Ein freier Vogel in den Bardenas Reales

oder mit dem Radl auf Schotterpisten unterwegs…

22.-23.9.

Noch trüben ein paar dunkle Wolken den Morgenhimmel. Ich wache mal wieder auf in der Bardenas Reales, dieser Halbwüste, die mich so an Australien erinnert. Heute stehe ich auf meinem „alten Platz“, abseits der Touriroute. Gelbe Stoppelfelder, schrundige Pfade und tief ausgewaschene kleine Wadis durchziehen das Land. In der Ferne der Blick auf die Felsformationen der Bardenas. Kein Auto, kein Bauer, kein Radlfahrer. Viele Pfade enden einfach auf einem Feld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie hat es denn angefangen:
Vorgestern wanderte ich in der Früh noch zwischen den Felsen bei Huesca herum mit Blick hinunter ins Tal. Internet von Digimobil stand auf meiner To-do Liste. Wo krieg ich die denn her? In Huesca gibts kein Digimobil, also schnurrt Brummeli nach Zaragoza, dort gibt es gleich drei Läden. Eine große Stadt, dieses Zaragoza und vom Parkplatz keine Spur. Wie ein Kanichen um den heißen Brei kreise ich rund um Digimobil und finde nix. Dann halt außerhalb und mit Radl rein. Der große Platz an einer Burg ist für unauthorisierte Menschleins wie mich gesperrt. Gegenüber auf der Straße finde ich dann aber doch einen guten Platz in einenr Wohngegend.

Radl runter und 3km bis da wo ich hin will. Der vietnamesisch ausschauende Verkäufer spricht kaum englisch, aber mit Übersetzer kriegen wir es hin und ich kaufe eine Internetkarte von Digimobil für 10 Euro mit 10 Gigabyte, lade gleich nochmal 10 Euro drauf und habe dann den Bonus von 100 Gigabyte. Jetzt muß ich nur noch jeden Monat vor Ablauf nachladen. Und alles funktioniert wunderbar. Jippijeii jetzt kann mich Telekom nicht drosseln, wennn ich in Spanien viele Gigabytes verbrauche.

Nochmal tanken für 1.68 und dann ab in die Bardenas Reales. Ob ich den Weg noch finde? Kurz vor Arguedas geht es hinein und dann rechts abbiegen auf Schotterpiste und dann irgendwann wieder rechts. Diese Abbiegung verpasse ich und lande am Rand von Bardenas Narrava. Auch hier gibt es ein Platzerl, aber in einer Kuhle und sollte es regnen wird diese sehr, sehr matschig. Heute nacht regnet es noch nicht, also bleib ich dort. Ein paar Radlfahrer und dann habe ich die Wüste für mich. Ach, liebe ich das so weit draußen zu sein in der schrundigen Natur mit den Sternleins von oben.

 

 

 

 

 

Nach einem langen Telefonat gehts zurück zu meinem alten Platz, denn abends sind Regentropfen angesagt. Ein Gewitter huschte dann wirklich hindurch und nur ein paar Tropfen verirren sich auf den trocken Boden. Mit einer Freundinn reden wir über dies und das und sie erzählt mir von den Falken. Solange sie in der Obhut ihres Falkners sind, fliegen sie nicht wirklich weg und erkennen die kreisenden Schwingbewegungen, des Falkners als „Futterkaninchen“, das es zu erlegen gilt. Sind sie aber zu weit draußen und erleben, das sie eigenständig jagen und sich ernähren können, kann der Falkner sie nicht mehr einfangen.

 

 

 

 

 

Du bist wie so ein Falke, der zu lange draußen gewesen ist. Jetzt kann man dich nicht mehr einfangen. Ein schönes Bild! Diese Jahre im Brummeli hinterlassen seine Spuren und vielleicht entdecke ich hier draußen in dem Nirgendwo mein eigenes Irgendwo, sprich Seelchen. So ist es, ich komme mir selber mehr und mehr auf die Schliche. Meine äußere Reise Spiegel für das Innere oder umgekehrt.

 

 

 

 

 

Von meinem Platz radel ich dann ein Stück hinein Richtung der bekannten Bardena Felsen. Aber ganz bis zur Pyramide ist mir der Weg doch zu weit. Die Karavane der Womos rollt schon längst auf geteerter Straße hinein und hinaus. Ab auf einen Schotterweg, vorbei an den Verwüstungen einer Schlammschlacht und lande ich auf einem Hügel mit einer kleinen „Eremitage“. Weit und breit nix, freie Sicht, hier kann der Geist wandern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg schaue ich nochmal bei den Höhlenwohnungen in Aguedas vorbei. Hier versammeln sich die Womos. Abends gibt es ein schönes Lichterschauspiel zu den Höhlenwohnungen, dafür steht man aber auf eng abgezirkelten Plätzen im Ort. Nein danke, nix für mich. Ich radel wieder zurück, nehm die verkehrte Abbiegung und lande auf einem windigem Weg hoch oben auf einem goldgelben Stoppelfeld. Hilfe, wo ist Brummeli. Ganz weit in der Ferne zwinkert er mir dann kurz zu. Ich brauche nicht umdrehen, sondern nur dem verwegenen Stoppelfeldpfad folgen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Außendusche wird aktiviert und dann geht es in die Gemütlichkeit. Ein paar Nachrichten, ein paar Gedanken, Bilder sortieren, Abendessen und schon wird es dunkel und Blitze zucken im Hintergrund. Ein paar Regentropfen und das wars dann auch.