Steinformationen in Belogradchik

und Höhlenimpressionen im Dschungel der Wälder

 

20.Juni

Ein warmer Südwestwind fetzt ums Brummeli. An meinem kleinen See brechen sich die Wellen, die Sonne geht leuchtend gelb auf und malt Strahlenmuster in den Sand. Der halbe Mond schaut von oben noch belustigt zu.

Wunderschöne Morgenwelt!

 

 

 

 

 

Ich bin wieder zurückgekommen zu meinem Seeplatz. Die Piste gut zu befahren, auch bei den ausgewaschenen Stellen. Der Boden ist trocken, kein rutschig schmieriger Schlamm. In Regenzeiten wäre es anders.

 

 

 

 

 

Mein erster Halt gestern die Maguro Höhle. Man darf sie doch nicht freihändig besichtigen, sondern nur mit Führer und nur alle zwei Stunden marschiert jemand los. Ich bin genau dazwischen da. Aber es gibt einen anderen Auftrag für mich. Und ich erzähl die Geschichte, weil sie die Hilfbereitschaft der Bulgaren zeigt: Ein Deutscher verliert seine Autoschlüssel in der Höhle. Oh je, er hat aber einen zweiten und hinterläßt alles im Kiosk beim Parkplatzwächter. Der Schlüssel wird gefunden und tatsächlich dort abgegeben. Die bulgarische Post … naja dauert wohl ewig, wenn überhaupt. Und so landet er nach einem Telefonat mit Jörg im Brummeli und wird mit der deutschen Post geschickt. „Ich dachte schon, den Schlüssel seh ich nie wieder,“ sagt Jörg erleichtert. Der Bulgare hat sich so bemüht, jemanden zu finden – heutzutage nicht selbstverständlich!

 

 

 

 

 

Ich schnurre die 25 Kilometer nach Belogradchik, dieser berühmten Felsenfestung. Ein markierter Punkt auf meiner Karte. Viele Stufen hinauf und hindurch. Es ist schon beeindruckend, wie die mächtigen Felsblöcke einfach aus der Landschaft aufragen. Von dort hat man den Weit- und Überblick, fast nicht einnehmbar so eine Festung. Ich wandere durch die stoischen Steine, die noch nicht mal blinzeln. Wie standhafte Zinnsoldaten stehen sie regungslos, trotzen Wind und Wetter und brauchen noch nicht mal eine Maske.

Was sie sich wohl denken über unseren Weltenwahnsinn?

 

„Die Menschen haben sich selbst schon immer mal wieder an den Rand ihrer Existenz getrieben“, wispern sie leise. Das kommt und geht und manche von ihnen lernen und andere nicht. Das ist so im Weltengetriebe. Wie jeder Einzelne von ihnen mit dem Geschehen umgeht, zeugt von seiner Entwicklung, seinem Wissen bzw. Nichtwissen. Es kann immer nur einer durch die Enge des dunklen Tores wandern, um auf der anderen Seite verändert wieder aufzutauchen.

Es ist ein individueller Reifungsprozess vor dem die Menschheit als Ganzes gestellt ist. Wieviele von ihnen schaffen es den Einflüsterungen der Dunkelheit von Macht und Gier zu widerstehen und die Menschlichkeit an erste Stelle zu setzen? Wir wissen es nicht. Wieviele von ihnen schaffen es, sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben im Angesicht von dicken Steinen, die in den Weg gestellt werden? Auch das wissen wir nicht. Und wieviele von ihnen schaffen es, ihre ureigene Angst zu erkennen und nicht mehr Sklave davon zu sein? Wir wünschen es allen!

 

 

 

 

 

Die Wahrheit wird nicht für alle sein, ein Satz aus der Q-Bewegung. Muß es auch nicht, denn der Weg den jeder Einzelne von uns in dieser Zeit geht ist ein tief individueller Weg und was weiß ich, welcher Schritt bei wem ansteht. Ich kann nur meiner eigenen Wahrheit treu bleiben und meinem eigenen kleinen Pfad folgen.

 

 

 

 

 

Und der führt mich auf einem Schlängelweg durch surrende Mückenlandschaft, knarzige Bäume, zu versteckten hochaufragenden Felsen und in tiefe Abgründe. Ich bin auf dem Weg zur Höhle Lepenitsa. Anfangs auf noch bequemen Weg geht es hinauf auf die Felsen, um dann in einer Rinne abzusteigen. Bäume. Sträucher und Steine geben Halt auf dem Weg hinab. Sorgsam suchen die Füße nach dem nächsten Tritt. Komme ich auch da wieder hoch, überlege ich, bevor ich mich sitzend zum nächsten Wegstück hinunter lasse. Dann taucht sie vor mir auf, die große doppelstöckige Höhle. Eine verlassene Behausung. Mit Taschenlampe mache ich mich auf. Wie weit kann ich wohl heineingehen?

 

 

 

 

 

Kriechend schlupfe ich unten einem herabhängenden Felsen hindurch. Ein kleiner schwarzer Raum mit Knochenresten, nein es ist Holz, das hier liegen geblieben ist. Hinter der Kurve sind die Felsen eng zusammengerückt. Kein Weiterkommen. Ich krieche zurück und folge den anderen Fußspuren. Sie führen auf das Plateau. Eng an die Felsen geschmiegt tapse ich auf einem schmalen Felsvorsprung weiter zum großen „Eingang“. Die Felsen senken sich von oben herab. Hier komme ich nur auf allen vieren kriechend weiter. Ich leuchte hinein. Es lohnt sich nicht, denn auch hier ist die Höhlenwelt ganz schnell zu Ende, die Felsen immer tiefer zusammengerückt.

 

 

 

 

 

Verschwitzt und verstaubt stehe ich wieder unten am Eingang. Wasser rinnt meine Kehle hinunter, bevor ich mich wieder auf die Kraxellei nach oben begebe. Hinauf zu klettern ist oft so viel einfacher als runter. Am höchsten Punkt wird noch eine kleine Rast eingelegt und die Weitsicht genossen. Ich freue mich auf meinen See.

 

 

 

 

 

Das Ufer ist aber so verschlammt, das ich mit meinen Füßen kleben bleibe. Nicht sehr einladend. Der Strand weiter hinten von der bulgarischen Jugend bevölkert. Also wird Schwimmen auf ein andermal vertagt.
Ein spannender Stein – und Höhlentag.