oder mit spannenden Themen in Portugals Sonne
10.-12.12.
Gemütlich mit dem Radl durch Caraparteira rollen, so war meine Idee. Nix da, meint das Leben und beschert mir große dunkle graue Wolken, einen hellen blauen Schimmer im Süden und die rote Lampe an meiner Gasanzeige.
Ich muß Gas tanken und die nächste Gastankstelle ist bei Portimao. Also bye, bye Alentejo und Westalgarve. Ich muß wirklich bis Portimao fahren, denn die in Lagos gibt es nicht mehr. Naja, dann fahre ich doch gleich nach Benagil, auf dem „mein Platz“ frei ist. Ein kleiner Ratsch mit Uwe, den ich später in Praia Grande wieder treffe. Er ist etwas skeptisch, doch schon mal weggeschickt worden hier. Ich habe aber heute das Gefühl, ich kann bleiben oder bin ich einfach nur mutiger und lese weiter in den Büchern, die ich meiner Schwester wiedergeben will.
Spannend, 9 Tage Unendlichkeit, ein Buch über eine Nahtoderfahrung. Ein paar Dinge nehme ich für mich davon mit – nämlich: Loslassen, tief entspannen und passieren lassen, die tiefe Selbstachtung gepaart mit der absoluten Eigenverantwortung. Es erinnert mich an Worte, die Fritz kurz vor seinem Sterben sagte „ich habe aufgehört zu kämpfen“. Vielleicht verstehe ich sie jetzt noch ein wenig tiefer. Und sein letztes Geburtstagsverserl an mich handelte von dieser tiefen Selbstliebe. Manche seiner Weisheiten habe ich erst später wirklich verstanden.
Das andere Buch, The Imortal Self von Micha ist harter Tobacc und fordert mich, nicht nur weil es auf englisch ist. In mir ist die Bereitschaft offen zu sein, auch für das Unmögliche. Wunderschön sind die Himalayabeschreibungen, die mich an meine Zeit dort erinnern.
Und ich glaube meine Liebe zu braunen kahlen Bergen mit Blick in tiefe Täler, einem blauen Himmel, der fast überirdisch erscheint ( das macht die Höhe der Region) und Pfaden, die weit hinauf führen, kommt von meiner Zeit, die ich dort verbracht habe. Wenn man sich auf Höhen über viertausend Meter bewegt ist die Luft und Atmosphäre einfach anders und das berührt auch das Innenleben, die Bewußtheit. Ich prägte für mich damals die Worte: „Suddlenly I realize that I’ve always been here, only changing the form.“
Und anstatt Blog zu schreiben, lese ich in Praia Grande, meinem nächsten Platz, weiter. Ursprünglich wollte ich hier mein Womo verschönern und passiert ist eine kleine Radltour nach Armaco de Pera und Galao trinken an einem Beach Restaurant. Dann in schöner warmer Sonne vor dem Pistenkrabbler mit Uwe einen weiteren Kaffee trinken und dann zurück zum Buch bis tief in die Dunkelheit.
Der nächste Tag mit Sonnenschein lockt mich zu einer weiteren Radltour gen Praia Salgados und Gale. Irgendwo an einem Beach Restaurant stelle ich mein Radl ab, aus meinem Schal wird eine Umhängeschlaufe für die Radtasche und dann laufe ich ein bisserl in diesen Algarvefelsen herum. Ich liebe diese gelb-rötlichen Sandsteinfelsen. Kleine verwunsche Höhlen, Durchschlupfe, aber auch „Sackgassen“ öffnen sich. Ich wollte ja nur mal gucken und daraus wird eine längere Wanderung diesen kleinen Pfad entlang. Ich komm nicht ganz bis Praia Rafael, an dem ich ja schon früher stand, höre aber später, dass es dort nicht mehr so lauschig ist. Kleine Ratsche am Wegesrand mit Genießern, bevor ich wieder bei mir Zuhause einrolle. Der Wind hat etwas aufgefrischt.
Mit Matthias, der ein größeres Woelcke-Auto hat, verabreden wir vormittags einen Nachmittagskaffee. Er backt Kuchen und natürlich wird gefachsimpelt. Uwe kommt dazu und so sitzen wir, etwas wärmer eingepackt draußen, genießen frischen Käsekuchen und ratschen über Autos, Womos, Plätze, Musikboxen, Reifen und Technisches. Matthias kommt aus der Gießerei und Uwe hat lange einen Bioladen gehabt, Musikfestivals organisiert und reist schon seit Jahren im Winter durch Portugal. Er kennt die Plätze alle von früher und ist hier in Portugal fast schon ein wenig verheimatet.
Soll man nun „seine Plätze“ in park4night stellen oder öffentlich im Blog schreiben oder nicht. Er findet es nicht so gut, denn dann wird es noch voller und es sind doch jetzt schon so viele unterwegs. Ich glaube, das es zumindest an der Küste keine „Geheimplätze“ mehr gibt, die nicht auch von anderen schon mal entdeckt wurden.
Und auf wirklichen Abseitsplätze können ja sowieso nur ein paar wenige stehen oder auch nur einer bzw. eine, nämlich ich!
Es ist schon dunkel, bevor sich jeder in seine Koje verzieht.