oder Schlängelwege durch die Berge und weites Grasland am Meer
28.-31.3.
Jippijeeih… endlich wieder eine Sonne am Morgen, Wellen die fast zum Brummeli hereinrollen und ein schöner Strand vor mir. Weiße Kiesel, ein bißchen Schilf zu meiner rechten. Gar nicht so weit weg von Torre la Sal, einem Womonest nördlich von Valencia. Torreblanca, der kleine Ort, an dem die Piste abbiegt.
Ein roter Erdweg, teilweise noch matschig durch den vielen Regen. Die Pfützen sind aber kleiner geworden und der Boden nach Begutachtung fest genug. (Keine tiefen Schlammlöcher!!!!). Nur zwei Womos stehen weit voneinander entfernt und „mein Platz“ ist frei. Da stehe ich wieder eingekuschelt zwischen Schilf und lausche Wellen, Meer und den raunenden weißen Kieselsteinen.
Drei lange Telefonate, die neue Ideen in meinen Kopf pflanzen: Da gibt es vielleicht ein Projekt in Portugal, ob ich mich wohl daran beteilige? Wäre da ein Platz für mich, wenn ich nicht mehr rumreisen kann, ein Platz zum alt werden? Könnte Claudia nach ihrer Arbeitszeit dazu kommen? Ist es realistisch?
In diesen drei Wintern in Portugal bin ich ja dort schon ein bißchen heimisch geworden und habe Vertrauen in die medizinische Versorgung. Ich müßte portugiesisch lernen. Die Gegend an dem so ein Tiny House Projekt entstehen kann, kenne ich. Nicht weit weg vom Meer.
Mit meinen Münchner Freunden wird lange über die Welt und die Möglichkeiten geratscht bis spät in die Nacht. Mal sehen, wo mich Leben hin haben will. Die Weltsitutation ist so im Umbruch, das große Entscheidung weise gefällt werden müssen und noch ist die Zeit nicht reif dafür. Jetzt ruft mich erstmal Griechenland.
Doch zurück zu den letzten zwei Tagen:
Von meiner Wüste geht es durch die Berge zum See Cofrentes. Der angedachte Platz weit unten direkt am Wasser versinkt im Schlamm, aber weiter oben direkt an der Straße gibt es eine Nische an der ich gut bleiben kann. Autos fahren hier so gut wie keine. Erst am Morgen kommen zwei PKWs vorbei. Ich rolle den ganzen See entlang, tief unten in der Schlucht und weiter oben. Bei schönem trockenem Wetter ein herrliches Paddelrevier und ein Wandergebiet. Also werden morgens Schuhe geschnürt und dann gehts hinauf zum Castillo de Chirel mit Weitblick über den See und die schroffen Berge.
Und weil meine Neugier gößer ist als mein Gehorsam gegenüber Navi verfranse ich mich auf Kleinststräßchen in den Bergen. Nur mit Mühe komme ich durch die Orte und an einer Ecke hinterlässt eine Mauerecke eine kleine häßliche Spur vorne am Brummeli. Nicht schlimm, aber doof. Bis zu meinem Platz am Meer ist es zu weit, also bleibe ich an einer schönen Ecke, einem Picknickplatz in den Bergen an einem wild rauschendem Fluß bei Begis. Hoch oben thront der Ort auf den Felsen. Ich passe auf, das ich nicht im Ort lande, denn die Sträßchen sind zu schmal, vor allem die Kurven zu eng. Vielleicht ist das ja schon eine Vorbereitung auf Griechenland. Denn dort sollen die Strassen schmäler sein. Ich bin ja lernwillig.
Mein Platz ist lauschig mit dem Kommen und Gehen des Wassers. Endlos könnte man in die Verwirbelungen des Wassers schauen, wie es sich seinen Weg zwischen Steinen sucht, hinunterplätschert, immer weiter ohne stehen zu bleiben. Flußwasser kennt keinen Stillstand, kein Verweilen, es ist einfach fließen. Ein Sinnbild für Leben an sich??? Wir denken zwar manchmal wir würden verweilen, aber das Leben selber fließt weiter und weiter und weiter …..
Und während ich das schreibe rollen die Wellen heran, schäumen auf, spritzen sich selber naß und versiegen zwischen den großen Kieselsteinen. Die Sonne scheint warm und wieder mal genieße ich das so einfache Hiersein. Längst ist beschlossen diesen Tag zu bleiben. Wetterfröschlein hatte mir von der Sonne heute erzählt.
Der Weg hierher war dann relativ einfach. Ich kam vorbei an einem See, an dem ich auch schon weit unten gestanden bin. Auch hier die Wege noch zu matschig. Auf der großen N340 gehts vorbei an Torre la Sal bis zu diesem kleinen Juwel zwischen Hochbauten und Mittelmeertourismus.
Hier ist es gut, hier bleibe ich. Brummeli zwinkert mir in der Sonne zu und ein Orangenverkäufer bittet mich inständig ihm ein paar abzukaufen. Sie alle brauchen Geld in diesen Inflationszeiten.
Mir selber wird nochmal bewußt, wie gut es mir tut mich auf das Wenige und Wichtige zu konzentrieren. Das macht mein Womoleben so spannend. Hier draußen in der Natur bin ich glücklich. Ich habe ein warmes Bett, ich habe eine kleine Küche und mein Minibad. Mehr brauche ich nicht. Und das Draußen, das Ufer, die Weite das Meer ist meine Terrasse. Stühlchen und mein Kaffee, eine warme Sonne und grenzenlose Weite läßt in all dem Weltendrama mein Herz jubeln.
Die Konzentration auf das Wesentliche ist wohl der Luxus des Älter werdens. So vieles brauchen wir nicht mehr. Und was das Wesentliche ist kann nur jeder für sich finden. Wann fühlt man wirklich Geborgenheit?
Ich fühle das Hier draußen und das beflügelt mich und läßt Seelchen tanzen.