und Cafe Pistenkrabbler in Cabo Sadao
6.-9.12
Weiter gehts mit dem Leben in Vale de Agua … weiter geht es mit tiefen Gesprächen über Los- und Seinlassen. Interessante Bücher machen die Runde und das, was wir lesen wird gleich umgesetzt in neue Ideen, wie das Leben noch ein bißchen leichter sein kann. Einfachheit und Leichtigkeit, Loslassen von Verantwortungen und lang getragenen Identitätsbildern regen uns an, tiefer zu schauen, tiefer zu fühlen.
Erinnerungen an gemeinsame Indienzeiten und lachend erzählen wir uns unsere Phantasien, bauen sie aus, schmücken sie und wir sind fast wie Kinder, die tief versunken in ihr Spiel eintauchen und einfach nur Freude empfinden, so da zu sein. Das Erwachsenensein darf für eine Zeit an die Seite rücken.
Die beiden müssen es aber wieder rausholen, denn ein paar Termine rufen. Ich verbringe diese Zeit an meinem wunderbaren Platz in Cabo Sadao und stehe wieder herrlich am Meer. Der Wettergott beschert mir einen wunderbaren Sonnenuntergang und am nächsten Mittag tauchen die beiden auf.
Cafe Pistenkrabbler hat aufgemacht, bietet Mittagstisch mit Reis und Veggies, allerdings sind die Sweeties ziemlich ausgegangen. Auch ein drittes Stühlchen und eine dritte Tasse muss mitgebracht werden. Und da sitzen wir mit Zistrosenduft in der Nase um den Tisch und genießen zutiefst unser Miteinander. Dazu scheint warme Sonne herunter und nur ein zarter Wind streicht um die Nase.
Abends, am gemütlich prasselnden Feuerchen, macht Röstbrot mit Humus die Runde, neben Themen wie Spiritualität, Leben im Alter und der Aufbruch ins Neue. Spannend, so lebendig erfüllt von Visionen und Träumen und immer wieder Momenten von Jetzt.
Vale de Agua entzaubert nochmal so seinen besonderen Reiz, seinen Charme und vor allem seine Weite, in die Tiefe einzutauchen. Es ist so ein ganz besonderes Geschenk diese Tage mit den Beiden zu verbringen. Es ist mein Abschied von Vale und ihrem Haus, dass vielleicht bald neue Bewohner findet. Vale hat sich von seiner allerschönsten und besten Seite gezeigt, Vale hat gezeigt was es war und was es ist. Und es wird weiter gehen an jüngere Leute, die diesen Platz dann mit ihren Visionen und Träumen füllen und auch Vale de Agua wird weiter wachsen und das tief erfüllte Leben der Menschen hier unterstützen und begleiten. Das ist Vale de Agua, ein besonderer Platz.
Ich rolle am Sonntag auf meinen Platz in Caraparteira ein. Und auch wenn die Wolken grau sind, steh ich inmitten dieser Felsen, höre den Wellen zu und lass Erlebtes nachwirken und bin mal wieder nur zutiefst dankbar über mein so tolles Leben. So oft stehe ich nur selber staunend davor.
Und ich wünsch den Menschen, denen es gerade nicht so gut geht, dass sie auch irgendwann mal eintauchen können, sich befreien von Fesseln, die das Leben so dunkel und schwer machen und dann auf ihrer ganz eigenen Reise, die Schönheiten des Moments erleben. Und manchmal denke ich, wenn ich nur eine große Schnipp-Schnapp hätte, sprich Schere, und durchschneiden was, verhindert… aber das kann ich nicht, auch wenn ich noch so gerne will. Das ist wohl ein so oft schmerzhafter Weg, den jeder nur selber gehen kann, Schritt für Schritt, Schnitt für Schnitt. Dazu wünsche ich Mut, Kraft und die Weisheit eines Adlers.
Und so sitze ich im Pistenkrabbler mit Blick in die Weite und bin neugierig, wie es weitergeht. Ein Stück Alentejo hat sich verabschiedet.