oder Höhlenwohnungen und lebendige Acrylbilder….
30.4.
Steintrümmer um mich herum, Regengeprassel über mir und die Weite einer fast unbewohnten Landschaft. Am Abend zieht nur eine Ziegenherde vorbei. Ich habe meinen Platz in einem alten Steinbruch gefunden auf einer Hochebene hinter Taskale. Vergessene Steine in einem riesigen Rund. Wir schützen dich vor zu viel Wind, raunen sie mir zu. Welche Steinseelen wohl da raunen? Puzzleteile eines viel Größeren, das die Erde formte? Wenn ich nur ihre Sprache verstehen könnte. Ich fühl mich eingeladen da zu sein. Steine, Zeugen der Zeit, der verrinnenden Zeit.
Und in dieser Steinwelt bewege ich mich. Die Manazan Magalarari Caves rufen – Wohnungen in lehmigen Fels gebaut. Ein Holzbohlenpfad führt hinauf zu diesen Höhlen, in denen einst Menschleins hausten.
Schwarz sind die Decken vom wärmenden Feuer. Versteinerte Sessel und Schlafnischen, ein Raum fast wie eine Versammlungshalle. Rutschige Steinstufen führen in obere Etagen. Ich habe keine Taschenlampe mit. Die Türe ist wohl erst später dazu gekommen.
Und so stromere ich umeinander und lausche dem Gemurmel der Alten, der Jäger und Sammler, lausche dem Gemurmel der Frauen, die im Schutz des Feuers ihre Kinder nährten, lausche dem Leben, das damals auf Überleben ausgerichtet war. Und später als Religionen um die Vorherrschaft kämpften, wer versteckte sich wohl hier in dem unzugänglichen Tal.
Manchmal ist doch doofes Wetter gut, denn ich kann ganz alleine umeinander turnen und diese Welt auf mich wirken lassen. Pünktlich zum nächsten Regenschauer bin ich zurück. Eindrucksvoll diese Höhlenwelt.
Ein paar Kilometer weiter liegt Taskale mit seinen bekannten Lagerräumen, die in den Fels gehauen sind. Sie werden teilweise noch heute benützt und sind mit ihrer beständigen Temperatur und Feuchtigkeit ein begehrter Platz.
Brummeli darf sich kurz mit ihnen brüsten. Hier bin ich, zwinkert er und ich bin doch auch eine Art Höhlenwohnung, nicht wahr! Die kleine alte Strasse modert vor sich hin und die Gebäude verfallen mehr und mehr. Hühner picken herum und ein Hund bellt mich an. Was willst du denn hier. Er verteidigt nur sein herunter gekommenes Zuhause.
Wieder ein paar Kilometer abseits liegt die Höhle Incesu magarasi. Hier erwarten mich lebendige „Acrylbilder“, von Stein und Wasser geformte Skulpturen, die das Licht in malerische Farben taucht. Eine Wendeltreppe führt das „Loch“ hinunter in eine surreale Steinwelt und ein rutschiger Weg hindurch. Diesmal habe ich eine Taschenlampe mit (drei!), ich brauche sie aber nur wenig.
Die Lichter leuchten und ich laß mich einfangen von den Bildern, die hier gezaubert sind. Kunstwelten! Erst ziemlich am Ende schaue ich in die Dunkelheit, in das tiefe Schwarz, das alles Licht verschluckt, die Geräusche verstummen läßt und einer Ewigkeit Raum gibt, die namenslos ist. Unheimlich!
Der befestigte Weg hört auf und ich krabbel nur ein bißchen weiter den glitschigen Stein entlang. Dann wird es mir zu gefährlich. Wahrscheinlich floß einst Wasser hier und hat diese Welt geformt.
Zurück durch die lebendigen Acrylbilder. Ich kenne eine Malerin, die hier ihre reinste Freude hätte und in den Farben und Formen schwelgen würde. Zurück im Licht der Welt sind es nur ein paar Kilometer zu meinem Steinbruch. Die Sonne scheint und ich kann sogar Stühlchen wieder draußen aufbauen und die Eindrücke von heute wirken lassen.
Die Seele der Natur und die Bilder – Wirklichkeit und unsere Phantasie. Bilder, die wir uns von der Wirklichkeit machen und dann,- machen wir sie noch ein bißchen schöner,- hmm????? Was ist schön? Das tiefe Schwarz, in dem das Einzelne nicht mehr zu erkennen ist, in dem man nix mehr sieht? Die bunten Farben, die Nuancen vorteilhaft ins Licht stellen und ein Bild erzeugen, das der Phantasie so viel Raum läßt? Das gleißende Licht der Sonne, in das man nicht wirklich gucken kann? Alles Momente einer Wirklichkeit, alles Bilder eines Erlebens und ….????