oder von der Wildnis zurück ins zivilisierte Leben
22. Dezember
Irgendwo da draußen stehen im Nirgendwo, da muß ich nachts doch die Sterne sehen, denke ich. Und wie ist das jetzt, sieht der Sternenhimmel anders aus, als wie bei uns? Das südliche Kreuz müßte ich sehen, habe ich gelesen. Und so gucke ich im Dunklen ganz intensiv nach oben. Kein einziges Sternlein sehe ich, nur einen hellen Schimmer im Osten und ganz bleichig zwischendurch mal ein Hauch von Mond. Wolken verdecken meinen schönen Sternenhimmel. Also diesmal noch nix mit Südkreuz und so verziehe ich mich unter meine Bettdecke und schlummere süß und seelig.
Ich habe mir vorgenommen, bis kurz vor Wellington zu fahren. Wenigstens das Te Papa Museum möchte ich anschauen und einmal kurz in die Stadt schnuppern. Ob ich da am Rückweg noch Lust zu habe, weiß ich nicht.
Also bummele ich gemütlich über diverse Strände Richtung Süden. Die Strände werden heller und die Sanddünen höher und weitläufiger. Ein bißchen wandere ich darin umher. Die Möwen sind so Strandbummler gewöhnt und rühren sich nicht vom Fleck. Zu zweit stehen sie zusammen und warten auf Eßbares, eine Muschel oder einen Sandwum. Ich warte nicht so lange, sondern fahre weiter.
In Foxton, einem typischen Straßendorf, erstehe ich in einem Secondhandshop drei kleine Kissen für mein Womo und gebe zwei Pakete und vier Postkarten zur Post. Ich glaube, ich habe die teiuerste Post in ganz Neuseeland erwischt. Macht nix, Renate und Elfi sollen sich freuen!
Bei einer schönen Kaffeepause mit Möwenfütterung und komme ich ins Gespräch mit einer sehr netten Neuseeländerin aus North Plymouth. Weißt du, wie Neuseeland entstanden ist, fragt sie mich. Mir fällt nur die Geschichte der großen weißen Wolke ein. Nein, sagt sie, da gibt es noch eine andere Legende. Ganz am Anfang gab es einen kleinen Maorijungen, der so gern zum Fischen ging. Und eines Tages spürte er, daß er da etwas ganz großes an der Angel hatte. Er rief nach seinem Papa der gelaufen kam und zusammmen hievten sie ein riesiges Etwas aus dem Meer, daß wie ein großer Fisch aussah. Das war die Geburtstunde von Neuseeland Und wenn man die Silhouette von Neuseeland sieht, erkennt man den Fisch.
Es ist schon verrückt, die Leute sind so freundlich und begrüßen mich, reden mit mir und wir ratschen dann ein paar Takte und dann geht jeder wieder seine Wege. Auch werde ich nicht als Exot angesehen, wenn ich sage, daß ich allein unterwegs bin. Irgendwie kann man hier ziemlich machen, was man will. Sie freuen sich, wenn ich Spaß habe. Ein anderer Kiwi, der vor 8 Jahren aus Amerika nach Neuseeland gekommen ist, erzählt mir, dass es aber schwierig wird, wenn man immer hier lebt, denn die Kiwis würden sich nicht wirklich so schnell öffnen. Sie sind sehr familiengebunden und es bräuchte viel Zeit, um deren Vertrauen zu bekommen.
Meinen Übernachtungsplatz finde ich in einem Park vor Wellington, undzwar in Paremata Ngatitoa Domain (GPS: S 41°5’51“ E 174°51’55“) In dem schlauen Buch, mit dem Womo durch Neuseeland ist er beschrieben. Ich beoabachte noch ein paar Kanuten, die mit leisen Maori-Gebrüll (vielleicht?) ihre Übungsrunde drehen. Dann geht die Sonne hinter dem Berg unter und ich verziehe mich ins Brummeli.
Gabriela
Safar