The Deaf Stones – die tauben Steine

oder die alte Festung Efraim und stille Felsen im dunklen Grün

19.9.

Morgenschleier über meinen kleinen See am Rande der Ost-Rhodopen. Es ist still, selbst die Vögel kuscheln noch in ihren Nestern bis die Sonne sich ihren Weg durch den hellen Nebeldunst bahnt.

Heute sitze ich sogar schon am Tisch zum Buchstaben basteln. Mal sehen, welche Symphonie meine Fingerchen heute erfinden.

 

 

 

 

Ich bin im Rhodopenland – den Ost-Rhodopen, bergig hügelig mit vielen Steinen, die aus vergangenen Zeiten erzählen. Alte Festungen werden ausgegegraben, Hügelgräber freigelegt und Schicht für Schicht altes Kulturgut entdeckt.

 

 

 

 

 

Ich wandere zu den „Deaf Stones“, taube Steine, die vielleicht gar nicht so taub sind. In ihrem Schweigen enthüllen sie mehr von ihrem Wesen, ihrem Dasein.

Waren es einst heilige Stätten in denen der Kult zuhause war? Waren es Rückzugsorte für jene auf der Suche nach Wahrheit? Und waren es große Burgen und Festungen, die unter dem Schutz der Kirche das Land verteidigten?
Ruft man hier zwischen den Felsen ins Land, kommt kein Echo zurück. Die Steine bleiben stumm, deshalb der Name.

 

 

 

 

 

Ich wandere durch schönen Wald, vorbei an Felsen, Höhlen, über Leitern hinauf zur Spitze, da, wo einst die Kirche stand. Vielleicht haben Mönche hier gewohnt und sich im Wald zwischen den Felsen ihre Klause eingerichtet, um in der Stille ihren innerem Weg zu folgen, fernab vom lauten Trubel der Alltagswelt.

Vielleicht standen hier oben Mönche, die mit ihrer Glocke die Menschen zum Gebet riefen, die weit unten im Tal an der Arda ihrem Tageswerk nachgingen. Vielleicht wurde aber auch hier während der Kreuzritterzeit das Christentum mit dem Schwert eingefordert. Vielleicht.

Alte Steine laden zum Träumen ein in diesem dichten Grün, das so manche Wahrheit überwuchert. Ich klettere hinauf und hinunter und laß mich einfangen von dem Zauber einer Welt aus Fels und Efeu, aus grau und grün, aus Fantasie und möglichen Wirklichkeiten.

 

 

 

 

Abrunden tue ich dies mit einem Gang in ein Hügelgrab in Mezek. Der Gang ist relativ hoch, erst am Ende führt er durch drei Tore. Waren sie einst mit Steinplatten verschlossen? Am Ende das Rund – ein Felsenplatz auf dem der Leichnam wohl gelegen haben muß. Jetzt liegen viele Münzen dort, von Menschen gebracht die den Alten ihre Ehre erweisen.

 

Weiter auf der  597 und  dem kleinen Sträßlen 8081. An Schlaglöcher bin ich ja schon gewöhnt. Sie schlängelt sich durch Wald hinunter und über braune abemähte Felder.

Mein angedachter  Platz näher an der Arda ist durch einen Elektrozaun für mich nicht erreichbar. Da bin ich zu hoch.

Also geht es hinunter zum kleinen See. In der Ferne grollt der Donnergott und Blitze zucken umeinander. Da ist es gut nicht hoch oben und ausgesetzt zu stehen.

 

 

 

 

 

Ich bekomme noch Besuch von zwei netten Polizisten. Seine Schwester lebt in Ulm, erzählt er mir. Ich bin nahe der Grenze. Mein Stehen ist hier kein Problem und er kommt sogar nochmal zurück, um mir zu sagen, wenn irgendwas wäre, sollte ich 110 anrufen. Sie kämen dann sofort. Wie nett, sie sorgen sich, das mir nix passiert.

Immer wieder mache ich die Erfahrung wie freundlich die Menschen hier sind, hilfsbereit und sorgsam. Ob es auf der Burg ist, wo mir jemand eine kleine Karte gibt, auf der der Weg markiert ist, oder hier die Polizisten oder dort ein so nettes Gespräch. Die Bulgaren erscheinen mir ein bißchen stolzer, als die Rumänen, die eher etwas gedrungen wirken. Aber beide haben die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit Fremden gegenüber. Erstaunlich!!!!