Von der Steinwüste
auf kleiner Bergkraxelstraße
die Dades-Schlucht hinauf
bis kurz vor Msemrir
13.Januar
Sand – Steine – Formationen – Farben von Grau bis rötlich, gelb und ocker, meistens aber irgendwie staubig. Es ist nicht wirklich diesig, aber alles schaut verstaubt aus. Wo ist da der Putzlappen. Auch das Reinigungstuch für meine Linse nutzt nix. Das Licht ist anders und ich selbst fühle mich auch schon etwas eingestaubt. Das ist die trockene Luft hier über dieser Ödnis. Und dann taucht doch wieder eine Stadt auf, mit ihren Gewusel, den Menschen, die irgendwas transportieren, geschäftig umeinander laufen und die Kinder die von der Schule auf dem Nachhauseweg sind. Ganz normales Leben.
Es ist eine besondere Stimmung und ich erwische mich dabei, dass ich beim Fahren meinen Gedanken nachhänge. Wirklich schön ist die Landschaft nicht, sie ist anders, ganz anders und wirft mich auf mich selbst zurück.
Schade, dass ich mein Brummeli nicht einfach mal irgendwo hinstellen kann, um ein paar Schritte in diese Ödnis zu laufen. Ich traue es mich nicht, so lange noch Menschen in der Nähe sind, die mich anquatschen, die mir was verkaufen wollen oder nur einfach Stylos oder Bonbons erbetteln. Und die Menschleins, groß und klein sind hier überall, auch da wo man sie gerade nicht sieht. Richtige Wanderungen hier alleine zu machen, das geht nicht und auch nicht alleine mit einem Führer. Das ist nur anstrengend. Selbst zu zweit mit Führer wäre es nicht einfach, weil man doch immer wieder im Gespräch ist. Die Ruhe und Besinnlichkeit die ich so gerne beim Wandern erlebe, wenn ich in meinen ganz eigenen Rhythmus bin, habe ich hier nicht. Ich glaube, das wird mir heute sehr bewußt.
Das, was ich sonst so auf meinen Reisen erlebe, entspannt herum zu laufen, das geht hier nicht wirklich. Vielleicht finde ich noch einen Platz dafür. Aber unterschwellig gibt es diese Form von Anspannung, von mich nicht ganz sicher fühlen und dieses nehme ich sehr ernst und verhalte mich entsprechend. Ich habe mir schon ein riesiges Berbertuch gekauft, in das ich mich einschlingen kann. Mal sehen, ob ich das wirklich tue. Aber ich erwische mich schon dabei, daß ich mit meinem Schal Mund und Nase verdecke, nach dem Motto möglichst nicht auffalllen. (Was natürlich nicht stimmt – ich falle immer auf als Westler und als Alleinfahrer sowieso)
Und trotzdem, auch wenn ich diese Einschränkungen bewußt spüre und wahrnehme ,bin ich von der Landschaft fasziniert, ihrer Andersartigkeit. Und die Straße die Dades-Schlucht hinauf, ist schon ein Schmankerl der besonderen Art. Verschiedene Felsformationen, verschiedene Farben, enges Tal, enge Kehren einen steilen Hang hinauf und dann wieder weites Hochland. In der berühmten Schlucht selber, stoßen die Felsen fast aneinander und die Straße kringelt sich drumrum. Ich versuche mein Womo fotogen hinzustellen, ohne die Straße zu blockieren und in der Windschutzscheibe spiegelt sich ein Felsbrocken.
Ein paar Kilometer vor Msemrir ist die Straße so kaputt – sie wird gerade neu gemacht, daß ich umdrehe. Ich wollte sowieso nicht in dem Ort schlafen, nachdem der Platz dort nicht lauschig beschrieben ist. Auch der freie Stellplatz von Schulz ist nicht mehr zugänglich – lauter Geröll.
Also schnurrt Bummeli gemählich zurück bis zum Hotel Camping Talmalte. Ein schöner sonniger Platz im Gegensatz zum Camp Berbere de la Montagne. Auch hier muß ich mit dem Preis handeln. Ich bau mich auf und genieße zusammen mit dem Berberhund die Sonne. Er kriegt ein bißerl Brot, damit er nicht in mein Stromkabel beißt oder meint, es ist Spielzeug.
Später, rabenschwarzer Nachthimmel mit einem herrlich runden Mond und gar nicht so kalt.
Die Felsen geben noch lange ihre Wärme ab, erst gegen Morgen wird es meistens kühl.
GPS N 31° 33′ 27.7“ W 5° 54′ 34.7“