Uralte Bäume im Steinwald von Varna

oder stille Zeitzeugen der Vergänglichkeit

14.9.

Wieder eine rotglühende Sonne, die sich durch den Morgendunst über dem Meer auf ihren tagtäglichen Weg in die Weite des Horizonts aufmacht. Ich stehe am Rande der Dünen von Shkorpilovtsi. Ein verwegenes, teils abgebrochenes Sträßlein führt hier hinunter in die Dünenlandschaft. Weißer Sandstrand, kleine Plätscherwellen, ein Sitzbaumstumpf und herrliches Schwimmen. So kann ich den Tag ausklingen lassen. Brummeli steht auf einem Stück Beton hinterhalb – ich sag nur weicher Sand ist nix für ihn.

 

 

 

 

 

Der Steinwald von Varna lockt mich und ich rolle auf der Schnellstraße hinter Varna hinaus ins Land. Da stehen sie majestisch und still, harren aus bei Wetter und Wind, bei Kälte und Hitze. Sie stehen einfach da, stumm.

Ohne Worte erzählen sie von vergangenen Tagen, Jahren und Jahrmillionen. Sie haben das Kommen und Gehen gesehen, sie sind selber gekommen und gegangen, denn hier stehen nur die Überreste, die versteinerten Reste ihrer damaligen Lebenszeit.

 

 

 

 

Oder ist es „nur“ die Natur, die aus Steinen, die seltsamen Formen schafft und uns erinnern an dies oder jenes. Fünfzig Millionen Jahre alt sollen sie sein, – eine lange Zeit!

Ich laß mich einfangen von den Formen und wandere zurück in eine Zeit, in der es noch keine Menschen gab. Naturgewalten formten die Erde. Die Kräfte spielten miteinander, tobten sich aus und waren einfach da, ohne Sinn und Zweck, ohne dies oder jenes erreichen zu wollen. Pure Energie. Sie hinterließen neue Formen, alte verschwanden. Sie wurden fest, fast unzerstörbar und sind so heute noch sichtbar.

 

 

 

 

Die alten Bäume der Zeit – ein Abbild unseres Geistes, der bedingt durch das eigene Leben, dies oder jenes sieht, glaubt und so manches davon im Stein verfestigt, so daß es für Ewigkeiten halten könnte. Tut es aber nicht, denn auch die Ewigkeiten rütteln am Stein, lassen ihn verwittern und erschaffen Neues.

 

Mit was gehe ich in Resonanz? Was beeindruckt mich? Was ist das, was in meinem Leben für Ewigkeiten halten sollte?

Und schaut man auf die „Bäume der Zeit“, so bleibt nur die Spur, die Rinde – Reste einer materiellen Existenz aus früheren Zeiten. Das Leben, das Lebendige ist weiter gegangen – wohin ???

Naturphänomene beeindrucken mich immer und lassen mich schwabulieren über das Leben, die Existenz und dem, was wirklich wichtig ist oder ich für wirklich wichtig finde.

 

 

 

 

Und ganz normal hier und heute überlege ich, ob ich nicht doch nach Griechenland fahre. Ich höre, dass es viel einfacher ist, als ich dachte. Ich kann ja mal reinschnuppern. Mit Test und einer elektronischen Reiseanmeldung ist es problemlos, selbst die Griechenlandfähre war unproblematisch. Masken wurden sehr relaxt getragen.
Mal schauen, was Brummeli dazu sagt. Ich habe ja noch ein paar Tage, bis ich an der Grenze bin.