Stille in den Bergen der Mani

oder auf altbekannten Pisten und Plätzen

 

20.6.

Hoch oben in den heissen Steinen der Mani mit Blick auf das ruhige Wasser. Die Sonne scheint, der Himmel lacht und das Blau verliert sich am Horizont. Grillen zirpen, Vögel zwitschern und am Abend heulen die Kojoten. Die Mani zeigt sich in ihrer ganzen Pracht und Stille hier oben auf meinem Spezialplatz. Nur Natur um mich herum. Einst wurden die Felder sorgsam mit Steinen umrundet, vor Wind und Wetter geschützt, heute wächst Gras darin.

Ich befinde mich auf bekannten Pfaden vom letzten Jahr und rumpel die Piste hierher. Zwei dicke Spinnennester werden durchfahren und wieder kullern sie die Windschutzscheibe herunter. Iiiii! Markiert hatte ich mir den Platz mit den Worten – so eine Stille hier . Und das ist wahr. Sonnenschirm aufgebaut, Stühlchen gen Wind gestellt und die Ruhe genossen. Eine Grille läßt sich auf meinem Bein nieder.

 

 

 

 

 

Erst spät breche ich von meinem Strand vor Karlamata auf. Zwei schöne Schwimmerlis am Morgen in diesem klaren Kieselstrandwasser, das so einladend vor sich hin plätschert. Ein Ratsch mit meinen österreichischen Nachbarn. Sie bleiben und genießen die Ruhe am Strand. Weiter vorne, wo sie zuerst standen kommen später die Griechen.

Hier hinten ist es so leise, sagen sie. Das kann ich nur bestätigen. Weiter hinten würden sie nicht hinfahren, weil man ja, falls es brennen sollte, nicht so schnell wieder weg kann und,- haben sie keine Angst so alleine? Ich bewundere es ja, aber ich könnte es nicht, die obligatorische Frage.

 

Mir fällt auf wie oft die Menschleins von ihren Ängsten reden, die schwärzesten Geschichten herausholen, um ihre Angst zu untermauern. Sie fühlen sich nicht geborgen weit draußen in der Natur, sondern reden von Raub und Überfall. Immer wieder muß ich erklären, das mich weit draußen im Irgendwo keiner sucht. Menschleins, denen ich begegne sind freundlich und zugewandt, winken und wir verständigen uns mit Händen und Füßen. In der Stadt mag es anders sein, aber in der Natur gelten andere Gesetze. Ich habe das vor vielen Jahren auch im Himalaya erlebt. Wann immer ich oben in den Bergen war, weit ab von größeren Siedlungen, der Rhythmus des Lebens tickte anders. Zurück in Kathmandu wurde ich immer erstmal krank.

 

 

 

 

 

Draußen umgibt mich ein heilendes Energiefeld, ein heilendes Pulsieren, eine Natürlichkeit, die ein bißchen der Ursprünglicheit ahnen läßt. Draußen im Irgendwo wispern die Steine von den vielen Jahrtausenden, die sie formten und hier zurückließen, raunen die Gräser vom Kommen und Gehen, vom sich Beugen und wieder Aufrichten und die Grillen sind für das Konzert zuständig. Kojoten heulen sehnsuchtsvoll in die Ferne und die heiße griechische Sonne macht einem nur etwas kühleren Abend Platz. Die Mani-Berge verschwinden im Dunst.

 

 

 

 

 

Ja, ich könnte wieder schwärmen. Wenn es heiß ist, ist es Sommer. Als Kinder hatten wir hitzefrei wenn es richtig warm wurde, heute sollen wir laut Regierung davor geschützt werden. Heute werden die Wetterkarten schon bei über 20 Grad tiefrot angezeigt. Was machen wohl die Wüstenbewohner, die Südländer, die Jahr für Jahr Temperaturen von mehr als 40 Grad aushalten müssen. Im australischen Outback hatte es 42 Grad und wir haben auch gelebt. Ja unsere Klimachaoten – wieviel Blödsinn müssen sie noch verzapfen, damit die Menschen merken, das hier etwas nicht stimmt.

In diesem ganzen menschengemachten moralinsauren deutschgrünen Wahnsinn, der in seiner Verbotsorgie vor nix mehr Halt macht kann ich mich nur noch zurückziehen und auf das wirklich Wichtige konzentrieren. Die Angst- und Panikmache regiert die Menschleins. Und erst wenn sich jeder seiner eigenen Angst stellt und schaut warum, wieso und wesahalb er sie hat, schaut was dahinter steckt, also die Angst hinter der Angst, erst dann kann man aussteigen aus dieser jahrelangen Konditionierung,- das Leben ist gefährlich und du mußt dich davor schützen.

Vor der Sonne mit Sonnencreme, vor der Hitze mit Wasser, vor der Kälte mit Wärmepumpen, vor Raub mit digitalem überwachten Geld vor Krankheit mit irgendwelchen Pieksen und vor der Lebensfreude mit Verboten, Strafen und Angstmacherei.

Früher als wir wandern gingen hatten wir keine Nuckelflasche dabei. Wir sind damals nicht vertrocknet. Und getunken hat man dann, wenn man Durst hatte. Heute rennt jeder mit seiner Flasche rum und ohne ist Bewegung fast unmöglich. Schwangerschaft war natürlich und wurde nicht zur Krankheit degradiert, die engmaschig ärztlich überwacht werden mußte. Wieviel Natürlichkeit ist uns in den letzten Jahrzehnten abhanden gekommen?

 

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Vielleicht ist es das, was wir wiederfinden müssen – pure einfache Natur, pures einfaches Leben, weg von dem vielen unnötigen Schnickschnack hin zu dem Wesentlichen was glücklich macht und das Leben erfüllt.

Weg von der Angst hin zur Lebensfreude und Neugier, zum Flow, der uns einfach sein läßt.