Die Piste 1309 bzw. 1306 nach El Borj ist ashaltiert

oder hinter Tadalt auf einer echten Piste zu meinem Schlafplatz

21.1.

Heute gibt es kein Pardon, es wird eingekauft, eine neue Gasflasche installiert, der Luftdruck in den Reifen ein bißchen gesenkt, Müll entsorgt und zu guter letzt gibt es bei Marjane sogar Adblue. Meine ganze To-do Liste wird abgearbeitet, damit ich mich gen Osten wenden kann. Die Kombüse gut aufgefüllt, genügend Wasser und was man sonst so alles braucht. Brummeli und ich sind wieder gut gerüstet.

In der Früh ein kleiner Ratsch mit den jungen Franzosen, die englisch sprechen. Ihr 10m Laster, innen eine Räuberhöhle, ein bißchen verkommen und sicherlich macht abends der Joint die Runde. Ich zeig ihnen den Weg zur Plage Blanche. Ein bißchen sprechen sie arabisch und kommen gut in Kontakt mit den jungen Leuten, sie sind sich so ähnlich. Ich, in meinem Alter und mit meinem Luxusbrumm hebe mich da natürlich deutlich von ab. Diese Hippiezeit liegt hinter mir.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf gen Osten und meine angedachte Piste 1306 und 1308 , ein Umweg nach Assa, ist erstmal asphaltiert. Ich hatte in TanTan schon so etwas gehört, dass an ihr gearbeitet wird. Ich rolle sie trotzdem. Irgendwo muß es für mich da ein Schlafplatzerl geben. Zwischen Tadalt und El Borj gibt es eine Piste, die auf meine Gestrige mündet. Ein Stück war ich auf ihr, bevor ich wieder umgedreht bin, denn ich wollte ja nach Guelmim.

Schön einfach und breit schlängelt sie sich durch die Berge, erste Sanddünen werden sichtbar und Nomaden haben weit hinten ihre Zelte. Schafe grasen verstreut in den Bergen. Ein Nomandenjunge kommt angelaufen. Riefen sie früher Bonbon oder Stylo, rufen sie jetzt Biciclette, Biciclette. Sie wollen mein Fahrrad. Er kriegt von mir einen Kuli und zwei Bonbons, trollt sich und sagt sogar Danke.

 

 

 

 

 

Obwohl der Blick hier frei ins Tal ist, möchte ich doch nicht so im Sichtbereich der Nomaden stehen und rolle ein bißchen zurück über den Fluß am Fuße eines steinigen Sandberges. Hier kann ich bleiben, auch wenn ich mal kein Internet habe. Mein Einkauf wird aufgeräumt, die Gasflasche wieder angeschlossen und alles funktioniert. Ein erster Gang auf den Hügel, der zweite folgt bei Sonnenuntergang.

Auf einem Esel kommt (und das weiß ich erst später) der kleine Bruder von dem Nomadenjungen angeritten. Er nervt mit seinen Biciclette-Rufen, abwechselnd mit Bonbon oder Stylo. Seinen Esel will er mit mir tauschen. Süß, aber einen lebendigen Esel kann ich nicht brauchen. Ich mache Quatsch mit ihm, glaube aber immer noch, dass es der erste war und so kriegt er nix, er hat ja schon. Herzzereissend ruft er Maman, Maman, ich schluchze herzzereissend mit. Streng gucke ich ihn dann über meine Brille an und sag Non. Der Esel bekommt ein paar Hiebe, er schnalzt und ruft und reitet von dannen. (Zuviel gucken kann ich nicht, obwohl ich es so gerne fotografiert hätte. Interesse zeigen, dann bekomme ich ihn ja gar nicht mehr los!)
Schließlich kommt er mit seinem Bruder. Und dann spannend: ich will ihm was geben (das was sein Bruder auch gekriegt hat) und er nimmt es nicht. Ich gebe es dem Bruder und dann trollen sie sich endlich. Außerdem müssen sie ihre Schafherde nach Hause treiben. Wo sie wohnen, vielleicht in dem Steinhaus sehr weit vorne.

 

 

 

 

Es kehrt Ruhe ein und das rote Licht der untergehenden Sonne taucht die Landschaft in die herrlichsten Farben. Ich laufe noch ein bißchen umeinander und mach meine Fotos und dann breitet sich ein Sternenzauber über mir aus. Klare Luft, tausend Sterne und die Milchstraße funkeln. Der Mond eine kleine Sichel – wieder mal ein toller Platz!