oder zwei Radltage
auf diesem tiefen Land
zwischen Deichen und Kanälen
– Zeeland
12-13. August
Nur noch 130 km und dann bin ich auf Zeeland, diesem Gebilde aus Halbinsel und Inselchen, die mit gigantischen Brücken verbunden sind. Das Innenmeer, das Veerser Meer kann bei Bedarf mit riesigen Stahltoren verschlossen werden, so dass bei einer Sturmflut, das tiefe Land nicht überschwemmt wird. Das ist holländische Ingenieurskunst vom Feinsten.
Der Wettergott meint es gut mit mir – jetzt kannst du doch mal schön radeln, raunt er mir zu. Es fliegen zwar noch so ein paar Wolkenfetzen umeinander, aber die tun nix. Abends hatte ich noch gegooglt und einen Parkplatz in der Pampas gefunden, sollte mein anvisierter Stellplatz voll sein. Und das ist er natürlich! Die Pötte nach Antwerpen wollen viele sehen!
Prompt fahre ich erstmal am Parkplatz vorbei, weil kein Schild und nix dort ist. Nur eine schöne kleine herrliche Einbuchtung gibt es da an dem Wegekreuz. Ein Anglerauto steht weiter hinten am Wegesrand. Ich fahre noch ein bißchen Schotterpiste und hätte dies gar nicht gebraucht. Am Rückweg blinzelt er mir schon von weitem frech zu. Siehste, das hättest du dir nicht gedacht, so einen schönen lauschigen Platz, den man erst beim zweiten Mal hingucken als solchen erkennt.
Das ist ganz nach meinem Geschmack und so stehe ich schnell, eingekuschelt in die Ecke unterhalb vom Damm. Oben macht das Meer gerade Mittagsschlaf und hat sich eine grüne, schmodderige Algendecke übergezogen oder es hat sich nur dahin verkrümmelt, wo es keiner findet. Es ist Ebbe. Irgendwer waatet durch den Schlick und ich radele Richtung Yerseke, einem Muschelnest Ein Händler nach dem nächsten und riesige Fabrikhallen reihen sich aneinander. Hier werden Muscheln in alle Welt verkauft.
In der Touriinfo erstehe ich eine Radlkarte – jetzt weiß ich endlich wo ich bin. und vor allem bin ich wieder in meinem Element. Face to the wind und einfach der Nase nach. So liebe ich das. Yeserke ist so ein typisches kleines putziges Hollandnest. Die Häuser niedrig und klein, die Straßen eng aber mit guten Radwegen. In Holland dürfen die Räder alles, fast alles und haben freie Fahrt. Holland ist ein Radlrevier par exellence.
Ich laß mich von dem Wind zurücktreiben und sitze noch lange oben am Deich auf der Bank, bevor ich mein Abendritual beginne. Oh, wie schön ist es hier. Und auch wenn ich das Meer nicht sehe, ist es so ein geborgener und guter Platz.
Und so schlafe ich bis um 7 und lasse mich von der Sonne wecken. Der Himmel ist blau nur ein paar Wölkchen.
Ich möchte gerne Goes, das kleine Städtchen mit seinem schönen alten Stadthafen sehen und dann weiter ans Veerser Meer.
Goes ist klein und nett. Es ist gerade Kirmes, aber die fängt erst an wenn die Kirche aus ist. Ich radele durch kleine Gässchen, den Hafen entlang und dreimal im Kreis, bevor ich meinen Parkplatz wiederfinde.
Weiter gehts zum Veerser Meer, diesem großen verzweigten Binnenmeer, das bei Bedarf mit riesigen Toren zum offenen Meer hin geschlossen werden kann.
Auch hier gibt es schöne Parkplätze, die schon lange vorher angekündigt sind und mit allem Komfort ausgestattet. Mülleimer und Toiletten. Abends erfahre ich aber, dass man hier nicht über Nacht bleiben kann. Wie gut, ich habe ja meinen Privatstellplatz.
Nach einem langen Frühstück mit Sonne und Wind schnappe mir nochmal das Radl und rolle bis Veere am Meer entlang. Dort tummelt sich das Sonntagsvölkchen und ich mittendrin.
Es gibt ein paar schöne Einstiegsstellen für meinen Wasserplatsch, aber dafür ist es schon zu spät.
Habe ich schon gesagt, dass das Wetter toll ist — nicht zu heiß, Sonnenschein ein bißerl Wind und ab und zu paar Wölkchen. Danke, du lieber Wettergott, das hast du super gemacht. Und so stehe ich abends um 7 wieder in meiner lauschigen Ecke.
Es gäbe hier noch viel zu entdecken, aber morgen gehts weiter auf die andere Insel, da wo mein Bruder ist.
GPS N 51 27′ 27“ E 4° 04′ 54“