Vor Laayoune im Wadi Saqqiat al Hamra

oder Aufwachen in meinem „Gral“

13.1.

 

Hell leuchtet der Mond zum Dachfenster herein. Es ist sechs Uhr morgens und mit einem heissen Kaffee in der Hand begebe ich mich auf meine innere Reise in meine eigene Tiefe. In der Stille und Geborgenheit des Grals lausche ich den verklingenden Traumfetzen nach und lass Neue entstehen. Ich liebe das, mich tiefen Fragen zu stellen, Antworten zu finden, sie wieder zu verwerfen, Neues zu entdecken und dann Spuren zu folgen auf denen ich mich zuhause fühle, ein Pfad der wieder entdeckt sein will.

Genau dafür bin ich hier in dieser Wüstenstille – suche mir Plätze abseits vom Weltengetümmel, um anzukommen und vielleicht ein bißchen von dem wieso und warum zu erahnen. Und mein Pistenkrabbler ermöglicht mir im Außen Plätze zu finden, die mein Inneres leuchten lassen. So wie die Sonne sich abends hellgelb verabschiedet, taucht sie am Morgen wieder auf und läßt den Gralsrand golden schimmern.

 

 

 

 

Mein Gral ist zwar eigentlich nur ein Wadi kurz vor Laayoune. Edith Kohlbach schrieb in ihrem Reiseführer, das es hier eine Oase mit Campingmöglichkeit gibt. Die Oase gibt es, eingezäunt stehen wunderbare Palmen am Rand einer Quelle, eine andere ist fast undurchdringbar und muffelt nach Brackwasser.

Die Piste den Wadi entlang sieht gut aus, also Brummeli schnurr hinein. Dann forsche ich zu Fuß weiter und finde „meinen Gral“, der Boden fest. Hier ist es gut. In der Ferne am oberen Rand sehe ich das Denkmal, bei dem ich hinunter geschaut hatte. Für was es steht oder stand kann ich nicht herausfinden. Vielleicht aus der spanischen Zeit, weil Teneriffa drauf steht.

 

 

 

 

Ich bin kurz vor Laayoune der „Hauptstadt“ der Westsahara, die fest in Marokkos Hand ist. Kein Wunder gibt es doch hier, nicht weit weg in Bou Kra die größten Phosphorfunde. Eine 100km langes Förderband transportiert diesen wertvollen Rohstoff direkt nach Laayoune, wo es verschifft wird. Bou Kra besteht aus einem kleinen armseligen Dorf und fest umzäunten und bewachten „Stadthäusern“ für die Arbeiter, sicherlich nur für die höheren Angestellten. Hier darf ich nicht fotografieren sagt mir freundlich das Militär und hier darf ich nicht weiter. Und die Anlage könne ich mir im Internet anschauen. Ich rolle die 30km wieder zurück, vorbei an weißen Saharasand und später dem Förderband, das für kurze Zeit eng neben der N 14 verläuft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Saharis, ein altes Nomadenvolk, haben nicht viel von diesem Reichtum. Ihre Arbeitskraft wurde ausgebeutet, wie in so vielen anderen Ländern auch. Unterschwellig gibt es immer noch den Konflikt, Eigenständig oder unter der Knute von Marokko. Lange wurde die Westsahara von Spanien dirigiert, die zogen sich nach UN Mandaten zurück und Marokko sah seine Chance gekommen. Ein uraltes Versprechen zwischen Königen, die Saharis zu schützen, gab ihm die Legitimation.

Zu lange dauert dieser Konflikt und so mancher Sahari hat sich längst mit Marokko arrangiert. In Windeseile wurden Straßen gebaut und technische Errungenschaften zugänglich gemacht. Gutes Internet, Autos und billiger Diesel auch für die Nomaden, die weit draußen im Sand ihre Zelte und Herden haben. Manchmal wird aber auch ein Kamel per „Taxi“ transportiert.

 

Und so lass ich den Tag in meinem Gral ausklingen, freu mich mal wieder so einen Platz gefunden zu haben. Ist das eine spannende Wüstenreise!