Erg Chebbi

und Rumdümpeln in den goldenen Dünen

10.2.

Habe ich einen tollen Platz so mittendrin! Die Sonne geht genau vor meinem Schlafzimmerfenster auf, ein Vogel trippelt über mein Womodach und die Dünen fangen so langsam wieder das Leuchten an.

Ich bin im Faulenzer Modus, hänge mit meinem Kaffee noch ein wenig meinen Träumen nach, bevor auch ich in den Sand trippele. Blog wird draußen geschrieben. Tisch und Stuhl, der Laptop Sonnenschirm und die Fingerchen, die mit der Tastatur klimpern. Worte formulieren sich und diie passenden Bilder werden rausgesucht.

 

 

 

 

 

Alex von der Nachbardüne kommt mich besuchen. Er ist Drachenflieger und ist zum ersten Mal mit seinem selbstgebauten Womo unterwegs. Ganz stolz erzählt er mir von der Begegnung mit Marokkanern, die ihn zu sich einluden. Er blieb fünf Tage in der Familie und teilte ihr Leben. Ein junger Bursche, vielleicht so um die 30, der sich neu orientiert und sein Leben umkrempelt. Job gekündigt und einen Drachenfliegerjob in Aussicht. Jetzt tingelt er seit einem Monat in Marokko rum, unerschrocken und voller Neugier. „Vielleicht mache ich Feuerchen am Abend“, sag ich ihm und dann rufe ich dich. Ich rufe ihn nicht, denn ich bin abends viel zu müde.

 

 

 

 

Lang wandere ich nämlich in den Dünen herum. Die Sonne scheint warm, der Sand fest oder butterweich. Meine große „Everest-Düne“ besteige ich aber nicht. Zu steil geht es hinauf und hoch oben ist der Sand locker. Das heißt zwei Schritte vor und fünf im Sand zurückgerutscht. Ich finde aber einen Weg drumherum, folge den Kamelspuren und kreuze immer wieder Quadspuren. Das neue Erg-Chebbi-Leben. Waren es früher die Jeeps, die durch die Dünen sausten, lärmen heute die Quads. Ein lohnendes Geschäft.

 

 

 

 

 

 

 

 

Da suche ich mir lieber selber meinen Weg und bin froh, wie sie wieder hinter dem Sand verschwinden. Den Zauber von Licht und Schatten, den Zauber von den Farben von rot bis tief beige-gelb, den Zauber der Formen, die sich wiederholen, neu bilden und ein Stück Unendlichkeit formen, den sieht man nur wenn man inne hält, wach ist und eintaucht in diese Saharawelt. Dann ist es wieder ganz still, der Sand rieselt durch meine Finger und am Horizont wandert ein Kamel. Langsam mache ich mich wieder auf den Rückweg und folge meinen eigenen Spuren, die schon ein bißerl vom Wind verweht sind.

 

 

 

 

Alle Nachbardünen haben sich besiedelt und trotzdem hat jeder so seinen ganz eigenen Platz. Ich stell den Vögeln noch ein bißerl Wasser hin, ein paar Haferflocken, bevor ich mich nach innen verziehe. Abends wird es jetzt etwas kühler und ich lass nur noch ein Fenster offen. Der Mond lugt frech zu mir herein. Zeit schlafen zu gehen.