oder plötzlicher Abschied von einem lieben Menschen mitten in den Karijini Bergen
14.9.
Ich wache auf einem großen,roten Platz mit Baum in der Mitte – ein Bushcamp nahe Hamersley Gorge im Karijini Nationalpark, ein Schmankerl.
Nach wie vor sitze ich tief schockiert im Bett – der Mann einer lieben Freundinn ist plörtzlich verstorben, noch so jung und einfach so. Das Herz konnte nicht mehr. Und meine Gedanken wandern zu ihr, die jetzt eine dunkle Zeit erleben muß.
Man glaubt, die Welt bleibt stehen und wundert sich, dass alle Menschen rundherum normal sind. So ging es mir als mein Mann starb. Alles wird auf den Kopf gestellt, jedes Wort, das noch gesprochen war, tausendmal wiederholt. Notwendige Dinge werden in die Wege geleitet und dazwischen tapst man in die Leere, in die Lücke, die sich nicht mehr füllen läßt. Es braucht Zeit, viel Zeit um sein Leben neu zu sortieren. Und es braucht feinfühlige Menschen, die einen den ganz eigenen Trauer- und Abschiedsweg gehen lassen. Meine Gedanken sind bei ihr!
Und mir wird die Kostbarkeit und Verletzlichkeit unseres Lebens bewußt, nichts bleibt für immer. Und in mir ist so eine große Dankbarkeit, dass ich all die Schönheit dieser Welt erleben darf, dass ich meine verrückten Ideen umsetzen kann. Mein neues Leben ist, glaube ich, der Schönheit der ursprünglichen Natur gewidmet.
Mein Mann und ich, wir haben es schon zusammen geliebt, draußen zu sein mitten im Irgendwo. Und ich lebe diese Liebe weiter, ein bißchen extremer. Die Reise hier im Outback ist ein Höhepunkt dieses Draußen-seins. Und mein Mann ist mit dabei. Anfangs der Reise träumte ich von ihm und er sagte … ich bin jetzt ganz lange bei dir!
Ich weiß, er paßt von der anderen Seite auf mich auf und es gibt so viele Situationen, wo ich meine, das er genau das tut. Es ist so eine kleine Stimme, die in mir flüstert, die mich warnt und die mir so manche Wege zeigt, Ich fühle mich nie allein und ich zeig ihm durch meine Augen, all die Naturschönheiten dieser Erde, die auch er so geliebt hat.
Oft habe ich darüber nachgedacht, ob ich ihn wiedersehe. (Ich glaube ja an Wiedergeburt). Auf dieser Reise hier im Irgendwo wird mir bewußt, dass es gar nicht so sehr um die Form geht, sondern um die Essenz. Es ist nicht mehr so wichtig, ihn in einer Form als Mensch wieder zu sehen, sondern die Tiefe unserer Verbundenheit, unserer Liebe ist das Wesentliche und irgendwann, auch nicht mehr an Personen gebunden. Und die Essenz dieser Erde, dieser Natur ist die Schönheit, sind die bizarren Formen und Farben, die Ursprünglichkeit, die das Herz weit machen.
Und mitten in dieser schönen Natur stehe ich, umgeben von den Karijini Bergen.
Über Millstream Homestead, einem ehemaligen Siedlerhaus rumpel ich die Straße weiter. Innen ist ein kleines Museum. Die einfachen Hütten der Ureinwohner und das Leben der Siedler wird gezeigt. Yilbies Song, ein altes Lied der Aborgines passt zu der Stimmung des Tages. Dark Shadows und das Wasser des Lebens ….Die Siedler damals haben Palmen gepflanzt, einen kleinen Garten angelegt und das Vieh fand genügend Wasser in den Flüssen.
Rechts und links der Straße wird Eisen abgebaut. Das schwarze in den roten Felsen ist Eisen. Abgebaut, die Steine geschreddert und das pure Eisen in Port Hedland nach China verschifft. Dort wird es bearbeitet und kommt als Stahl zurück.
Die große Eisenbahn führt hier entlang und zieht tonnenschwere Lorries, gefüllt mit schwarzen Eisenstein, ewig lang. Ich hatte sie schon in Port Hedland gesehen. Hier kreuze ich nun die Strecke. Eine Privatstraße der Bahngesellschaft führt hinunter nach Tom Price. Ich rumpel weiter gen Osten zu den Bergen und finde meinen Übernachtungsplatz kurz vor der Hamersley Gorge.
Es ist ein besonderes Stück Natur hier und von den zwei Aussies erfahre ich, das der Nationalpark bewußt die Straßen nicht asphaltiert, damit nur Naturfreaks herkommen und nicht die ganze Horde Touris. Da habe ich mir ja was Schönes ausgesucht.
Abends brennt ein kleines Feuer mit meinem Restholz und ich tauche tief ein in die Stille und Ruhe und Ursprünglichkeit dieser roten Erde.