Schnee auf den Tauern

oder eine Bummelfahrt bis Planina

2.11.21

 

Damit ich nicht vergesse, wie Schnee aussieht, er sich anfühlt und in der Sonne glitzert. Einmal kurz hineinschnuppern in die Winterlandschaft, bevor ich die Berge hinter mir lasse.

Nur ganz hoch oben ist es weiß-blau und die salznasse Straße schimmert silbrig. Es geht über die Tauern hinweg und da waren die Regentropfen weiß. Schön schaut es schon aus und kalt ist es auch.

 

 

 

 

Die letzten Tropfen auf meinem Womodach verkrümmelten sich erst gegen neun und gaben den Blick frei in das goldgelbe Tal. Nebel hängt noch in den Bergen, aber Wetterfröschchen hupft aufgeregt hin und her. Die Sonne kommt quakt er unermüdlich. Also lass ich mir Zeit, denn eine Sonnenfahrt durch die Berge ist Genuß.

Ich tippele los, kauf meinen leckeren Zimttee bei Spar und bummele rum. Wie fahre ich denn? Es gibt einen schönen Platz bei Udine und eine Stimme in mir, die sagt, fahr kleine Grenzen und nicht über die Autobahn. Die Stimme ist hartnäckig und unüberhörbar. Argumente nutzen nix, sie ist einfach immer wieder da, kein Entkommen.

Also ändere ich nach dem Schnee meinen Plan und fahre doch den Loiblpass hinauf und hinüber nach Slowenien. Die Sonne scheint warm und wärmer, das goldgelbe Laub leuchtet. Der klare See – fast schon zu kitschig, aber schön.

 

 

 

 

Meine Bummelroute braucht Zeit. Oben am Loiblpass steht keiner. Das Grenzhäuschen ist leer. Vorher auf der Österreichseite, also vor dem Tunnel standen zwei einsame österreichische Zollbeamte. Ob sie fragen, was sie fragen, keine Ahnung. Ich rolle ohne irgendeine Frage hinüber und bin schon wieder da, wo ich erst vor gut einer Woche war.

Kurz vor Postojna, bei Planina gibt es ein Platzerl unten am Fluß. Wenn die Tage noch länger gewesen wären, wäre ich wahrscheinlich weiter gefahren. Aber es ist fast schon stockhagel finster beim Hinunterrollen und ich bin froh, irgendwo zu sein. Ich fahre nicht so gern im Dunklen. Die Straße ist sehr nah. In der Nacht kein Problem, da fährt auch hier keiner. Morgens wachen Welt und Autos wieder auf. Das Leben beginnt.

 

 

 

 

Ich sitze längst mit meinem Kaffee im Bett und schau zu, wie die Dämmerung das Dunkel der Nacht vertreibt. Neben mir knorrige Bäume. Sie erzählen vom Fluß, von den Menschen die kommen und ihrer Arbeit nachgehen. Sie erzählen von ihrem Getrieben-sein, dies oder jenes machen zu müssen, haben zu wollen oder sein zu sollen.

Sie erzählen aber auch von der Stille einer Winternacht und dem Geplapper der goldgelben Blätter, die erst im Wind tanzen, um dann auf dem Fluß treiben. Irgendwann verwandeln sie sich, werden kleinste Staubkörnchen in der Zeit, fast unsichtbar.
Das ist Leben oder ist das Leben oder Spiegel für mein Leben?