Am Ufer der Saone

oder kurz vor Chalon-sur-Saone ein kleines Sträßchen hinunter

6.9.


Zwischen Regentropfen, Gewitter und Sonnenschein. Rechts hinten ist es blau. Da möchte ich hin zu diesem blauen, sonnenbeschienenen Himmelsstreif. Der graue Asphalt wird noch ein bißchen glänzender. Ich fahre durch schwarze Wolken, dichten grauen Regenschleier und das Blau verzieht sich weiter nach rechts. Einfach irgendwo abbiegen? Nein, das tue ich dann doch nicht. Die Sonne baumelt wie eine Wurst vor meiner Nase, aber ich erreiche sie noch nicht.
Das ist auch Womoleben!

 

 

 

 

 

Zweihundert Kilometer weiter westlich baue ich mich nahe Chalon-sur-Saone auf. Der Fluß selbst durch die Böschung verborgen und ein kreisrundes weißes Schild mit rotem Rand hindert mich am Weiterrollen.

Dann halt zu Fuß. Brummeli hat seinen Platz nahe der Weide unter dem Baum, die Wolken haben Regenpause und ab und an lugt die Sonne hervor. Weiter vorne, da wo man nicht mehr hinfahren darf steht ein deutsches Auto und hat sogar sein Zelt aufgebaut. Ich nähere mich. Es sind Rußlanddeutsche aus Kasachstan, die in Baden-Baden leben und eine Anglerlizenz haben. Und die dürfen hier am Ufer stehen, erzählen sie mir. Angler müßte man sein!

 

Sie laden mich gleich ein und wir ratschen ein bißchen. Gab es jetzt Probleme mit ihrem russischen Hintergrund, frage ich. Nein, unsere Nachbarn und Freunde waren genauso freundlich wie eh und jeh. Das freut mich riesig, denn man hörte ja auch anderes. Sie beklagen nur, dass es auch einige von ihnen (den Rußlanddeutschen) gibt, die trotz langem Aufenthalt hier kein Wort Deutsch können. Das ist doch Vorraussetzung, das man hier sein Leben aufbauen kann, sagen sie, das man eine gute Arbeit findet, vielleicht noch eine Aussbildung usw. Es gibt halt bei allen Menschleins solche und solchene, die, die sich integrieren wollen und die, die dies nicht tun. Die Motivation dazu müssen die Menschleins selber mitbringen.

Ich wandere wieder zurück und verwerfe die Idee noch einen anderen Weg zu suchen, der mich näher und vor allem in Sichtweite ans Ufer bringt. Ein belgisches Womo steht weiter vorne. Man sieht sich nicht.

 

Noch ein bißchen Nachrichten-Geplauder. Ein klares Bild ist noch nicht erkennbar. Weiter versuchen sie Angst zu schüren, ein so probates Mittel die Menschleins zu manipulieren. Noch bin ich nicht ganz im Schreibmodus angekommen. Wie gesagt, es braucht drei Tage und manches an den Nachrichten muß ich erst in mir hin und her wälzen, bevor sich für einen Moment die Verwirrung ein bißchen klärt. Es zieht sich alles mehr und mehr zusammen.

 

Ich für mich habe eine gute Position gefunden mit dem dann einfach mal weg sein. Aus der Ferne, sozusagen von weit oben aus der Adlerperspektive läßt sich der Irr-Sinn am besten aushalten und in den Tiefen meiner Seele klopft so manche Erkenntnis an. Doch mehr dazu später.