oder Flußdschungel und Wolkengeplätscher
7.9.
Kleine schnörkelige Sträßchen durch Frankreich. Viel freies Land. Hier und da ein Schlößchen auf einem Hügel, Bauernhöfe und viel Wald. Ich bummele durchs Land Richtung Süden dem Flüsschen Besbre entlang. Über mir bummeln die Wolken genauso,- große fette Schwarze und kleinere Graue. Immer wieder bleiben sie stehen und entledigen sich ihrer Last. Es pladdert undzwar kräftig. Im Hintergrund grollt es. Grimmlawina oder Gewitter genannt.
In Chatelperron biege ich ab zur La Grotte aux Fees und einem kleinen Museum. Die Wolken sind nun leichter und der Regen hat aufgehört. Einen kleinen Feldweg entlang und eine eher unspektakuläre Felsgrotte rechts von mir. Eingehend wird sie von allen Seiten erforscht. Überall reingekrabbelt wo ich reinkrabbeln kann. Sie geht nicht weit nach hinten.
Das Spannende ist doch, das man hier ein paar Überreste von Knochen und Werkzeugen aus der Chromangnonzeit gefunden hat. Quasi aus der Zeit, wo sich der Homo Sapiens, also wir, entwickelt haben. Mit einfachsten Mitteln haben sie angefangen Werkzeuge zu machen für die Jagd. Es ging ums Überleben. Die Felle der Tiere wärmten und schützten auch die Höhle vor Wetter und wilden Tieren. Das Leben war bestimmt von Nahrungssuche und einem geborgenen Platz für die Nacht. Sie waren noch nicht seßhaft und zogen weiter.
Was war es, das Homo Sapiens sein Gehirn weiter entwickelte, um zu dieser rationalen Intelligenz zu kommen, die er heute hat. Was war es das er sein Leben aus dem Instinkt heraus in ein kompliziertes bewußtes Leben entwickelte? Kam das alles aus ihm selbst? Gab es Impulse von außen?
Im Film 2001 kam der Entwicklungsimpuls von außen. Eine große Steele wurde in die Erde gepflanzt und die Urmenschen kamen mit einer Intelligenz in Berührung, die sie nicht kannten. Etwas wurde auch in ihre Seelen gepflanzt. Eine Same gesät, der dann unaufhörlich zu wachsen begann. Bewußtsein entwickelte sich und begann den angeborenen Instinkt zu verdrängen. So könnte es gewesen sein.
Ich finde die Frage so spannend: was hat den Urmenschen veranlaßt sich weiter zu entwickeln? Ein Gen, eine Mutation, ein Impuls von außen? Wann hat es angefangen das die Macht des Stärkeren sich durchsetzt? Wenn es nur um das Überleben ginge, bräuchte es kein sinnloses Morden, keine unmenschlichen Qualen, um ein vermeintliches Glück zu erfahren? Oder doch?
Wenn der Mensch in seinem Überlebenswahn grenzenlos wird, um den unvermeidlichen körperlichen Verfall und seinen Tod herauszuzögern wird er blind vor Angst und erkennt nicht, wie er seine eigene Menschlichkeit verrät und aufs Spiel setzt. Ein Mensch, der nicht mehr empfindet und ohne jegliches Mitgefühl durchs Leben wandert hat die Grundlage seines Menschseins verloren. Er könnte dann genauso gut ein Zombie sein, eine künstliche Intelligenz im Menschenkleid.
Wenn wir in unserer heutigen Welt nach wie vor in Angst und Schrecken vor Krankheit und Tod gehalten werden, mit widersinnigen Androhungen in Schach gehalten, um unsere natürliche Intelligenz, unser natürliches Empfinden nicht einzusetzen, dann werden wir von einer Art Zombies regiert, die keinerlei Mitgefühl und Mitempfinden haben. Leere Worte, nichts dahinter. Ich lausche einem interessanten Artikel von Milosz Matuschek in apolut.
„Das System fliegt uns gerade um die Ohren“.
Stehen wir in diesen Zeiten wieder an einem Wendepunkt in unserer Menschheitsgeschichte. Wer setzt sich durch? Der angeblich Stärkere mit seiner Macht zur Unterdrückung, Zwang und Überwachung, mit seinem grenzenlosen Beherrschungswahn? Oder merken jetzt doch langsam mehr und mehr was für ein perfides Spiel gespielt wird. Das es nicht um das Wohl der Menschheit geht, sondern nur um das Wohl einiger Weniger, die darauf hoffen, dass die Menschleins in ihrer Bequemlichkeit so verblöden, das sie zu allem Ja und Amen sagen, sofern sie noch ein bißchen Brot und Spiele haben.
Ich zupfe mich selbst immer wieder ans Ohr, denn lange habe ich auch nicht hingeschaut, hinterfragt und selber überlegt, ob das wohl alles so stimmt, was mir da aufgetischt wurde. Und immer wieder schlackere ich selbst mit den Ohren, weil mein Weltbild etwas zerbröselt. Man könnte auch sagen, Neurorientierung ist angesagt, wenn das Alte in sich zusammenfällt.
Welche Stele wurde wohl in unsere Seelen gepflanzt? Welcher Bewußtseinsimpuls will sich zeigen und weiter entwickeln?
Mit diesen Gedanken verzupfe ich mich an den Uferdschungel der Allier in eine kleine Nische und lass den Tag ausklingen. Ein bißchen noch draußen auf Stühlchen bis die Tropfen auf mein Womodach klopfen. Schöne neue Strawanzwelt.