Die Geister von Waukaringa und die Skulpturen der Living Desert

oder weiter nach Broken Hill in die Skulpturenlandschaft der  Living Desert

 

9.3.

Ein wunderschöner Morgen da draußen in der Nixlandschaft – die Sonne taucht sie in ein warmes Licht und ich wandere mit den Geisterleins in ihrer alten Heimat herum bis hinauf zum Kamin.

 

 

 

 

Zwischen den Steinen raunt es. „Schau, das ist unser alter Kühlschrank, dort diese Bleche damit haben wir unser Haus gedeckt und hier in der Kuhle da wanderte die Flasche von einer Hand zur anderen. Die Worte wurden heftiger und am Ende gab es viel zerbrochenes Glas. Unerfüllte Träume von Reichtum und Sorglosigkeit fanden ihren Ausdruck in handfesten Streitereien bis hin zu Mord und Totschlag. Die alte Gier und der Neid auf andere waren die Nährböden. Damals wie heute!
Ich wandere wirklich vorbei an vielen, vielen Glasscherben – Bierflaschen, Weinflaschen und die sind noch nicht so alt.

 

 

 

 

Trotzdem ich genieße diese Nixlandschaft, nehme sie wahr und fühle mich so verbunden mit dieser Erde. Dann rolle ich zurück auf der Piste weiter gen Broken Hill. In Manna Station, ein kurzer Fotostopp. Langsam rücken die Berge näher und werden kupferbraun. Der Barrier Highway zieht sich als graue Asphaltschlange durch diese Landschaft.

 

 

 

 

Es ist so spannend. Im November, als ich das erste Mal durch diese weite Landschaften mit Nix fuhr, was es fast ein bißchen erschreckend. Und jetzt fühle ich mich da drin so zuhause. Es ist normal geworden und ich habe mich an diese „Leere“ oder wie es in Broken Hill genannt wird, „The Living Desert“ gewöhnt. Sie lebt und wenn ich schaue, was ich fotografiere, so fällt mir selber auf, wie oft ich versuche der Weite ein Bild zu geben. Das ist es, was mich hier umgibt.

 

 

 

 

In Broken Hill gehe ich direkt zur Touriinfo und werde von Lucy so nett beraten. Mit einem großen Pack Info gehe ich wieder hinaus, tanke und fahre schnurstracks zum Park „The Living Desert“, in dem ich auch übernachten kann. Ein kleines Camp ist hier neu eingerichtet und nur eine österreich-ungarisch australische Familie ist da. Das Kind ist 11 und sie können trotzdem ein Jahr unterwegs sein. Schule machen sie als Home-Schule und sie muß nur ab und zu ein paar kleine Tests machen. Viel, viel entspannter als wie bei uns. Und die Eltern lernen mit und erfahren einiges von Australien, z.B. das auf den Banknoten Persönlichkeiten von hier abgebildet sind.

 

Später kommt noch die Rangerin und erzählt mir von dem Wasser …. Lake Menindee hat keins mehr und jetzt wird Wasser von Wentworth 300km hoch gepumpt nach Broken Hill. Ich verstehe noch nicht alles, aber sie muß dann weg. Es hat was mit den Baumwollfarmen zu tun und Gina erzählte mir von den Reisfarmen. Dämme sind gebaut worden und so hat der Fluß nicht mehr genügend Wasser und in Südaustralien kommt sowieso nix mehr an.

Ein Millionenprojekt diese Pumpanlage, nur weil irgendwer von den großen Farmen zuviel Wasser braucht. Reis und China paßt doch zusammen. Die Menschen in Broken Hill werden nicht gefragt, es wird von oben dirigiert. Schade, ich hätte das gerne ein bißchen mehr verstanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Sonnenuntergang fahre ich hinauf zu den Skupturen. Vor einigen Jahren wurde hier ein Symposium veranstaltet mit namhaften Künstlern, die in sechs Wochen ihre Werke hier oben auf dem Berg schufen. Da stehen sie, fast wie die alten Steine auf der Osterinsel und schauen gen Westen. In einer von ihnen fange ich die untergehende Sonne ein.

 

 

 

 

Wir sind viele hier oben und ratschen und ich habe Glück im richtigen Moment den Platz vor der Skulptur zu erwischen. Die kupferbraune Wüstenlandschaft, die sich nach „hinten“ in die endlose Weite erstreckt fasziniert mich und ich wandere ein bißchen herum. Beim Dunkelwerden bin ich wieder unten, niste mich auf meinem Platz ein und kann mit offener Hecktür schlafen.