oder von der Wüsteneinsamkeit zu den tausend Biwaks bei der kleinen Düne Tinfou
2.2.
Ich wollte Wüste, ich bekomme Wüste zusammen mit den gefühlten tausend Biwaks und Kameltreibern, die in mir fette Beute wittern. Ich bin in einer Tourigegend und die Bettelei fängt wieder an. Schon in Zagora fährt ein Jeep neben mir (auf der linken Spur), um mir unbedingt sein Camp in M’Hamid zu empfehlen. Ein Fahrradfahrer will mir unbedingt seine Mercedes-Garage in Zagora aufschwätzen für irgendwelche Arbeiten. Ich hoffe, ich brauche sie nicht. Sie lassen nicht locker. Eine Dritte klopft an mein Womo, um zu betteln. Zielgerichtet geht es nur zur Tankstelle, um dann so schnell wie möglich aus Zagora hinaus zu fahren. Halten heißt, das gleich jemand kommt. Wo liegen die bloß überall auf der Lauer?
Es ist schon zu spät, um noch weit zu fahren und einkaufen muß ich auch noch. Also rolle ich nur bis zur Düne von Tinfou hinter Tamagroute. An dem festen Platz vor den Düner kann ich stehen, muß aber erst alle Biwak- und Kameltreiber ruhig stellen. Mit einer Zigarette oder Bier wimmele ich sie ab. Natürlich wollen sie mich auf ihr beleuchtetes Biwak locken, was nicht mehr ist, als ein freier Platz vor der Düne mit ein paar Zelten. Ich bleibe standhaft und auf eine überteuerte Tajine habe ich auch keine Lust.
Dann kraxel ich erstmal auf die Düne, junge Hupfer sprinten hinauf, während ich stapfe, halb im Sand versinke und weiter. Oben ein toller Blick, den ich nach und nach mit den Sonnenuntergangsbesuchern teile. Es ist Sonntagabend und die Kinder haben so viel Spaß, wie im Schnee. Ich wandere ein bißchen abseits, überlass den Horden ihren Gipfel, während die Sonne die Dünen in ein warmes goldenes Licht taucht.
Die Kameltreiber sind woanders fündig geworden und führen ihre „Beute“ malerisch durch dieses kleine Dünengebiet. Meine Blogbilder sind gesichert. Sehr hartnäckig fordert er später von mir etwas für das Fotografieren. Er kriegt ein Bier, will zwei, kriegt nur eins und zieht beleidigt von dannen.
Mal sehen, das kann ja heiter werden in M’Hamid. Irgendwann mal ist wirklich Ruhe. Die Lichter von den Biwaks leuchten hinter dem Sand hervor und ich habe es innen gemütlich zwischen den großen Sandbergen.
Wie anders war es da doch heute früh im Irgendwo am Lac Iriki. Zwei Jeeps, die gestern vorbeisausten, sausen wieder zurück und die Welt ist wieder still an diesem kleinen Flecken Sand. Langsam rolle ich den ganzen Weg zurück. Vorbei am großen Tafelberg, durch das kiesige Qued, seh meine „Kathedrale“ nochmal von der Seite und erzähl dem Militärposten, dass ich tags vorher wegen ihnen nochmal zurückgekommen war. Sie bedanken sich.
Auf der großen N 12 geht es nach Zagora, vorbei an dem alten Dorf in dem ich schon vor drei Jahren rumgelaufen bin und weiter auf der N 9 Richtung M’Hamdi. Und langsam krabbelt die Morgensonne auch über die Düne und verspricht einen herrlichen Tag und der Wüstenmülleinsammeler hofft auf Geschenke. (Ich widme mich meinem Blog und laß ihn stehen). Angkommen im Touri-Wüstengebiet. Abseits ist es doch viel, viel schöner.
Martin
Safar
martin
Safar