Türkisblauer See Catalan

und Sturmböen am windgepeitschten Meer

 

3.-4.5.

Hinter Adana hoch oben an einem türkisblauen See im Schutz einer großen Pinie überblicke ich mal wieder die Welt. Wind und Wolken ziehen umeinander, vertreiben die angesagten Gewitter und laden zum Bleiben ein. Die Sonne lugt schon ein bißchen hervor, verschwindet aber wieder im milchigen Grau. Unten direkt am See stehen Jonas und Hesther, ein holländisches Päarchen. Ein Jahr Auszeit und unterwegs sein, um zu schauen, wie ihr Leben dann weitergeht. Sie sind aufgeschlossen, zugewandt und so ratschen wir bei Kaffee nach meinem Schwimmerli.

 

 

 

 

 

Oben am Berg leben die Einheimischen. Ich hatte Brummeli kurz vor ihrem Haus geparkt, um den Weg zu inspizieren. Durch den vielen Regen ist er weich geworden. Später kommen sie herunter mit Kind, Ziegen und Motorrad. Jonas mit seiner schlauen Übersetzungsapp ermöglicht das Gespräch. Sie passen auf uns auf, erzählen sie. Er, Polizist des Dorfes, dem Alkohol nicht abgeneigt, lädt uns zum Ziegenessen ein. Sie sind stolz auf ihren See und diesen schönen stillen Platz.

Wir bedanken uns, das wir da sein dürfen. Jonas wollte wissen, wo er noch was einkaufen kann. Er ist sich nicht sicher, dass er mit seinem Brumm den matschigen Weg wieder hochkommt. Es muss erst wieder gut trocken sein.

 

 

 

 

 

Die beiden erzählen von Begegnungen, von Einladungen zum Essen und sind von den Türken absolut begeistert. Ich spüre meine Zurückhaltung, mein vorsichtiger sein. Vielleicht bin ich aber nur nicht so ausgerichtet auf Begegnungen. Wirkliche Gespräche können sich auch mit Übersetzungsapp nicht ergeben. Im wesentlichen loben sich die zwei Türken mit dem, was sie können. Und der Polizist zeigt seine Macht, als er ein paar Angler mit Boot zur Schnecke machen will. Ein bißchen oder bißchen viel Matcho-Gehabe. Wir drei ratschen noch ein wenig weiter. Ich erzähl ihnen von Marokko,den sensiblen Berbern. Ein Ziel für den Winter, sagen sie. Dann bin ich wieder oben am Brummeli und lass den Abend ausklingen.

 

 

 

 

 

Und davor:

Von den Bergen geht es wieder hinunter ans Meer Richtung Adana. Die Sonne scheint und ich lande auf einem herrlichen Klippenplatz bei Karatas. Wenn es nicht so windig wäre, wäre ich geblieben. Wellenrauschen, der verlotterte Sandstrand weit genug weg und kahle Graslandschaft hinter mir. Ich schau mal wieder über das Meer in die endlose Weite, in der die Sonne versinkt. Eine türkisches oder syrisches Päarchen picknickt. Sie in heißer Sonne in vollem, schwarzen Ornat. Er in Short, ich in meinem Tshirt. Wie muß sie sich dabei fühlen? Sie sind wohl fertig und alles bleibt liegen, zerbrochene Flaschen, Pappkartons und Plastiktüten. So ist das hier.

 

 

 

 

 

Das Straßenbild ist gesäumt von ganz normalen Menschleins in ganz normalen Klamotten und eben von den Verhüllten. Dazu gibt es Flüchtlingscamps direkt an der Hauptstraße. Insgesamt erinnert es schon sehr an Orient. Syrien ist nicht mehr so weit weg. Und für mich ist dies der südöstlichste Punkt, den ich am Mittelmeer anfahre, denn die Grenze ist nicht mehr allzuweit weg.

 

 

 

 

 

Die Fahrerei auf den großen D-Straßen erlebe ich insgesamt eher ein bißchen rücksichtslos. Der Stärkere gewinnt. Rechts überholen normal, sich auf zweispurigen Straßen dazwischen quetschen auch und riskante Überholmanöver. Mein vorausschauendes und eher langsames Fahren ist da sehr hilfreich. Auf kleinen Straßen ist viel weniger Verkehr. Da sind die Bauern und man grüßt sich eher oder sagt danke, wenn ich Platz mache.

 

 

 

 

 

Oft erlebe ich ungläubige Blicke zu mir her. Eine Frau alleine in so einem Brummeli. Vielleicht sehen sie das nicht so häufig. Die Münder bleiben offen. Womos sehe ich eher selten. Schade das Sturmböen angesagt sind und die Suche nach einem windgeschützeren Plätzchen im Sande oder vor verschlossenen Tore endet.

Ich wäre gerne noch am Meer geblieben. Das Wetter ist aber doof angesagt, vor allem Richtung Nordost. Also suche mir ein Plätzchen hinterhalb Adana in den Bergen beim zweiten See.

 

Die Piste hinunter beim ersten See wird zu matschig, eine andere Piste, die zu einem Weitblick führt auch. Hier ist die Piste ok und zwei kleine Löcher in den Sand gegraben helfen mir gerade zu stehen.

Ich lausche dem Raunen der Pinie, dem Flüstern des türkisblauen Sees und finde, ich könnte einen Waschtag einlegen.  Wettergott meint anders und schickt Gewitter und kleine Hagelkörnerchen.

 

 

 

 

 

Ab Montag ist die Regenfront vorbei quakt Fröschlein und  auch im Nordosten wird’s besser, da wo ich ja hin will.  Mittlerweile grimmlawinert es, ein paar Blitze zucken über den See, es grummelt am Himmel und ein paar kleine Hagelkörner kullern auf’s Womodach. Das wird wohl nix mit Wäsche heute.