Hügelgrab und geheimnisvolle Schluchtenwelt

oder der Klang der Spirale und die Stalakiten-Schlucht bei Peristeria

 

17.6.


Wenn der Morgen die Klippen hochkrabbelt, das Meer seine Wellen hoch aufbauscht, die Sonne hinter einem milchig weißen Schleier auf ihren Aufritt wartet, ich mit meinem Kaffee in der Hand die letzten Träume aus den Augenwinkel wische, ja dann ist die Welt noch in Ordnung.

 

 

 

 

 

Neben einem kleinen weißen Kircherl in gebührendem Abstand findet Brummeli seinen Platz zwischen Disteln und Stühlchen den Seinigen nahe der zackigen Klippen. Hier ist es gut hier bleibe ich. Weiter unten am Sandstrand ist Wochenendbetrieb. Beim letzten Mal war dieser Platz fest in Hippihand mit Trommeln und Gitarre, kleinen Kindern und Geplärre. Heute ist es still, nur die Brandung, die Vögel und die Grillen veranstalten ihr Konzert.

 

 

 

 

 

Quer durch abgeerntete Melonenfelder, vorbei an rund geschliffenen Zacken der bizarren Küste rumpel ich über eine Piste auf der Suche. Gibt es da irgendwas für mich? Mein angedachter Platz könnte zu sehr vom Wochenendgewusel beeinträchtig sein, also besser vorher gucken. Und jippiii kein Mensch da. Wenn ich irgendwo alleine mit Blick in die Weite draußen stehen kann, ja dann ist die Welt in Ordnung. Dann fühle ich mich einfach saupudelwohl.

Was für ein spannender Ausflug heute!

 

 

 

 

 

Ein altes Hügelgrab steht auf meiner Entdeckungsliste. Eines wurde wieder neu aufgebaut und so stehe ich in diesem Rund und lausche. Die Schritte hallen und klingen, als ob man auf einer großen Trommel gehen würde. Auf dem Boden erscheint eine Spirale und das Licht leuchtet geheimnisvoll vom Eingang herein. Für einen Moment verharre ich in der Mitte. Die Zeit bleibt stehen und der Klang hallt nach.

 

Gab es Rituale, die hier vollzogen wurden? Mit welchen Gedanken kamen die Menschen vor zweitausend Jahre vor Christus hierher? Was hat sie bewegt?

Sind es die gleichen Fragen nach dem Glück, nach dem Woher und Wohin? Sind es die gleichen Sorgen, wie sie ihr Leben gut meistern können? Sind es die gleichen Hoffnungen, das das Ganze doch irgendwie sinnvoll ist? Folgten sie auch einer inneren Bewegung, bewußt oder unbewußt, die sie hierher brachte?

Gab es diese sichtbare Spirale schon?

 

Für mich ist sie ein Sinnbild unserer tiefen Bewußtseinsentwicklung unserem Weg zur Wahrheit und Wirklichkeit. Ein interessanter Mensch sagte mal: Die Wahrheit ist eine spiralförmige Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

Neben diesem alten Hügelgrab führt ein kleiner Pfad hinab zur Schlucht, der Stalakitenschlucht. Der Weg zum Wasserfall führt durchs Wasser. Hosenbeine hochgekrempelt und rein in das angenehme Kühl. Ist das spannend. Eng hat sich das Wasser seinen Weg durch die Felsen gebahnt. Tiefste Stelle ist knapp unter der Hüfte. Wie eine Schlange windet sich der kleine Fluß um Felsen, findet Nischen, schiebt Kies vor sich her und folgt seinem Weg.  Eine Schlange wohnt in einem alten Schuh und verschlängelt sich, als sie mich kommen hört. Wer stört mein Sonnenbad, scheint sie zu zischen und kringelt sich erstmal um sich selbst. Spannend!

 

 

 

 

 

Ich taste mich weiter vorwärts durch grün schimmerndes Gestein, braune Wände bis zum Wasserfall, der aber nur leise die Wand runterrinnt. Es tröpfelt und gluckert, es pritschelt und ist einfach nur toll. Kein langer Weg, aber jede Ecke wird genossen, jeder Blick in dieser Tiefe aufgesogen.

 

 

 

 

 

Ein Schluchtenschmankerl der besonderen Art. Und trotz Samstag ist absolute Ruhe. Erst ganz oben beim Hügelgrab kommt mir ein Päarchen entgegen. Das mit der Schlange hätte ich nicht sagen dürfen. Sie schaut entsetzt und will gleich umdrehen. Ich beschwichtige und erzähl ihr, wie die Schlangen sich beim festen Auftreten verziehen. Sie nehmen die Erschütterung wahr und sind sehr schnell im Gestrüpp oder dem alten Schuh verschwunden.

 

 

 

 

 

Ein liebes Gespräch mit einer wachen Ossifrau rundet den Abend ab. Ich hatte sie im Ossiland kennengelernt. Manchmal trifft man Menschleins, mit denen man sofort tief andockt und vielleicht weitermacht, da wo man einst aufgehört hat. Solche Gespräche über Gott und die Welt, über unser Gewordensein und die Politik sind Seelennahrung. Wir, die wir angefangen haben Fragen zu stellen und nach Antworten suchen, tun uns einfach gegenseitig gut in diesem Austausch. Nicht nur weil wir vielleicht eine ähnliche oder fast gleiche Meinung haben, sondern vielmehr weil wir Fragen stellen und nicht einfach hinnehmen.

 

 

 

 

 

Dieses Fragen und Suchen, dieses Abwägen von möglichen Wahrheiten, das ist es was uns verbindet, tief verbindet. Wenn jemand in einer schweren Lebenskrise drei Monate nach Ägypten geht, sich dort in den Sand setzt und nur beobachtet, die Pyramiden im Blickfeld, das Leben in einer einfachen Hütte meistert, so ein Menschlein kommt verändert aus dieser Erfahrung hervor. Vieles davon läßt sich höchstwahrscheinlich gar nicht wirklich in Worte fassen. Was für ein Tag!