Nebelwald und Königstal auf der Insel der Nachdenklichen

oder Ausflug in das große Valle Gran Rey

 

23.2.

Tiefblauer Himmel heute morgen über der Eremitage von Isidro. Diesmal stehe ich mit Blick zur Westseite. Auf „meinem“ Platz steht ein rotes umgebautes Feuerwehrauto. Ich hatte sie schon in Playa Santiago gesehen, da wo so viele standen. Wir ratschen ein bißerl miteinander und ich stell mich auf die andere Seite vom Platz mit Blick nach Westen und genieße den Sonnenuntergang. Der eiskalte Wind wird langsam weniger und macht der Sommerwärme wieder Platz. Und sie sagen, das soll jetzt ein paar Tage bleiben. Jippii!

 

 

 

 

 

Mein Ausflug ins Königstal – Valle Gran Rey – steht an. Steil und kurvig gehts rauf und runter und durch flechtenbewachsenen Nebelwald. Sieht schon spannend aus und viele Wanderwege locken durch das moosige Grün und die triefnassen Äste. Hier bleiben die Wolken hängen.

 

 

 

 

 

Zu laufen lockt mich nicht wirklich, obwohl etwas Urwaldfeeling aufkommt. Löwenzahn wächst zu großen Büschen und fast kleinen Bäumchen heran. Fasznierend. Ich rolle weiter und finde auf tausend Meter Höhe ein Platzerl, das mir aber zu kalt und vor allem noch zu windig ist. Ein roter Pfad, teils durch matschige Pfützen führt hinauf und ich blicke weit hinunter zur Westseite Richtung Agulo.

 

 

 

 

 

Ich rolle weiter und hinter Arure gibts den ersten großen Blick in das berühmte Valle de Rey – das Königstal. Imposant die hohen zerklüfteten Berge rechts und links und eine Straße, die sich hinunter windet. Ein nettes Paar aus dem Norden bewundert auch diesen Blick. Und aus den anfänglich belanglosen Worten ensteht ein tolles Gespräch über die Welt und wie wir damit umgehen.

Sie haben es trotz Arbeit im Gesundheitswesen geschafft ungeimpft zu bleiben. Es hat viel, viel Kraft gekostet, all die Diffamierungen auszuhalten, die Beschimpfungen, die Abwertungen, das Abwenden der Freunde und Familie, letztlich die Angst vor Jobverlust. So tapfere Menschen!

 

 

 

 

 

Später unten in Valle Gran Rey ratsche ich mit einem Deutschen, der oberhalb sein Haus hat. Auch er guckt so kritsch auf unser Weltgeschehen, kann es nicht verstehen, das die Grünen zur Kriegspartei mutiert sind. Auch ihm gehen die ganzen Lügereien, Verwirrungen, Verdrehungen der Wahrheit auf den Keks. Es kann doch nicht sein, das wir so an der Nase herumgeführt werden und leider ist es so.

Welcher Nachricht kann man wirklich trauen, wer ist vertrauenswürdig und wer nicht? Und wie kann ich das rausfinden? Letztlich kann ich mich nur auf mein Bauchgefühl verlassen und das ernst nehmen. Zumindest komme ich damit meiner Wahrheit am allernächsten.

 

 

 

 

 

Spannend finde ich, das ich hier auf La Gomera Menschen treffe, die ähnlich denken und sich Fragen stellen. La Gomera, die Insel der Aufmüpfigen??? Es tut gut mit Gleichgesinnten zu reden. Mein Päarchen von oben verabschiedet sich mit den Worten: Da schaut man doch jetzt gleich wieder anders in die Welt, wenn man sieht, das es auch andere gibt, die nachdenken. Es macht gute Laune!

 

 

 

 

 

Daneben wuselt das Tourileben. Menschen liegen im schwarzen Sand, Kinder springen in den Wellen, die engen Straßen sind mit Autos belegt und hier ein Platzerl hier zu finden, ist unmöglich. Gut, es gesehen zu haben. Mit meinem Rother Wanderführer und einer Karte trete ich den Rückweg an. Noch weht ein kalter Wind und so bleibt manches Plätzchen, das ich sehe unbewohnt.