiter die Piste zu fahren und ich habe vonden Biwaks gelesen, hier direkt an der Düne Erg Lehoudi. Ein Franzose, der sich später als Italiener entpuppt, rumpelt schon entlang. Ich rumpele mit und Sahid begrüßt mich freundlich. Ich könnte in den Dünen stehen, wenn ich will und er zeigt mir einen Platz, leitet mich durch festen Sand zu dem kleinen Baum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Und nun beginnt mein Wüstenzauber. Ein erster Erforschungsgang bei hellem Mittagslicht. Ist das schön, einfach nur schön. Ich stapfe durch, Sand krabbele auf allen Vieren das letzte Stück hinauf nach dem Motto zwei Schritte vor und drei zurück. Der Sand ist weich. Auf der anderen Seite wieder wunderbar fest zum Gehen. Herrliche Muster, Konturen die sich wiederholen und ein leichter Wind, der immer Neue auf diesem gold-gelben Sand malt. Auf und ab geht es, ich folge Spuren und mach meine Eigenen.

 

 

 

 

Zurück lädt mich Sahid zum Tee ein, die Italiener sind schon dort. Auch sie sind durch Zufall hier gelandet. Hatten Pech mit ihrem Auto und ihr Helfer hat ihnen den Platz empfohlen. Als Danke-schön bleiben sie und buchen das ganze Programm mit Kamel, Tajine und Wüstentour. Als der Joint die Runde macht, verabschiede ich mich. Diese Zeiten sind für mich vorbei.   Ich will telefonieren, da kommt der Bruder von Sahid, oder ist es nur ein Freund, der kein Englisch spricht und auch nur wenig französisch. Ich hatter ihm vorher ein Bier geschenkt und jetzt will er noch eins. Fragt aber nicht, sondern bleibt nur sitzen. Ich telefoniere, er bleibt und bleibt. Erst als ich auf die Düne gehe, zieht er von dannen. Kommt aber wieder zu meinem Sonnenuntergangsplatz oben auf der Düne. Schließlich fragt er nach einem Bier. Um ihn loszuwerden gebe ich ihm noch eins. Schade,- ein kleiner Schatten auf dem schönen Platz.

 

 

 

 

Gegen halb sechs steige ich nochmal hinauf, wandere herum, um den Zauber aus Licht, Schatten und Mustern, die sich an den Bergen verlieren einzufangen. Das Licht wechselt von hell zu dunkel, von gold zu rot.Die Schatten werden länger und die Sonne verabschiedet sich. Längst sitzt Sahid wieder neben mir. Das ist der Nachteil von so offiziellen Plätzen. Man wird halt nicht in Ruhe gelassen. Irgendwer ist immer da. Sie merken nicht, das man seine Ruhe haben will und ich möchte nicht unhöflich sein. Vielleicht können sie sich einfach auch nicht vorstellen, dass es schön ist, alleine da draußen die Natur zu fühlen und in sie einzutauchen. Und auch, wenn ich noch 18Kilometer von M’Hamid entfernt bin, ich bin im Tourigebiet.

 

 

 

 

Zurück steht schon ein Tee auf meinem Tisch, ich trinke einen Kleinen und er bekommt sein heißersehntes Bier. Mit Trommeln im Hintergrund sortier ich meine Bilder. Die Kombüse hat Reis und Veggies für mich und ich laß den Tag ausklingen. Draußen irgendwo alleine zu stehen, ist noch etwas schöner.