oder warum ich auch Blog schreibe ….
26.9.
Die letzten Nachtwolken wabern noch über die Bergspitzen, aber dann …. der Tag hier in Spanien fängt immer später an, weil die Sonne länger braucht über ganz Frankreich und die Pyrenäen zu krabbeln. Ist sowieso ein Wunder wie schnell sie es einmal um die Erde schaffft – ach nein, es war ja umgekehrt und da brauchen wir ein ganzes Jahr. Im warmen Kuschelbettchen mit meinem Kaffee fängt der Tag gut an. Die letzten Fetzen verrückter Träume wabern noch durch meinen Kopf, während es langsam heller wird.
Weit, weit unten ist wieder ein See, an dem ich gelandet bin nach einer herrlichen Fahrt durch Schluchten und Tunnels. Drei Meter hoch, werde ich gewarnt. 3m hoch ist auch Brummeli. Na denn, umdrehen kann ich immer noch. Am Tunneleingang bleibe ich stehen und mit geübten Auge erkenne ich, das ich durchpasse. Ganz langsam in der Mitte. Nix knirscht, knarzt, reibt oder schabt.
Das Sträßlein windet sich dem Fluß und der Eisenbahn entlang, die durch viele Tunnels rattert. Enge Steinschluchten und das rauschende Wasser des kleinen Flußes. Augenschmaus pur! Zwei Autos kommen nur sehr eng und mit good will aneinander vorbei. Es gibt Ausweichstellen und es kommt keiner. (In Sabinan geht es Richtung Puerto de Embid)
Voher drehe ich eine kurze Runde durch Sabinan. Die Menschleins sitzen wieder wie eh und je im Park, ratschen, strampeln und das Leben hat hier seine Normalität wieder. Ich verstehe zwar ziemlich wenig, was sie sagen. Trotzdem scherzen und lachen wir miteinander und es ist wirklich wie früher, wo man in die Orte kam, die Alten auf den Bänken saßen und ratschten und eben einfach ihrem Leben nachgingen. Da war die Polititk und irrsinnige Maßnahmen nicht im Vordergrund.
Ich zeige ihnen meine Bilder auf dem Tablet und ich krieg den Daumen nach oben. Hier im Hinterland irgendwo ist die Welt noch oder wieder oder … in Ordnung.
Weit komme ich heute nicht, denn das Go zum Blog hochladen kommt früher als erwartet und so sitze ich teils draußen und drinne und „arbeite“. Ja, wenn mir das Blogschreiben nicht so Spaß machen würde. Spaß ist nicht der richtige Ausdruck. Durch die Worte, die ich dem Geschehen gebe, bekommt mein Erleben sozusagen einen Bilderrahmen. Je nach Lust und Laune rückt dieses Detail oder ein anderes in den Vordergrund.
Am Ende entsteht ein riesiges Mosaik von Momentaufnahmen, die aus der Adlerperspektive vielleicht eine Richtung erkennen lassen, die, wenn man mitten drin steckt, nicht sieht. Von weit oben ist ein Pfad erkennbar unten im Dschungel stolpert man nur von einer Wurzel zur anderen und hofft auf dem wirklichen Weg zu sein.
Mein Blog ist so etwas wie eine riesige Collage meines Unterwegs-Seins, eine Hommage an die so wunderbare ursprüngliche Natur und die tiefe Auseinandersetzung mit wirklicher Freiheit.
Mein Unterwegssein ist ein unterwegs-sein zu mir und meinem tiefsten inneren Selbst, was immer das auch ist. Vielleicht ist das Selbst auch nur wiederum eine Collage von Momentaufnahmen aus vielen gelebten Zeiten, die das Seelchen beeindruckt hat auf seiner großen Weltenreise.
Mittendrin in einem Moment kann man das Ganze nicht überblicken, nur aus der Adlerperspektive. Uuups – das sind ja spannende Gedanken heute morgen, die tief in mir was anklingen lassen.
Das Selbst eine Collage aus Momentaufnahmen der vielen gelebten Zeiten….
und so wie ich durch den Blog die Einzelaufnahmen meines Unterwegssein erinnere, kann ich vielleicht auch irgendwann die Einzelaufnahmen meines Selbst auf seiner so großen Weltenreise erinnern… vielleicht!
(und das am See Tranquera, dem See der Stille!)