Corona und „Widerstand 2020“

oder ein Hauch von Hoffnung mit einer neuen Partei „Widerstand 2020“ in Gründung

Führt uns am Ende Corona zu einer neuen Form des Miteinander ?

Es braucht Mut zu fühlen, was es heißt nicht mehr frei zu sein.

20.4.

Guten Morgen ihr da draußen, guten Morgen da draußen irgendwo. „Himmi-Papa“ weint, so hätte mein Mann gesagt. Schon die ganze Nacht fliegen fette Regentropfen umeinander, rütteln am Womo und tauchen die Welt in ein graues Einheitsgrau, in der Nacht eher Einheitsschwarz. Wetterfrosch sagt, hab Geduld nachher kommt die Sonne wieder.

Ich fühle in mich hinein. Tief innen, ja tief innen lauert sie. Verborgen hinter der den vielen dicken Aufschrei-Steinen, hinter den fast verzweifelt schwingenden Vorschlaghammer und den wütenden Drücken auf den Klingelknopf, doch bitte aufzuwachen und hinzuschauen. Tief innen ahne ich die Trauer, die Tränen um verlorene Freunde und Bekannte, die sich kopfschüttelnd von mir abwenden. Ich habe sie versprengt mit meinem Aufschrei über das, was hier mit uns gerade passiert. Sie konnten mir nicht folgen. Wie oft höre ich doch, ja so schlimm ist es doch gar nicht. Ich richte mich ein und kann doch ganz gut leben. Und ich beobachte, wie sie sich einrichten, kleine Freiheiten austesten und in den enger werdenden Grenzen, ihren Platz finden, in der Hoffnung es wird doch nicht so schlimm.

Ich richte mich ja auch irgendwie ein, doch die Leichtigekeit ist gewichen, die Unbeschwertheit. Über allem schwebt die Frage, was darf ich denn noch und was nicht. Nur langsam macht sich der Unterschied zwischen selbst gewählter und von oben verordnete Pause bemerkbar. Das unser Leben nicht mehr so ist, wie vorher, auch wenn wir ein paar mehr Freiheiten zugebilligt bekommen, ist mir klar und auch ich erwische mich hin und wieder bei dem Gedanken, hoffentlich ist das nur ein doofer Traum.

Und ich muß aufmerksam und still sein, um nicht durch wütendes Gebären, die Trauer zu übermalen. Und ich muß still sein, um meine Traurigkeit nicht mit Resignation zu verwechseln.

Es braucht Mut, viel Mut zu fühlen, was es heißt meine Freiheit aufzugeben, die mir so wichtig ist. Es braucht Mut zu fühlen, was es heißt nicht mehr unbeschwert umeinander gurken zu können. Es braucht Mut zu fühlen, was es heißt, das es fast nur noch eine Meinung geben darf und alle anderen mit einer leichten Geste vom Tisch gefegt werden dürfen. Es braucht Mut zu fühlen, dass wir von einer Notstandsregierung regiert werden, die beliebig die Grundlagen ihrer Entscheidung verändert.

 

 

 

 

Es braucht Mut zu fühlen, was es heißt nicht mehr frei zu sein. Und so sitze ich manche Stunde auf der Stufe meines Womos schaue hinunter in die Weite. Vor mir liegen zwei Steine, die ich gelegt habe. Ein Stein, der auseinander gebrochen ist, der Spalt überdeckt durch den Dritten oben drauf. Ich nehme den Stein weg und der Riss ist sichtbar, der Spalt, die Trennung. Ich schaue ich zu dem Stück Korkrinde, das einen Wasserfall symbolisiertl. Und viele Tränen laufen übers Gesicht, als ich diesen ausgetrockneten Wasserfall fühle. Weiter schaue ich zu einem Stein mit einem anderen oben drauf. Was könnte es sein? Ein Grabstein, ein Hinweisstein mit Dach? Eine Osterinselstatue? Fest trotzt sie Wind und Wetter und bezeugt stoisch, was sie sieht.

Und zum Schluß schaue ich zu dem kleinen Zistrosenstrauch, der so gut gesund duftet. Ein Hoffnungsschimmer, ein Hoffnungshauch? Kein Bild steigt hier auf und ich bleibe zurück mit der tiefen Traurigkeit um meine verlorene Freiheit.

Ja, wir leben in einer Zeit, in der der Artikel 20 unseres Grundgesetzes an Bedeutung gewinnt. In einem Artikel lese ich (Autor habe ich vergessen mit zu notieren):

„Die Väter und Mütter des Grundgesetzes waren in der NS-Zeit groß geworden und entschlossen sich daher, den Artikel 20 aus der Taufe zu heben. Der Artikel 20 ist ein Appell an die Bevölkerung, sich zu erheben und Widerstand zu leisten, wenn eine zukünftige Regierung es jemals versuchen würde, die geschaffene Demokratie, und sei es in vielen kleinen Schritten, in eine Diktatur zu verwandeln.
Wörtlich heißt es im Art. 20 des GG:„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand.“

Ich, als eigentlich unpolitischer Mensch, habe mir nie vorstellen können, in so eine Zeit zu geraten. Vielleicht müssen wir mit unser Trauer und unserem Schmerz auf die Straße gehen, nicht nur mit Wut oder Gewalt. Wir müssen unsere Verletzlichkeit zeigen und nicht nur den Vorschlaghammer. Denn letztlich sitzen wir doch alle im gleichen Boot und wollen eine funktionierende Demokratie in der wieder Menschlichkeit herrscht, in der wir uns frei und angstfrei bewegen. Das wollen die Demonstranten und das wollen die Polizisten. Ich bin froh, dass es Bewegungen gibt, die versuchen auf politischer Ebene einen Gegenpol zu schaffen. Parteigründungen werden angedacht.

Und ich freue mich das eine Partei „Widerstand 2020“ ins Leben gerufen wird. Sie gibt Hoffnung mit ihren Grundsätzen. Es fühlt sich an wie ein Aufbruch in eine neue Dimension des Miteinander auf höchster Ebene, ohne unsere Individualität aufgeben zu müssen. Ob wir das schaffen? Jeder einzelne von uns ist gefragt. Hier der Link.

„Anders denken ist kein Fehler, sondern Freiheit!
Lass uns anders sein, damit sich endlich etwas verändert!“

www.widerstand2020.de

Und beim Schreiben verziehen sich langsam die fetten grauen Regenwolken und zaghaft kommt die Sonne hervor. Es wird kein einfacher Weg in die neue Zeit, aber es wird einen Weg geben. Und wenn ich den Zistrosenstrauch anschaue, ist er doch gar nicht so klein, besteht aus mehreren fest verwurzelten Stämmen und kann so manchen Sturm aushalten und wird gesund duften.