oder Matsch, Klostermauern und ein Platz im Sand
11.10.
Uuups, da war doch dieser kleine Kiesdamm. Heute plätschert lustig der Fluß zum Meer, hat den Kies nach irgendwo verschoben. Brummeli kann das und holpert durch’s Bachbett. Von meinen Vieren erfahre ich, dass meine polnischen Nachbarn am späten Abend von „ihrem Platz“ geflohen sind, um nicht im Wasser stecken zu bleiben. Davon habe ich hinten nichts mitbekommen. Regen prasselte und prasselte und prasselte. Irgendwann gewöhnt man sich dran und irgendwann wird es besser.
Ich schnurre heute durch die Berge weiter Richtung Westen, vorbei an verfallenen Klostermauern. Die Tür ist verschlossen und es sieht verlassen aus, bis auf ein offenes Fenster, das leise im Wind quietscht. Hoch geht es hinauf in die karstigen Berge über den Llogara Pass. Es ist kühler, wolkiger, aber für Gleitschirmflieger passend. So kommen sie mit ihren Bussen hoch und bereiten sich auf den Abflug vor, während ich meinen Blick weit ins Tal schweifen lasse. Der Llogarpass, die Transfagarasch von Albanien. In vielen Kehren geht es hinauf und später hinunter durch Wald, enge Karstdörfer bis unten in der Ebene zum Fluß, zur Stadt, zum Delta.
Es gibt auch hier in Albanien die zwei Seiten; viel Armut, verkommene Häuser, bettelnde Kinder, verdreckte Straßen und Strände. Daneben die, die sich auch wochentags ihren Hobbies widmen und mit Autos und Motorrädern durch die Gegend düsen und von Berghängen hinabgleiten.
Albanien erinnert mich so viel an Marokko. Dort hat das farbenfrohe Leben, den Dreck und die Armut ein bißerl bunter gemacht, erträglicher. Hier erscheint mir der Dreck aufdringlicher, die Armut bedrückender und die Menschen härter. ‚Vielleicht bin ich aber auch nur vom Grau des Wetters beeinflußt.
Bei Vlora liegt das Kloster St.Marys auf einer Insel. Über einen Brettersteg kann man hinüberlaufen. Der Parkplatz versinkt im Matsch und tiefen Regenlöchern. Die Straße ist zugeparkt. Wieder bin ich froh über meine Vierräder. Ich schlittere irgendwie hindurch und stelle Brummeli weiter vorne an eine Ausweichstelle. Die dunklen Wolken sind noch weit hinten und so kann ich mit nur ein paar Tropfen in die Atmosphäre der alten Steinmauern eintauchen, die spärlichen Bilder im Dunkel betrachten und wieder hinausschauen ins Licht. Weit in der Ferne zucken schon wieder Blitze aus tiefschwarzen Wolken.
Der angedachte Platz hoch über den Klippen erscheint mir angesichts der Gewitterböen nicht erstrebenswert und so rolle ich noch etwas weiter bis hin zu Dünen und Meer. Hütten und Dreck zieren den Sand, ein paar Fischer, die mit ihren Mopeds zu ihren Plätzen knattern. Weiße Wellen rauschen heran.
Ich bin jetzt auf der Rückfahrt. Die Tage werden merklich kürzer, Temperaturen weniger und da wird es Zeit in den wärmeren Westen zu fahren. Und so hocke ich noch ein bißerl über der Karte und versuche mich ein bißerl an Planung, ein bißerl. Mal sehen was Leben mit mir vor hat.