raus aus dem Ghetto
und in gefühlte Freiheit
beim „Franzosenplatz“
in Sidi-bou Ifedail
16.Februar
Ich bin schon früh wach, die Sonne blinzelt zu mir herüber. Auf dem Platz ist es ruhig, alle schlafen noch.
Hier noch einen Tag verbringen – als Abschied vom Süden, nein, das geht doch nicht in diesem eingezäunten Ghetto. Alles in mir sträubt sich. Also zusammengepackt und doch noch einen Umweg fahren, nämlich zurück Richtung Mirleft. Mein angepeilter Platz ist dem Straßenbau zum Opfer gefallen, doch davor in Sidi-bou Ifedail, einem kleinen Fischerort, gibt es einen freien Platz, der in Franzosenhand ist.
Ich bau mich dazwischen auf mit Blick zum Meer, – ein würdiger letzter Südenplatz.
Anstatt Fisch gibt es heute frische Himbeeren. Und nachdem Frühstück geht es in heißer Sonne los, an der Küste entlang. Ich folge einfach dem Trampelpfad Richtung Leuchtturm und weiter bis kurz vor dem letzten Strand, an dem die Fischer ihre Behausungen aus Planen gebaut haben. Draußen am Meer sehe ich sie alle in ihren Booten und beim Anlanden steht schon der Traktor bereit, der sie an Land zieht. Ein eingespieltes Team und jeder weiß, was er zu tun hat.
Es ist Steilküste und ich sehe aus der Ferne, wie das Meer die Felsen aushöhlt und sich bei Flut gurgelnd durch die engen Felsschluchten seien Weg bahnt. Ich bleibe auf meinen festen Trampelwegen. Ein Brunnen, in dem sich das Regenwasser sammelt und ein Reiher, der sein Fresschen im Schlickwasser findet und draußen die Fischer in ihren schwarzen Booten, die auf die Sardinenschwärme warten.
Gut, daß ich meine große Wasserflasche dabei habe, denn es ist richtig heiß, hochsommerheiß mit trockenem Wind.
Lange schau ich auf s Wasser und beginne mich wirklich, diesmal wirklich wirklich? … von Marokko zu verabschieden.
Ully ist schneller unterwegs und so will ich doch spätestens am 22. die Fähre nach Tarifa nehmen.
Ein schöner Tag, der sich mit einer goldgelborangenen Sonne verabschiedet. Es ist total warm und ich kann mit offenen Fenstern schlafen. In Spanien ist es „erst“ Frühling, das erzählt mir mein kluger Wetterfrosch, aber wer aus dem kalten Norden kommt, wird diese Temperaturen als himmlisch empfinden.
Ich bin wirklich ein Sommer- und Sonnenkind und ich liebe diese Wärme.
Abends gibts Berberomelette und den Rest Himbeeren, bevor ich mich irgendwann mal ins Traumland verabschiede.
N 29° 40′ 05“ W 9° 58′ 49“