oder ein kleiner weisser Strand im Irgendwo
16.6.
Zwischen Schilf und Sand am blauen Meer mit weißen Schaumkronen. Die Wellen rollen heran, brechen und verlaufen sich zwischen den Sandkörnern. Schilfgräser wachsen am Flußrand und ich finde eine Nische, in die ich hineinfahren kann. Nicht zu weit, denn tückische Sandlöcher warten grinsend auf eine Schaufel. So weit laß ich es aber nicht kommen.
Stühlchen wird etwas weiter vorne in den Sand gestellt, die kratzigen Gräser abgeschnitten und meinem Seele-baumeln-Meeres Tag steht nix mehr im Weg. Die nächste Taverne ist weit entfernt.
Müll und Schwemmholz lungert herum, hat sich in der Kuhle seine letzte Ruhestätte ausgesucht. Es fehlt nur noch, dass ich anfange Sand auf die Überreste zu schaufeln. Bin dann aber doch zu faul. Es wäre eine lange Schaufellei geworden. Genügend Material für eine ordentliche „Grabbepflanzung“ hätte ich auch gefunden. In den Büschen und zwischen dem Schilf liegt so manche dekadente Hinterlassenschaft unserer so überkandidelten Luxuswelt.
Was wäre denn wirklicher Naturschutz?
Kein Müll rumliegen lassen und die Meere nicht mit Plastik und alten Masken verseuchen. Bäume pflanzen anstatt Windräder montieren, die Schredderanlagen für Zugvögel sind und auch das Wetter beinflussen. Felder für gesunde Nahrung beibehalten und nicht mit Photovoltaikanlagen zupflastern. Genmanipulierte Samen verbieten und ursprüngliches Samengut etablieren. Hochgiftige Düngemittel von Monsanto vermeiden, anstattdessen auf altbekannte und bewährte Saatfolge achten. Den Menschen eigene Gärten ermöglichen und Land nicht zu überteuerten Preisen verkaufen. Es gäbe noch so viel mehr.
Vor allem aber scheint es mir wichtig, dass wir die Natur und das Natürliche schätzen, die Kräfte respektieren und der Erde nicht unseren Willen aufdrücken. Mit der Natur anstatt gegen sie!
Digitale Welt hin und her, aber die irdische Realität ist hier draußen im Sand bei den Wellen, im Wald bei seinem Geflüster und in der Wüste bei seiner Stille und dem kaum hörbaren Wispern der Sandkörner.
Das ist es, was ich hier draußen finde, abseits dem Gelärme der Menschen, die ihr Glück im Konsum und Gedudel finden. Sie haben verlernt zu lauschen. In den kleinen Dörfern abseits von den Städten wissen die Menschen häufig noch so viel mehr vom Natürlichen.
Echte Nachhaltigkeit und Sorge um unsere schöne Erde würde doch genau da anfangen, wo jedes einzelne Menschlein sich um seine Umgebung kümmert. Nicht aus besserwisserischer Moralität, sondern weil die Augen wieder offen sind für die Schönheiten, die wir hier erleben können. Nur das Rauschen des Meeres, nur der Singsang des Windes, ein tanzendes Schilfgras im Wind und ein Krabbeltier, dem mein Fuß im Weg ist. Blauer Himmel und dann wieder schwarze Gewitterwolken. Das Kommen und Gehen…
Ich paß mich dem Strandgut an und lunger auch herum. Ein Schwimmerli endet abrupt, weil mich die Welle erwischt und ich auf allen vieren an den Strand zurückkrabbele. Bin halt kein Wellenschwimmer. Macht nix. Einfach nur in die Wellen schauen, dem Rauschen zuhören, ein bißchen am Strand entlang laufen. Irgendwas sticht mich in den Fuß. Kam aus der Tiefe des nassen Sandes. Autsch. Gut, daß ich ein paar Wundermittel dabei habe. CDL drauf. Es schwillt kaum an und der Schmerz verzieht sich. Keine Ahnung was das war – irgendein Sandkrabbeltier.
Am Morgen hatte ich ja lange überlegt, wie ich weiterfahren will. Nochmal Mani, also Peleponnes oder gleich irgendwie in den Norden hinauf. Das Wetter sagt Mani und meine Lust auf die kahlen Berge dort auch. Umdrehen kann ich immer noch, wenn es mir zu voll wird. Noch ein bißchen Meer genießen, bevor ich dann in die Berge rolle. So meine Idee.
Gesagt getan, 20 Euro für die Brücke bezahlt und dann auf bekannter Straße Richtung Süden. Die Berge sind in Wolken und die Gewitter verfangen sich dort. Also rolle ich in den flacheren Südwestteil und lande hier an einem meiner alten Plätze.
Die Sonne hat mich längst wieder und der Westwind bringt angenehme Frische. Dieses schwülwarme stickige Yugowetter ist zumindest hier vorbei. Richtig gemacht und oh Wunder bleibe ich hier am Strand alleine. Nur zwei Hundesparziergänger tauchen kurz auf, winken und sind wieder verschwunden. Schöne griechische Meereswelt.