oder ins Reich von Mordor,Smeagol
und dem Schicksalsberg
10.Februar
In der Früh hängen noch tiefe Nebelschwaden über den Bergen und der „Schicksalsberg“ hüllt sich in tiefes Schweigen. Ganz so tiefes Schweigen, oder besser gesagt oder überhaupt kein Schweigen erwartet mich am Treffpunkt von meinem Shuttle, der quasi der Endpunkt der Wanderung ist. Wir werden alle in die Busse verfrachtet, die viertelstündlich fahren und dann gehts 30 km zurück zum Anfangspunkt der Wanderung. Ich war ja schon vorgewarnt, daß dies kein einsamer Trek ist. 180 Schulkinder sind auch dabei….
Ich bin ein Langsamgeher und so lasse ich die Horden an mir vorbeiziehen- wir trefffen uns immer wieder, denn die machen zwischendurch längere Sitzpausen. Die hebe ich mir für oben auf!
Schritt für Schritt nähere ich mich Mordor, schwarze Steine und Schwefelgeruch liegt in der Luft. Fast höre ich die großen Raben über mir kreisen und aus den Erdlöchern zischt und raunt es. Sind das versteinerte Orks oder tun sie nur so harmlos. Ich schleiche an ihnen vorbei – sie rühren sich nicht. Wo ist Gollum und der Geheimweg zum Schicksalsberg. Der direkte Weg führt durch offenes Lavaland, steil bergauf und das traue ich mich nicht. (wäre zu anstrengend!)
Und so setze ich vorsichtig einen Fuß vor den nächsten, durchwandere schwefelgeschwängerte Krater, kraxel zum nächsten Kraterrand hinauf ….Der Wind und die Wolken fegen mir um die Ohren und es ist eiskalt, je näher wir an den höchsten, den roten Kraterrand kommen. Alles verschwindet im Nebel und es ist gespenstisch unheimlich. Was für eine unwirtliche Welt. Ungesehen von irgendwelchen merkwürdigen Wesen, aber gesehen von all den Menschenwesen, durchwandere ich diese Lavawelt hinauf und durch weichen Sand wieder hinunter.
Die Erde ist warm. Dampfschwaden steigen auf, vermischen sich mit dem Nebel. Gollum zeigt sich nicht und so kann ich keinen Blick in den brodelnden Kessel vom Schicksalsberg werfen, aber es wird wohl noch ein wenig gespenstiger und unheimlicher da oben sein. ( Bin ich froh, daß ich da nicht hinauf muß – schon jetzt mache ich den Seelöwen mit meiner Schnauferei alle Ehre – dreieinhalb Stunden steil bergauf ist ja auch nicht ganz ohne… die jüngeren Leute schnaufen auch und das tröstet mich!)
Oben, ganz oben ein unspektakulärer Steinhaufen und dann ein Hauch von See in der Ferne. Grünlich schimmert er durch den Nebel, das einzige Grün weit und breit. Wachsen tut hier nix mehr. Irgendwann rücken die Berge ein wenig zur Seite und geben den Blick frei auf Lake Taupo, die grünen Berge und das weite Land. Der blaue See liegt zu meinen Füßen, drumrum Steine in allen Farben. Erste Flechten zeigen sich und dann kleiner Gewächse zwischen schwefelgelben Steinen. Und inn der Ferne quillt eine gewaltige Dampfwolke aus dem Berg, die sich mit anderen Wolken vermischt. Ein tolles Spektakel.
Auch wenn mir meine Beine schon etwas weh tun, wandern sie ganz gleichmäßig Schritt für Schritt den Berg hinunter. Es wird wärmer. Die Sonne hat längst den Nebel vertrieben und das Land wird freundlich mit Grün und kleinen gelben und weißen Blüten und dann gegen Ende noch ein kleines Stückchen zahmer Regenwald.
Siebeneinhalb Stunden habe ich gebraucht für die 19,6 km und mein Brummeli hat brav auf mich gewartet.
Ich fahre zu meinem gestrigen Platz zurück und dann gibts Ausruhen mit Abendessen, einem Glas Vino, bzw. zwei, einem kleinen Ratsch mit meinen deutschen Nachbarn und einen goldgelben Abendhimmel. Ich schreibe nur noch den Text und dann verkrümmel ich mich in mein Bettchen.
Boah, anstrengend aber total schön!