Polenreise – ein tiefe Auseinandersetzung

und Ankommen in Bayerbach

8.10.

Nun bin ich schon wieder ein paar Tage in Bayerbach und wie das Leben so ist, natürlich auch gleich wieder voll mitten im Bayerbach-Leben. Liebe Leute wollen begrüßt sein, nette Ratsche am Wegesrand, die Wäsche muß dringenst gewaschen werden und eine to-do Liste guckt mich erwartungsvoll an.

Die Wäsche ist sauber, Bettchen frisch bezogen, sogar die Polsterbezüge und Gardinen gewaschen. Der Morgennebel hängt über dem Tal, die Kaffeetasse neben mir. Zeit für eine kleine Rückschau.

 

Das Leid vom 2. Weltkrieg hat mich beschäftigt, tief beschäftigt, die vielen Facetten, die es gegeben hat. Täter, Opfer, Lager und Folter, Überlebenswille, endlose Märsche, Todesmärsche.

In Deutschland das Leid der Trümmerfrauen, das Leid der Kinder, die in diese zerüttete Welt hineingeboren wurden. Das Leid der Männer in den Lagern, das Leid derer, die heimkehrten und ihre Welt war verwüstet. Sie fanden keinen Halt mehr.

Und daneben gab es die Kriegsgewinnler, die vesuchten aus der Not und dem Leid Profit zu machen, viele von denen alte Nazis, die immer noch glaubten, sie wären die Herrscher der Welt. Und immer sind es Menschen, die sich für die eine oder andere Seite entscheiden.
Haben wir daraus gelernt, habe ich gelernt?

 

Bewußt ist mir geworden, das Polen von zwei Seiten drangsaliert wurde – die Wehrmacht und die rote Armee. Ich habe in mir dieses kollektive Schuldgefühl und die Scham gespürt, nur weil ich Deutsch bin.Ich glaube, ich habe nochmal viel verstanden von dem Geworden-sein meiner Eltern, bzw. dieser ganzen Generation. Ich habe ein bißchen nachgespürt, was es geheißen hat, in dieser Welt der Zertrümmerung irgendwie zu überleben. Und ich fühle mein Glück, in einer Zeit zu leben, in der ich persönlich nicht mit Krieg konfrontiert wurde. Es ist ein Glück, es ist ein Privileg.

Das Wichtigste, das ich aus dieser inneren Auseinandersetzung mitnehme ist, mir selber tief bewußt zu sein, was meine wirklichen Beweggründe für die eine oder andere Handlung ist. Ich glaube, das nur tiefes Gewahrsein hilft, nicht in einer Gewaltspirale zu landen, in Rache und Haß, sondern den Menschen zu sehen, der eigentlich auch nur glücklich sein will und „nur“ die falschen Methoden wählt.
Ein tibetischer Flüchtling, der aus den chinesischen Folterlagern kam, drückte es so aus: „Meine größte Angst war, mein Mitgefühl zu verlieren.“

Bewußt ist mir geworden, das es so etwas wie ein kollektives Schuldgefühl gibt, eine kollektive Scham , das wir Deutsche so etwas angerichtet haben. Und dieses kollektive Schuldgefühl, das in meiner Generation sicherlich noch bei vielen irgendwo da ist, kann nur durch tiefes Mitempfinden und letztlich Aushalten des Leides sich langsam auflösen. Wir persönlich waren ja noch nicht da. Aber vielleicht können wir durch dieses Wissen etwas im kollektiven Bewußtsein verändern. Vielleicht?

 

 

 

 

 

Und daneben gibt es das Polen, ein Land der ewigen Wälder, ein Land der Seen und Flüsse mit tollsten Paddelrevieren. Ein Land in dem ich einfach irgendwo in die Natur eintauche, Natur pur. Ein Land mit so freundlichen Menschen. Die Sprachbarriere hat so manches Gespräch verhindert. Das habe ich ab und zu sehr bedauert. Mit einigen hätte ich mich gerne mehr unterhalten.

 

 

 

 

 

Es war eine spannende Zeit, mein Sommerherbst in Polen. Und ich bin sehr froh, endlich mal die Reise gemacht zu haben. Polen ist nicht mein Lieblingsland und auch die Landschaft nicht meine Lieblingslandschaft. Trotzdem, ich bin tief innerich so froh um dieses Erleben dort.

 

Und nun bereite ich meine Winterreise nach Marokko vor und da gibt es eine Menge zu tun. Irgendwann im November starte ich.

Ihr alle, die ihr mitgelesen habt, danke dafür. Ich hoffe, ich konnte etwas von der Vielschichtigkeit einer Polenreise vermitteln.

 

Und ich freu mich, wenn ihr dann im Winter wieder mit an Bord seid.

Ganz liebe Grüße von eurer Safar