in die Wüste nahe der heissen Quelle
6.1.
Trau ich mich, oder trau ich mich nicht? Trau dich, raunt mir Brummeli leise zu, das kann ich doch. Gestern abend habe ich noch gesehen, wie ein Brummeli mühelos durch die Sandkuhle fährt. Also ok, schnurr dann mal! Und ohne mit der Wimper zu zucken, anders ausgedrückt, ohne irgendwie zu ruckeln, schnurrt mein braver Pistenkrabbler hinauf, guckt mich an und sagt: War da was, ich habe doch vier gute Füße!
Wieder was dazu gelernt. Ich taste mich schon langsam ans Wüstenkrabbeln heran. Auf Umwegen geht es zurück nach Guelmin. Diese neue Straße will noch bis zu seinem Ende erforscht sein. Und das Ende ist bei Foum Assaka. Über eine gute Piste, die am Abhang steil hinunter führt kommt man auf die andere Seite, wo die Straße nach Sidi Ifni führt. Die Querverbindung ist fahrbar.
Mich beschäftigt aber noch die Klapperei meiner Aufbautür. 50m fahren, halten, Küchentücher an diverse mögliche Klapperstellen diponieren. Weiterfahren, es klappert. Wieder halten, neue Tücher irgendwo hin. Schließlich habe ich alle möglichen Stellen abgedichtet, es klappert immer noch. Es ist das Türschloß, die große Sicherheitsstange, die in ihren Halterungen klappern. Da muß ich wohl was aufschrauben. Das tue ich ein bißchen an meinem Platz bei der Quelle. Es ist noch nicht ganz gut, aber besser. Einen Teil vom Schloß traue ich mich nicht zu lösen. (der Teil mit dem Splint).Dann könnte ich die Verkleidung ganz abnehmen und Tesaband an die Klapperstellen kleben.
Schräg genüber von meinem Platz, auf der anderen Seite des Queds haben Womos ein Lager Womos eingerichtet. Und, laute Rumtatamusik mit tiefen Baßgedonner tönt herüber. Oh, oh die hören nicht nach Sonnenuntergang auf. Also Brummeli holper noch ein bißchen weiter die Piste entlang. Beim alten Haus bin ich endlich weit genug entfernt. Nur noch ganz leise höre ich die Bässe. Und ich denke an den Ausspruch eines Berbers von vor drei Jahren: die Wüste ist frei. Frei auch für alle Egoismen, die gelebt werden, ohne Rücksicht und Feingefühl. Unsere heutige Welt.
Lange telefonier ich mit Claudia und dann erfahre ich von Renate, das ihr geliebter Nero nun seinen letzten Weg gegangen ist. Er war schon lange krank, nun hatten ihn aber seine letzten Kräfte verlassen. Und Renate in ihrer Feinfühligkeit läßt ihn nicht leiden. Nun ist ihr Mohrenkönig im Hundehimmel und kann nach Herzenslust fressen, ohne dass es ihm schadet. Nero-Seelchen geh weiter auf deinem Weg! Ein letzter virtueller Krauler an dich! Und Renate, ich denke an dich!!
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Safar