Mitten in Ungarn am Deseda See

oder langsam wieder eintauchen ins Unterwegsein

19.5.

 

Die Sonne blinzelt endlich wieder zu meinem Fenster herein, kitzelt an der Nase und hilft mir meine Augendeckel aufzuklappen. Vögel erzählen sich ihre Träume und ratschen lauthals, Fröschleins quaken und die Fische springen auf der Suche nach fliegenden Leckerbissen aus dem Wasser. Ein zwei Radler, noch ein paar Angler, die weiter vorne ihre Ruten ins Wasser hängen. Ein Kuckuck der hier in der Idylle des Deseda Sees. ruft. Was für eine schöne Ruhe im Gegensatz zum wuseligen Balaton.

 

 

 

 

 

Da wollte ich nämlich gestern ein paar Einsiedlerhöhlen besuchen. Die Parkerei war schwierig. Entweder kein Platz oder für Womos verboten und ganz weit vorne ein Bezahlplatz. Ich habe zwar Forintscheine, aber keine Münzen. Das Bezahlen mit Karte erscheint mir windig. Dann rutscht auch noch mein Ungarn-Geldbeutel in eine fast unsichtbare Ecke des Beifahrersitzes und ich suche und suche. Ist er mir bei dem Verbotsplatz aus der Hand gefallen? Er liegt nicht dort, also kann er nur im Womo sein. Schließlich finde ich ihn. Man kann ja alles als ein Zeichen sehen. Viele Autos auf der Straße nach Tihany, die Fischer stehen längst in ihren Nischen und Horden von Radlern bevölkern den Radweg. So viel Gewusel, da habe nicht wirklich Lust drauf. Dann halt nicht, sage ich mir und rolle weiter zu diesem See.

 

 

 

 

 

Gut gemacht,- ein schöner Platz am Wasser und ein toller Radweg drumherum. Auf der anderen Seite tummeln sich die Menschleins. Ein großer Biergarten und ein Restaurant neben gemähten Wiesen. Fast wie der englische Garten. Ich eröffne mein eigenes Restaurant am See und genieße die untergehende Sonne hinter mir. Das Froschkonzert am Abend ein Ohrenschmaus.

 

 

Ich brauche immer ein zwei Tage bis ich wieder so richtig im Strawanzmodus angekommen bin. Aber das war jetzt schon ein guter Anfang. Noch ein so lieber Telefonratsch. Röper und Stein mit ihrer neuen Tacheles-Sendung kommt morgen dran und das Interview mit der Specherin von Lavrow auch. Die Nachrichten von außerhalb der westlichen Medienblase sind immer hoch interessant, weil sie den Blick weiten und eben Dinge erzählen, die man bei uns nicht hört. War ja früher im Krieg auch so. Da hat man heimlich ausländische Nachrichten gehört, um wirkliche Informationen zu bekommen. Und die Ossis schauten früher Westfernsehen, weil sie die Propaganda ihres eigenen Staates kannten.

Hätte mir ja nie gedacht, das wir auch so in Zeiten kommen, wo wir unsere Informationen so genau hinterfragen müssen, um zu durchschauen, was ist Propaganda und wo liegen die versteckten Gedankenmanipulationen. Die Emotionalisierung der Sachlichkeit hat sich schleichend entwickelt. Früher wurde die Tagesschau doch sachlich, unemotional von grauen Männern mit Schlips vorgetragen, verschiedenen Meinungen nebeneinander gestellt. Heute gibt es betreutetes Denken. Andere Meinungen werden einfach nur noch verunglimpft und mit Totschlagargumenten diffamiert. Wir sollen alle dem offiziellen Narrativ glauben und wenn sie mal was eingestehen müssen, es möglichst schnell vergessen.

Informationsflut und Informationswirrwarr ein praktisches Tool.

Geschickt wird unsere Meinung gelenkt. Und wer will schon Außenseiter sein, abgestempteltes Schmuddekind? Die Psychologie mit all ihren Manipulationsmethoden hat längst Einzug gehalten. Wirklich kritische Sendungen z.B. bei Arte kommen mitten in Nacht. Und wer schaut da noch zu? Auch die alternativen Medien müssen genau angeschaut sein. Ein Merkmal für mich ist der Umgang mit Angst. Wird Angst geschürt und wenn ja, wem nutzt es und dann ist es mit großer Vorsicht zu genießen. Oder helfen die Infos mir einen weiten Blick zu bekommen, um gute Entscheidung für mich treffen zu können. So nehme ich mein Leben selbst in die Hand und laß mir nicht vorschreiben, was ich zu denken und fühlen habe.

Genug für heute. Die Sonne scheint – es ist wieder warm und das da Draußen ruft.