Zwischen Es Smara und Laayoune

irgendwo auf einer Nomadenpiste in der Nixlandschaft

12.1.

Irgendwann ist immer ein erstes Mal und irgendwann ist heute. Ich bleibe im Sand stecken, pfui! Da war ich einen Augenblick nicht aufmerksam, war fasziniert von den zwei Quarzsteinen und wollte Brummeli zum Baum stellen.
Irgendwo zwischen Es Smara und Laayoune biege ich von der N14 auf eine gute Piste ab, die in weiter Ferne zu einem Nomadenlager führt. Weit davor ein paar Bäume mit schönem harten Kiesboden. Ich steige aus. Wie stelle ich Brummeli am schönsten hin. Da liegen zwei schöne Quarzsteine, die wenn sauber geputzt , wie kleine Höhlen sind. Ein Zeichen für mich zu bleiben oder ein Zeichen, das Ausbuddeln zu lernen. Ich nehme es schon vorweg, meine großen Sandbleche habe ich nicht gebraucht.

 

 

 

 

Hier beim Baum könnte ich doch stehen, der Boden ist fest genug und nur zum Wenden fahre ich rechts und sehe nicht, dass es lockerer Sand ist. So schnell geht das. Na gut, Spaten raus und freischaufeln, gut freischaufeln, meine kleinen gelben Matten ausgelegt, Untersetzung rein, Räder gerade und zurück auf der gleichen Spur. Da bin ich am schnellsten wieder auf festen Boden. Dreimal muß ich schaufeln, dann den vertrockneten Busch zusammentreten, damit ich weiter rückwärts geradeaus fahren kann. Es geht, Brummeli hat festen Boden und rumpelt auch über den Busch.

Wieder was dazu gelernt: in der Wüste mit vollster Aufmerksamkeit fahren und auch kleine Sandflächen sind nix für Brummeli, dafür ist er zu schwer, das ist seine Grenze. Oder ich lerne irgendwann mit der Hälfte vom Luftdruck in den Reifen zu fahren. Dann gräbt er sich nicht so schnell ein, sagen alle Wüstenfüchse.

 

 

 

 

Auf meiner harten Kiesfläche stehe ich gut und kann die Sonne verabschieden. Zwei Autos rumpeln noch die Piste entlang zu den Nomadenzelten und ich tauche ein in die Stille der Nixlandschaft. Bei Sonnenuntergang verabschiedet sich auch der Wind, der mit der Morgensonne zurückkommt.

 

 

 

 

 

Doch zu Anfang des Tages: am Morgen wandere ich zu dem Berg hinauf, in dessen Schatten ich so gut geschlafen hatte. Hier oben ist ein Gräberfeld der Nomaden. Kreis- oder eiförmig sind die Steine gelegt und zwei stehen senkrecht für Anfang und Ende, gen Osten ausgerichtet. Ja, dieser Platz war schon was besonderes und ich beschützt von den guten Geistern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Es Smara, dieser kleinen Stadt, steht Brummeli auf einen Parkplatz vor der Polizei und ich schau mich um. Die große Straße mit Geschäften, Cafes und Tajines, der Eingang zum dunklen Souk und die Moschee auf großem Platz. Schöne Häuser an der Hauptstrasse und in den Nebengassen der alltägliche Marokko Dreck und außerhalb die Slums. Dann ist wieder endlose Weite mit Sand, Büschen und Wüstenkies.

 

 

 

 

 

Hier gibt es dann keine Ablenkung, außer der meinen. Ich könnte es Nomaden-Meditation nennen und auf dem inneren Bildschirm erscheinen so manche Verhaltensmuster, die ich nie haben wollte und aus meiner Kindheit so gut kenne. Da gibt es nach wie vor die Stimme, die drängt, die schnell will, die weiter muß und…hier ist innehalten angesagt, atmen, tief ausatmen und horchen.

Der kleine Vogel, der auf meinem Womodach zwitschert, der Wind der ums Womo fegt, die Sandkörner die Muster bilden und endlose Weite der Nixlandschaft. Das Blau, das sich abends zu rosa, gelb und rot wandelt, die Wärme, die langsam in Kühle umschlägt, der Mond der frech und rund zum Womodach reinscheint. Sterne und Stille. Und,- eine Fliege, die meint sie dürfe in mein Nasenloch kriechen. Fliege, ich wünsche dir ein gutes Danach! (Gemein!)
Wieder ein spannender Wüstentag!