oder mit Wind und Staub dem trockenen Oued entlang
22.- 23.2.
Der Wind ist weniger geworden, jedenfalls am Morgen und ich kann mein Pistenabenteuer starten. In Assa wird getankt, Blue Add habe ich schon in der Früh nachgefüllt und alles kontrolliert, was es zu kontrollieren gibt. Noch ein paar Youghurts und Brot, dann biege ich von der Zag-Straße rechts ab auf die Piste. Wie war das mit dem Wind, sollte der nicht weniger werden. Am frühen Nachmittag frischt er wieder auf. Von Frische keine Spur, denn es ist heisser Ostwind, der aus der Wüste kommt. Und so wird mein schöner Ausblick von meinen eigenen Staubwolken getrübt, die der Wind vor mir hertreibt. Na gut, dann ist es nicht nur Pistenabenteuer, sondern gleich auch Staubabenteuer.
Brummeli schnurrt brav auf Kies, auf Steinen, auf weissen festen Lehnmboden, kraxelt das Oued wieder hoch und findet ein Nomadengrab. Ein Menschlein irgendwo anfangs am Wegesrand. Dann gehört die Piste mir und dem Wind. Spannend schlängelt sie sich den großen schwarzen Bergzug entlang, mal oben, mal unten. Vorbei an stacheligen Wüstenbüschen, vereinzelten Bäumen und Bergpanaorama. Das ist der große Flußlauf der Draa. Trocken ist er, staubtrocken. Hinter M’Hamid versickert er und kommt erst irgendwo in den Bergen wieder hervor. Da bin ich dann schon längst wieder auf Asphaltstraße.
Manchmal wird es etwas holperig, vor allem da, wo die Piste abgebrochen ist. Brummeli meistert alles mit Bravour. Ich lass mir Zeit und schnurre langsam.Schnell geht sowieso nicht, weil mir immer wieder Staubwolken, die Sicht nehmen “ Wo geht es denn da jetzt weiter“, frage ich mich auf den großen weißen festen Lehmflächen. Die Spuren verweht. Gut dass ich mein GPS habe. So finde ich immer wieder den richtigen Anschluß. Trotzdem hochspannend und etwas aufregend. Hier und da gibt es etwas mehr Sand. Brummeli flitzt hindurch ohne zu Murren. (kein weicher Wüstensand!) Zeit für ein Übernachtungsplatzerl. Gibt es irgendwo etwas Windgeschütztes? Denn anstatt weniger zu werden, brezelt er sich auf und will zeigen, was er kann. Gut, dass ich nicht in der Sandsahara bin, denn das wäre ein ausgewachsener Sandsturm. Am nächsten Tag schon auf großer breiter Piste zeigen sich die Sandwolken, die vor mir hergetrieben werden. Ich bremse sogar für Sand.
Wirklichen Windschutz gibt es nicht. Die Berge sind zu weit und die Seitentäler nur über sandige Pisten zu erreichen. Also muß ein kleiner Busch herhalten. Face to the wind und Brummeli wackelt fast gar nicht. Ich schlafe trotzdem nicht so gut. Der Wind macht kribbelig und das ausgewachsene Abenteuer auch. Trotzdem hier draußen im Nirgendwo, wo noch nicht mal ein Kamel vorbeikommt, bin ich zuhause und mit einer guten Entspannungs-CD wandere ich doch noch ins Traumland.
Die Sonne geht auf und der Wiind wird angeheizt. Die schwierigsten Stellen, dieser Piste bin ich schon gestern gefahren. Nach zwei Stunden bin ich auf großem, geschobenen Weg, mit Sandböen und sandgeschwängerten Wolken. In Tan-Tan weiß ich eine gute Autowäsche.
Es ist ein bißchen schade, dass ich diese schöne Landschaft um mich herum, die Berge, das weite Flußbett, weisse Lehmflächen und dann wieder schwarzer Kies, dazwischen rote Erde mit ein paar Buschgewächsen nicht so ins rechte Fotolicht setzen kann. Irgendwann mal wird nämlich auch aussteigen zu viel, weil ich die Türe fast nicht mehr zukriege. Die Fenster habe ich sowieso schon lange zu. So müssen Bilder aus dem Cockpit herhalten.
Das der Staub auch ein bißerl den Weg ins Womo gefunden hat, brauche ich nicht zu erzählen. Trotzdem, vergleichsweise wenig zu dem was außen um mich herum ist. Ja Pistenabenteuer mit Sand und Staub. Ohne Wind wäre es ein bißchen schöner. Aber das ist genauso wie bei den Einhandseglern. Die können sich ihre Stürme auch nicht aussuchen.
Gegen zwei habe ich wieder Asphalt unter den Rädern und mein Wetterfrosch sagt, noch zwei Tage Wind, viel Wind, Böen aus Ost. Wo kriege ich denn da eine windgeschützte Ecke. Meine Pistenkuh erzählt mir von einem kleinen Palmenhain in einem Nebental. Vielleicht habe ich da auch Internet. Ob es zum Hochladen reicht, wird sich zeigen. (Es hat nicht gereicht). Aber eine kleine Palmengruppe bietet Brummeli Windschutz und so sitze ich draußen mit Blick auf Palmen, etwas muffeligen Wasser und einem imposanten Berg. Der Himmel ist verhangen und die Böen rauschen durch das Blätterwerk. Es ist heiß, so um die 30 Grad und auch nachts bleibt es über 20 . Im Schatten vom Brummeli mit Wind kann ich es aber gut aushalten.
Und so lasse ich dieses Pistenabenteuer mit einem schönen Platz ausklingen. Es war wirklich Abenteuer und meine Mutgrenze gut gedehnt. Wirklich schwer war die Piste nicht, nur die Staubwolken die den weiten Blick vernebelten, haben sie schwierig erscheinen lassen. Manchmal habe ich nur den Horiziont angepeilt, laut GPS musste da die Piste weiter gehen. Ein Training in Kartenlesen und Offroad fahren. Nun weiß ich noch ein bißchen mehr, was Brummeli alles kann und mein Abenteuergeist ist höchst befriedigt. Und ich täte nicht dazulernen, wenn ich meine Mutgrenze immer am unteren Ende beließe. Die einzig wichtige Frage, die ich mir stelle, kann ich mein Tun verantworten, ist das Risiko tragbar. Und wenn dazu ein Ja kommt, dann marschier ich los. Ein toller Pistenabschluß von meiner Marokkozeit und eine tolle Vorbereitung für Aussie-Land. Und hier auch nochmal ein Dank an die Pistenkuh, die die Routen mit ihren Wegpunkten so sicher machen! Verlaufen kann man sich nicht wirklich.