In den Sandsteinbergen hinter Lajares

oder Schlafen zwischen Sanddünen und Wandern in bizarren Sandgebilden

 

20.-21.1.

Mal wieder im Norden der Insel – und was ist mit den Anderen? Keine Ahnung antworte ich mir selber. Ich bin neugierig, wann ich welche Fähre nehme – die von Puerto Rosario, die sechs Stunden nach Gran Canaria braucht und um fünf nachmittags da ist, oder die von Morro Jable, die nur zwei Stunden braucht, dafür aber im Dunklen um 7 abends ankommt oder morgens um halbsieben losfährt, also noch im Dunklen. Und von dort gehts weiter nach Teneriffa und dann die kleinen Inseln.

Ein, vielleicht zwei oder drei Nächte will ich auf Gran Canaria verbleiben. Wo gibt es denn gute Schlafplätze. Park4night wird befragt, Maps angeguckt und oh je – so dicht besiedelt und an den Stränden sprechen sie oft von Campingverbot. Der, der nahe der Fähre liegt und auch im Dunklen gut anfahrbar ist, auch. Einheimische, so lese ich, mögen die Womos nicht so sonderlich. Keine guten Vorraussetzungen vor allem dann nicht, wenn man so verwöhnt ist wie ich.

Und was ist mit La Palma und La Gomera? Es gibt interessante Wanderungen, große und kleine, abwechslungsreiche Landschaften, Dschungel, Lorbeerwälder, Vulkane und tiefe Schluchten, dazu hohe Berge von fast zweitausend Meter und meistens Steilküste. Stellplätze sicherlich nicht mit der Weite, die ich hier auf Fuerte so liebe. Mal gucken. In einem tollen langen Sonntagstelefonat sagen wir, wenn die Zeit reif ist, fügt sich alles ganz einfach und unkompliziert.

 

 

 

 

 

Und so baue ich Sandburgen um mich herum während wir ratschen und die Sonne ab und zu hinter den Wolken verschwindet. Und was war davor?

Ein Haushaltstag mit Wäsche waschen. Ich entschloß mich zu warten und verbringe vielleicht zwei Stunden an im und vor dem Waschsalon. Gut riechende und trockene Wäsche ist die Belohnung. Einkaufen, tanken, Brummeli waschen und dann hinüber nach El Cortillo. Mein Platz ist zwar bewohnt, aber etwas weiter hinterhalb habe ich noch eine geschützte Ecke.

 

 

 

 

 

Ich will die Piste, die ich schon mal geradelt bin weiter fahren. Ich hatte bloß vergessen, dass es da das Stück abgebrochenen Weg gibt. Es liegen zwar ein paar Steine dort, aber Brummeli wird mir zu schief. Da habe ich Angst umzukippen. Die Vorsicht überwiegt. Dann komme ich halt von der anderen Seite, denke ich mir.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wäre ich auch, wenn da nicht ein anderer toller Weg ruft, hierher hierher. Mal reinschnuppern auf die Piste, die in herrlichste Sandsteingebilde führt. Einfach das trockene Flußbett entlang, vorbei an Sandsteinwänden und einen großen Sandplatz. Zu Fuß weiter. Von oben schau ich auf die Ebene zum Meer nach El Cortillo und rutsch die kiesig steile Stelle fast auf dem Hintern wieder herunter, bevor ich mich durch die enge Barranca schlängele. Ist das eine schöne Wanderung. Es ist das Gebiet, das ich von der Meerseite schon mal begangen bin.

 

 

 

 

 

Schönste Sandsteinlandschaft, windzerzauster Seelenbalsam und purer Augenschmaus.

Zurück an meinem neuen alten Platz und lausche ich noch der Welt und ihren Verrücktheiten. Im Zuge dieses ganzen Wahnsinns wollen sie ein Gesetz durchdrücken, das ausdrücklich bei Hirntod die Organentnahme erlaubt, falls man nicht widersprochen hat und das möglichst in irgendeinem Register, das kein Mensch kennt. Wie weit das fortgeschritten ist, weiß ich nicht. Lange habe ich selber einen Spenderausweis mit mir herumgetragen bis ich einen Film über die Entnahme und ihren Zeitpunkt gesehen hatte.

 

Der Hirntod muß erklärt sein, aber ist damit auch alle Empfindung und alles „Leben“ vorbei? Mütter, die ihre Kinder nach der Organentnahme gesehen haben, waren schockiert. Kinder mit friedlichen Gesichtsausdruck hatten plötzlich graue Haare und ein schmerzverzehrtes Gesicht und das nach nur drei Stunden. Was offenbart sich da? Es läßt mich nachdenklich zurück?

 

Erst wenn alles Bewußtsein aus dem Körper gegangen ist ( wie oft reden wir von der Bauchintelligenz oder dem sechsten und siebten Sinn), erst wenn die Durchblutung der Organe aufgehört hat und das kann auch nach dem Hirntod noch eine zeitlang brauchen, erst dann hat sich das Bewußtsein mit seinen Emfpindungen vom Körper gelöst. Doch dann ist er für eine Organentnahme uninteressant. Einfach was zum Nachdenken!