Ourique-See, Chabucco und Playa Grande

oder mein Reisemodus entwickelt sich zum Überwinterungsmodus

7.12.

Wie geht mein sogenanntes Reiseleben weiter im Dezember 2020. Von Reise kann ja jetzt nicht wirklich die Rede sein, obwohl? Ich tingele ein bißchen hin und her, von diesem Platz zum nächsten, zurück zum anderen und dann mal wieder ein Neuer.
Am wohlsten fühle ich mitten draußen in der Natur, umgeben von Eukas und See, oder Klippen und Meer oder einfach Wiese und Düne.

Am Ouriquesee, an dem ich einen wunderbar versteckten und geschützten Platz entdecke, bleibe ich ein paar Tage.Genau die, an dem auch hier in Portugal eine Art Lockdown ist. Man soll seinen Landkreis nicht verlassen. Das Wetter ist gemischt, normal zu dieser Jahreszeit in Portugal. Heiß, sonnig und schön wechselt sich ab mit Wind, Wolken, Regen und Nass.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonnenstunden nütze ich zum Draussensein, Umeinanderlaufen oder auch nur auf meinem Stühlchen die Sonne genießen. Ein Buch fesselt mich, das vom Felsenkloster im Himalaya. So vergehen graue Wolkentage im Flug, fast merke ich es gar nicht. Wandere selbst im Himalaya, höre die dumpfen Gesänge der Mönche, ihr monotones Murmeln. Lausche den Belehrungen des Meisters und lasse die auftauchenden Bilder in mir wirken. Fern ab von allen, fern ab von Corona und unserer Welt. Es ist erholsam in etwas ganz anderes abzutauchen, bevor es weiter geht mit Corona und all seinen Implikationen.

Ein Besuch bei meinem Schwager in Vale, der mir stolz sein neuen Bauvorhaben zeigt. Wir trinken Tee, erzählen und lachen. Ich ziehe weiter von meinem Hügel zu einem neuen Platz bei Chabucco. Erst ganz frei, hoch über den Klippen. Die Sonne brennt heiß und lädt zum Wandern ein. Dieses Stück hier oben vor Bordeira kannte ich noch nicht. Meine Wetterapp verrät mir aber starken böigen Nordwestwind und so fahre ich nur 100m weiter zu einem geschützteren Platz. Die Eukas halten die fetten Böen von mir fern. Wie gut, daß ich nicht zu faul war den Standort zu wechseln, denke ich spät am Abend.

 

 

 

 

 

Einkaufen ist angesagt und schauerliches Regenwetter. Im Osten des Landes soll es schöner sein. Also auf zu einem See, der aber überhaupt nicht einladend wirkt in diesen grauen Wolken. Eigentlich fahre ich wahrscheinlich durch wunderschöne Landschaft, die im Frühjahr wenn es warm ist, sicherlich viel einladende Plätze bereit hält. Jetzt ist alles nur grau in grau und ungemütlich kalt.

Also doch Algarve und mein Schlechtwetterplatz am Praia Grande. Hier ist man geduldet, allerdings sind nur 4 Womos mit mir weit verstreut. Im Dunkeln rolle ich zielsicher zu meinem Platz. Und bleibe. Vom Westen ziehen immer wieder dunkle Wolken durch. Hier an der Praia gibt es ein blaues Wolkenloch, mal größer mal kleiner. Ich wandere über die Dünen, schau aufs Meer, freu mich über die Sonne und lass wie immer meine Gedanken sparzieren gehen. So vergehen die Tage. Telefonate mit lieben Menschen und dazwischen viel Zeit für den Irrsinn, der sich Corona nennt.

 

 

 

 

Ich bin mehr im Überwinterungsmodus, als Reisemodus. Irgendwann und ich hoffe das Irgendwann ist nicht allzu weit weg wird es sich zum Guten wenden. Und warum und wieso ich das glaube steht im Corona-Blog.

 

Für mich selber ist der Coronablog fast wie ein Tagebuch in diesen Umbruchzeiten. Vielleicht erkenne ich sehr viel später so etwas wie eine rote Linie, so etwas wie einen Marathonlauf, der einfach zu einem Ziel führt, das man unterwegs fast aus dem Blick verliert. Spannend, bedrückend, aufregend und dann wieder froh und hoffnungsvoll, so kann ich meine Gefühlslage in diesen Zeiten benennen. Schauen wir mal!