Wolken-Paddeln am Sarlet-See

oder diese Eindrücke sind nicht mehr zu toppen…

4.9.


Kleine Wellen plätschern lustig zu mir her, die Sonne verschiebt die Morgenwolken in den Horizont und schickt ihre ersten Strahlen zwischen den Blättern der Bäume zu mir her.

Weiße Möwen fliegen vorbei, ein Fischer tuckert in der Ferne und ich wache auf am Sniardwy See, da wo ich schon viele Tage verbracht habe.

 

 

 

 

 

Jetzt stehe ich aber am anderen Ende, ganz alleine auf weiter Flur. Normale Womos kommen nicht hierher und die Polnischen müssen zur Arbeit. Beim ersten Mal stand hier eine Horde Defenders mit Zelt, Kind und Kegel. Brummeli steht mit den Füßen fast im niedrigen Wasser. Oh, ist das schön!!!! Ein toller Abschiedsplatz von meinen masurischen Seen.

Der Sonnenuntergang wird ausgiebigst genossen, genauso wie die Stille und Ruhe um mich herum. Mein Kopf ist frei, wird frei und hat viel Platz für intensive Gespräche.

 

 

 

 

 

Am Morgen erforsche ich erstmal zu Fuß, ob ich durch die Engstelle am See paddeln kann. Durch hohes Gras und Gebüsch, vorbei an Bäumen halte ich mit dem Fernglas Ausschau. Er sieht sehr, sehr zugekrautet aus. Lohnt es sich das auszuprobieren? Hhhm, der Sarlet-See bei Wyszembork ist nicht weit. Also Brummeli schnurr, die Piste hinunter direkt ans Wasser. Schnell ist Wasserplatsch wieder fertig und los gehts.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wasser spiegelglatt, das Ufer schilfbewachsen. Mühelos gleite ich dahin. Ein paar Wolken tummeln sich auf der Oberfläche und heute ist es nicht nur ein Paddeln auf dem Wasser, sondern ein Paddeln in weißen kleinen Wölkchen. Wasser und Himmel vereinen sich und erlauben mir in diese luftige Weite einzutauchen – plitsch -platsch. Ich komme ins Träumen, angesichts der Farben, dieser Weite diesem unendlichen Raum, der sich vor mir auftut. Können wir diesen „Raum“ nur durch die Spiegelung erfahren?

 

 

 

 

 

Ich spüre das Kommen und Gehen meines Atems, höre das leise Plätschern, sehe die Sonne auf dunkelblauem Wasser und rieche Frische und Klarheit, in den Spiegelungen des Schilfgrases. Das kann ich nicht mehr toppen, taucht es in meinen Gedanken auf. Soooooo schön! Bewußt langsam gleite ich dahin und koste jeden Moment aus.

 

 

 

 

 

Ich könnte ja am Sniardwy See schlafen, blubbert es da in meinen Kopf. Keine schlechte Idee! Am Strand zurück sind schon ein paar Badegäste da. Wasserplatsch wird für gut befunden und einer der Menschleins hilft mir das Boot zum Brummeli zu tragen. Da brauche ich den Bootswagen nicht mehr. Ein ausgiebiges Schwimmerli folgt. Was für eine toller Abschied von den masurischen Paddel-Seen. Ich komme sicher nochmal wieder um noch andere verwunschene Ecken zu entdecken.

 

Auch in Bayerbach ist jetzt herrlichstes Wetter und so fällt mir das Zurückkommen nicht so schwer. Ein paar Dinge stehen ja noch auf der To-do Liste die ich erfolgreich vor mir hergeschoben habe. Auf gehts – Brummeli schnurr mal wieder Richtung zurück!

Das hast du gut gemacht, tönt es in meinem Kopf. Meine Platschlust ist voll auf ihre Kosten gekommen und Brummeli hat ein schönes neues Bild auf seiner rechten Seite. Und meine Plätze im Irgendwo – tjaa soooo gut und heilsam einfach nur draußen in der Natur, abseits vom Lärm und Gedränge, von Rumpatata und Geschreie, von Unzufriedenheit und Gemurre.

 

 

 

 

 

Es sind so die Momente wo Leben einfach nur Leben ist und die Natur die Oberhand hat. Nicht der Mensch mit seinen wahnwitzigen Ideen und Vorstellungen. Wenn es Naturgeister gibt, die würden sich biegen vor Lachen ob unserer Ideen wie Leben gehen sollte. Was wißt ihr kleine Menschleins schon von diesen Urkräften? Habt ihr nicht gelernt mit ihnen in Einklang zu leben?

Wie überheblich muß man sein, um zu denken, das der Mensch der Natur seinen Willen aufdrücken kann, wispert es leise im Schilf.