Rückblick, Ausblick und endlich wieder unterwegs ….

oder hinter den Kulissen zwischen Ostern und Himmelfahrt und ein erster Halt in Ungarn

18.5.


Zeit zu schreiben – Zeit zu gehen und Zeit endlich wieder weiter zu wandern, oder soll ich besser sagen rollen. Dunkle, so dunkle und tiefe nasse Wolken wabern im Land umeinander. Irgendwo scheint die Sonne, auch hier, nur halt hinter den Wolken. Dazu ein kalter Ostwind, gefühlt tiefer, tiefer Winter und ich als verwöhntes Sonnenkind mitten drin. Huuuuh – wo bin ich denn da gelandet.

 

 

 

 

 

Es gibt viel zu denken, zu überlegen, Pläne zu schmieden, nur um sie dann wieder im hohen Bogen in die Weite des Horizonts zu entlassen. Da hinten ganz weit hinten ruft das Meer, während ich mich hier in so manchen Kleinkram verliere. Aber so bin ich halt,- Ideen wollen verfolgt werden und da kann ich ganz schön hartnäckig sein, bis ich merke, das ihre Zeit noch nicht gekommen ist. Geduld ist hier mein Zauberwort und Geduld ist nicht immer prickelnd toll und vor allem nicht einfach.

 

 

 

 

 

Also lasse ich nach vielem Hin und Her meine Vorstellung von wie es weitergehen soll los und folge,- ja was denn,- irgendwas? Strom des Lebens klingt doch toll, aber ob es wirklich der Strom ist ??? Bei diesem vielen Regen ist er braun- ockergelb und fließt flott, sehr flott dahin. Einiger Mist schwimmt vorbei, kleine Baumstämme, losgerissene Grasinseln, irgendwelcher Plastikmüll, der vorher am Ufer seinen letzten Ruheplatz gefunden hatte.

 

 

 

 

 

Lebensfluß – mal lustig plätschernd, leise gurgelnd, mal reißend gefährlich und schmutzig braun dahinfließend, gesäumt von Wald und Wiesen, von alten Datschas, die vor sich hin modern oder höchst modern neu aufgebaut sind. So einige sah ich ja auf meinem Weg durch Ossiland. Alte Feriensiedlungen der DDR Kultur an den Seen der ehemaligen Braunkohlebergwerke. Jeder hatte sein kleines Gärtchen, baute an und bastelte an dem kleinen Domizil herum. Eine schöne Kultur, denn die Wohnungen in den Plattenbauten schauen von außen eher aus wie Aufbewahrungsanstalten der Arbeitsbienen. Dagegen der Westen mit seinen hochmodernen Einfamilienhäusern, die fast unbezahlbar nur der Mittelklasse vorbehalten sind. Eine kleine Datscha konnten sich viele leisten.

 

Das Rauschen, das Gurgeln und Plätschern des Flußes ist doch unüberhörbar. Ich brauche nur meine großen Ohrwatschel aufzustellen und zu horchen. Vor lauter Gedankenbäumen und Vorstellungswildwuchs höre und sehe ich aber so manches Mal den Wald nicht, verlaufe mich, zerkratze die Beine, stolpere über Stock und Stein, anstatt Ruhe zu geben und still zu sein.

Vielleicht färbt ja dieses ewig nasse Grau klammheimlich mein Gemüt. Ich muß unbedingt mal wieder weg. Und jetzt ist es so weit.

Draußen im Irgendwo der Natur zwischen Wasser und Feld, zwischen Kraut und dicken Kullersteinen, und der Weite der Seen und der Meere, ja da draußen bin ich zuhause und am wirklichen Puls der Natur, deren Rhythmus so ein ganz eigener ist. Da kann und darf ich nix einreden, besser wissen wollen oder mit meinen Vorstellungen wie Leben sein soll eingreifen. Da darf ich nur still sitzen und lauschen. Mehr nicht.

Also mache ich mich wieder auf, gen Süden, gen Meer gen Wärme und hoffentlich heißer Sonne. Eine grobe Richtung Ungarn, Bosnien, Monte Negro, Albanien, vielleicht bis Griechenland. Ich bin spät dran und wenn es zu wuselig wird verziehe ich mich in die Höhen der Berge oder rolle weiter bis Rumänien. Alles ist möglich. Brummeli ist gut gewartet, hat neue Reifen und wieder gut funktionierende Bremsen. Meine Knöllchen sind bezahlt und auch die doofe Rechnung von Bayerbach. Wohnwagen hat ein neues großes Bett gekriegt, für Freunde und und schaut jetzt richtig klasse aus und im Vorzelt prankt ein grüner Rasenteppich, der die Sitzecke noch kuscheliger macht.

 

 

 

 

 

So fand ich mich wieder zwischen Sägespänen, Schrauben und Krimskrams, der von einer Seite zur anderen getragen wurde. Vorzelt wurde zur Bastelstube umfunktioniert und Brummeli fand einen Platz vor dem Baumarkt. Dazwischen Treffen mit Freunden und wie immer lange lange Ratsche am Telefon.

Ein paar Restarbeiten warten dann noch im Hochsommer auf mich. Küchenplatte abschleifen und neu einölen, die Küchenbeine mit einer Abschlußleiste „verzieren“, den Durchgang mit Tapete bekleben und den kleinen Bistrotisch im Wohnwagen festschrauben. Dann kann Bayerbach wieder fett und frech grinsen und sich im Spiegel selbst bewundern. Dem deutschen Schmuddelwetter sei Dank.

 



 

 

 

Auf gehts, komm schnurr los, raunt Brummeli mir zu. Auch wenn heute das Wetter noch nicht ganz toll ist. Es wird besser. Zeit weiter zu wandern. Und so ist mein erster Halt hier in Ungarn am Fluß. Die Wolken lockern auf und ein erster Sonnenstrahl erwischt mich. Bei Vag gibt es einen kleinen Picknickplatz direkt am Fluß, der weit über die Ufer getreten ist. Normalerweise ist hier ein kleiner Strand. Jetzt gluckert und rauscht es. Nur ein kleines bißchen Matschweg, dann bin ich da zwischen grünen Bäumen und herrlichem Vogelgezwitscher.