Der Dalai Lama und der große Kriegsschauplatz in Borne SulIvono

oder Klomino, ewiger Wald und ein toller See bei Gwada Wielka

29.8.

Und heute ist das morgen von gestern. Das Leben geht weiter.

Da gibt es noch diese „Geisterstadt“ Klomino, draußen in der Walachei, abseits. Die Russen haben hier nach dem Krieg eine große Stadt errichtet, Plattenbauten hingestellt und als sie abzogen, zogen auch die Menschen fort und bis auf ein paar wenige, die geblieben sind.. Bäume wachsen schon im 3. Stock und irgendwann sind es nur noch irgendwelche Steinreste in diesem sandigen Wald. Das Leben geht weiter. Was für ein Gegensatz. Die wunderschöne Natur, der grüne Wald, die kleinen verwunschenen Seen drumherum und graue häßliche Betonwände, in deren Waben, die Menschen wohnten.

 

 

 

 

 

Sie waren nicht freiwillig hier, denn auch sie wurden von ihrem Land vertrieben, umgesiedelt. Und während ich durch diese unendlich weiten Wälder, teilweise fast undurchdringlich, fahre, höre ich innerlich meinen Vater reden. Er erzählt die Geschichte seiner Flucht aus Rußland, aus einem dierser Kessel.

 

 

 

 

 

Endlos lange Tage durch die Wälder gen Westen. Die Truppe hatte sich aufgelöst, nur wenige waren übrig geblieben und jeder versuchte seinen Weg zurück zu finden, die Angst im Nacken irgendwo könnte ein Russe lauern. Der Versuch Eßbares zu finden im Wald oder bei einem Bauern. Nicht verraten zu werden und marschieren und marschieren. Er hatte ein kleines Pony, dass ihm beim Durchschwimmen eines Flußes das Leben gerettet hat.

 

Was haben diese jungen Burschen, er war gerade mal 22 Jahre alt, mit sich herum getragen, ihr Leben lang. Diese Erlebnisse von Gewalt und Angst haben sich doch tief eingeprägt und sie hatten keine Möglichkeit dieses Erleben hinterher zu verarbeiten. Traumatherapie gab es noch nicht. Es hieß nur nach vorne schauen und zu dem eigenen Leid kamen noch die „Prügel“ der Allierten, ihr seid die Bösen! Was sind das für Seelenqualen gewesen. Welche Alpträume hat er und auch die vielen, vielen die einfach nur um ihr Leben, ihr Überleben, kämpften gerhabt. Geredet wurde darüber nicht. Denn als Deutscher durfte man nicht leiden, man war ja nur Täter. Und neben dem umsäglichen Leid der Juden durfte man sein Eigenes nicht mehr spüren.

Und dann haben sie angepackt und wieder aufgebaut. Sie haben versucht ein normales Leben zu führen, in der Hoffnung, den Schmerz und die Verzweiflung, Angst und Wut zu vergessen. Ja, unsere Elternwaren waren oft schwierig, aber das Verständnis und das Mitgefühl für sie wächst. Ich weiß gar nicht, ob ich das so ausgehalten hätte.
Und wieder denke ich an den Tibeter, dessen größte Angst war, sein Mitgefühl zu verlieren.

Aussteigen aus der Gealtspirale geht nur mit einem mitfühlenden Herz, einem offenen Herz, eins das den anderen in seinem So-sein wahrnimmt und nicht verurteilt.
Und ich denke daran, wie der Dalai Lama, damals 1985 in dieser kleinen Privataudienz, wir waren 20 in dem Meditationskurs, über das Gesetz von Ursache und Wirkung, redete. Ich verstand, das all mein Handeln einfach irgendwann eine Wirkung zeigt und umgekehrt, dass das, was mir im Leben widerfährt, seine Ursache in Handlungen von irgendwann vorher hat. Mitgefühl ist zutiefst egoistisch, weil es einfach für späteres Glück steht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Für mich sind diese Gefanken immer gute Laune Gedanken, sie beflügeln mich. Und so wandere ich noch kurz durch das Städtchen Sczcecinek, bevor ich nach Gwada Wielka zum See Wielimie rolle. Mein gutes schlaues Womobuch hat mir hier einen Stellplatz am See verraten. Pistenkrabbler krabbelt bis zur allerletzten Nische . Ein kleiner Sandstrand mit Abendsonne und ein See zum Erforschen, morgen.

 

 

 

 

Und ich höre weiter in den Vorträgen vom Dalai Lama. Es geht nicht mehr um Religion und Buddhismus, es geht um die allegemeine menschliche Ethik. Da tiefe Verstehen von dem „Ursache und Wirkung Prinzip“ ist so was wie ein Schlüssel zum Entfachen des Mitgefühls, das wiederum der Schlüssel zum Fieden ist. Frieden muß erst in uns selbst wachsen, damit es zum Mainstream wird.

 

Und wieder bin ich so fasziniert von seiner Erscheinung. Der Dalai Lama mit seiner hohen Weisheit und seiner tiefen Realisation zeigt sich uns als ganz normaler Mensch, der auch mal ärgerlich ist und sogar auch mal einen Moskito tötet. Er ist nicht heilig, obwohl er seine Heiligkeit genannt wird. Er ist zutiefst menschlich und teilt es mit uns und macht uns groß. Und damit vermittelt er, dass was er erkannt habe, kannst du auch. Das habe ich damals schon bei der Audienz gefühlt und fühle es jetzt wieder. Was für eine Größe! Wahre, zutiefst wahre und gelebte Weisheit, von der ich nur einen Bruchteil erahne.

 

 

 

 

 

Erst als es dunkel ist, verziehe ich mich mit dem Tablet nach innen. Es ist still um mich herum, ein Naturplatz vom Allerfeinsten! Da kann ich nur mal wieder ganz ganz großes Danke sagen.