Vertreibung aus dem Paradies…

oder es war doch so ein schönes Platzerl

 

31.12.

Morgendämmerung über den Hügeln des Wadis. Goldgelb bis rot färbt sich der Himmel vor mir und das Dunkel der Nacht verkrümmelt sich hinter die Berge der Wüste. Ja, wo bin ich denn da? Schlußendlich nicht so weit weg von der R 101 auf einer Piste Richtung großem Wadi. Hier darf ich dann bleiben. Mit Argusaugen und Blaulicht wird mein Tun beobachtet und spät am Abend kommen sie nochmal, um mich zu fragen, ob alles ok ist. Innerlich rolle ich mit den Augen, äußerlich bleibe ich freundlich. Wenn er nicht in Hörweite der Straße wäre – gar nicht so schlecht, stelle ich jetzt heute morgen fest. Geht doch!

 

 

 

 

 

Da hatte ich auf guter Piste einen herrlichen Platz weit weg von der R 101 gefunden. Gegenüber von dem kleinen Ort Elkalona, bestehend aus vier kleinen Häusern, ein paar Zelten, Kamele und ein Brunnen. Was für ein schöner Weitblick in die Landschaft unter mir das große Wadi. Hier ist es gut, hier bleibe ich. Das meinten aber die drei Polizisten oder Militärs nicht, die kurz vor Sonnenuntergang aufkreuzen. Mit Engelsgeduld versuche ich ihnen klar zu machen, das hier keine Gefahr droht und das ich mich nie in ein Dorf stelle oder neben ihre Wache. Freundlich und theatralisch. Sie sind auch freundlich und theatralisch und sagen immer wieder dangereux ici, dangereux ici und rollen mit den Augen.

 

 

 

 

 

Ich merke ich ziehe den Kürzeren, sie bleiben einfach beharrlich. Und so muß ich meine Zelte abbrechen und bis hinter den Ort Abattekh fahren. Dort sind sie stationiert und haben dahinter vielleicht keine Verantwortung mehr, denke ich mir. Was für ein Quatsch, aber wenn sie es nicht wollen, wollen sie es nicht. Sie bleiben in meiner Nähe. Halte ich an, halten sie auch an. Abbiegen nach irgendwo geht nicht.

Vor dem Dunkeln muß ich aber noch einen Platz finden. Eigentlich verstehen sie nicht, was für einen Streß sie mir machen und das das gefährlicher ist, als mein Bleiben dort.

 

 

 

 

 

Gekommen war ich über eine kleine verlotterte Straße von Chbika, dem großen Wadi entlang. Herrliche Wüstenlandschaft, mal weiß, dann wieder dunkel, mal Bergleins dann wieder endlose Weite. Auf der Suche nach einem Platzerl müsste ich durch privates Abbaugelände fahren. Das will ich dann doch nicht.

 

 

 

 

 

Und die Piste, die ich dann finde wurde sicherlich mal für die Strommasten gebaut. Irgendwo geht es noch windig durch das Wadi hinüber. Aber eben windig und sandig. Hinterhalb versteckt hätten sie mich vielleicht nicht gesehen. Das ich hier weggeschickt würde, hatte ich nicht gedacht. Da kommt doch kein Mensch. Aber dann gleich drei. Vorher hatte ich wenigstens schon ein bißchen die Landschaft bei einem Telefonat genossen. Das zweite wird dann am neuen Platz im Dunklen fortgesetzt und irgendwann verkrümmel ich mich ins Bettchen. Ich habe schon immer ins Neue Jahr hinein geschlafen. Und hier ist es ganz still. Kein Feuerwerk und Geböllere. Kein großes Trallala. So liebe ich das.

 

 

 

 

Nehmen was kommt und mit dem umgehen was ist und dabei die Gelassenheit nicht verlieren.

Ein gutes Motto für 2024 und mir ist bewußt, das ich mit meinem Leben und Möglichkeiten, das so einfach sagen kann. Für die, die ums Überleben kämpfen ist dies eine ganz andere Nummer.