Nomadenleben an der Algarve

oder zurück in meinen eigenen Flow und Sauwetter…..

 

7.-11.10.


Ein kühler Wind streicht um Brummeli herum, dicke fette graue Wolken zieren den Horizont und Wassertropfen kullern die Blätter herunter. Zu gut deutsch: Sauwetter! Wo ist es denn am wenigsten schlimm? Vom Meer, da wo der Regen herkommt und mit mächtigen Böen auf mein Dach trommelt, verzupfe ich mich an den See, genau da wo ich diesmal in Portugal angefangen hatte. Hier habe ich dann zwar auch Regen, viel Regen stehe aber geschützter und kann im See schwimmen. So läßt sich ein Sauwettertag gut aushalten. Überall in erreichbarer Nähe ist es grad doof.

 

 

 

 

 

Bei meinem Kaffee und studiere ich intensivst die Wetterkarte. Mache ich jetzt eine schöne Portugaltour, erkunde die Extremadura oder rolle doch wieder hinter die Sierra Nevada, die das doofe Westwetter abhält. Was nützen schöne Seen, interessante Dörfchen bei Regennass und Dunkelgrau? In Portugal bleibt es unbeständig, in der Extremadura auch. Und ich als Sonnenkind? Dann doch nochmal zu Lieblingsplätzen weiter ostwärts und von dort, so wie ursprünglich geplant, gemütlich wieder zurück. Zickzackkurs nennt man so was oder Schicksalsweg?????

 

 

 

 

 

Leben folgt seinem ganz eigenen Kurs, der sich nicht unbedingt planen und berechnen läßt. Wir versuchen das zwar andauernd, aber es gelingt oder eben auch nicht. Dann ist Flexibilität angesagt oder anders ausgedrückt, antworten auf die Gegebenheiten. Dem Leben ist es egal wie du deinen Weg gehst, Hauptsache du kommst dem, was für dich wirklich wichtig ist näher. Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt: Das Gute an Umwegen ist, das man die Gegend kennenlernt.

Und ist es nicht so dass die äußere Gegend auch immer wieder ein Spiegel für unser Inneres ist und umgekehrt. Ich kann mich also fragen, was sehe ich, was sehe ich wirklich und dann spüren, womit es in mir in Resonanz geht. Sobald ich mir diese Fragen stelle, kehrt Ruhe ein, eine tiefe Akzeptanz und da lauert um die Ecke, dieses tiefe Gefühl von Glück, das ich hier draußen immer wieder empfinde. Jetzt hier an einem stillen Platz am See mit dem Rauschen der Blätter im Wind, mit den kleinen gekräuselten Wellen, gemütlich im Brummeli. Ich habe alles was ich brauche.

Da draußen tobt die Welt mit ihrem Kriegswahnsinn, da draußen tobt die Welt mit ihrer ideologischen Verblendung, eine Welt in der versucht wird die Menschleins in eine Schablone zu pressen, die einfach nicht für alle paßt. Unipolar – Multipolar, das ist die Frage. Und wir Menschleins sind so individuell, wir passen nicht in eine Einheitswelt, in der man uns unser Leben vorschreiben möchte. Wir passen nicht in eine Welt, in der die KI berechnet, hochrechnet was wir wollen sollen.

Wenn Algorhytmen und Hochrechnungen die Lebenswirklichkeit ersetzen, sind wir verloren in den Bites und Bytes einer virtuellen Welt, die mit unserer ureigenen Menschlichkeit nix mehr zu tun hat.

Ist jetzt das, was wir da draußen erleben so etwas wie ein Endspiel zwischen den virtuellen und menschlichen Kräften? Ein Kräftemessen zwischen dem Guten und Schlimmen, zwischen Kreativität und Wachstum, versus Zerstörung und Tod. Beides, diese Polarität wird immer das Leben hier auf der Erde bestimmen, denn es gehört letztlich doch zusammen. Müssen wir wieder neu lernen das Tod, Krankheit und Leid zum Leben dazu gehören und wir dies letztlich nicht beherrschen werden können, auch nicht durch die größte künstliche Intelligenz?  Wenn wir lernen das Tod, Krankheit und Leid nur die andere Seite der Medaille von Glück und Frohsein ist, vielleicht kommen wir dann dem, was Leben wirklich bedeutet näher.

Wenn wir die tiefe Dualität in unserem Menschsein begreifen und nicht mehr bekämpfen, wenn irdische Materie neben der spirituellen Weisheit seinen Platz einnimmt und beides nur die Seiten einer Medaille ist, dann wird es leichter, gelassener und entspannter. Das Schwerste ist wohl das Leid auszuhalten, das Leid der anderen, das Leid der Lieben, ohne es ändern zu können. Ist das letztlich Liebe, eine Liebe, die die Persona hinter sich läßt und sich auf das ganze Universum ausdehnt? Sie ist doch eigentlich immer da. Immer wieder erinnere ich mich an den Buchtitel: I never promised you a rosengarden….!

 

Die Welt im Moment ist ein Schlachtfeld und die Menschleins sind aufgefordert ihre ganz eigene tiefinnere Wahrheit zu spüren und dem zu folgen, was immer sie ist. Sie mag bitter schmecken, ungemütlich sein, sie mag das Schöne und Gute sehen, daneben die häßlichen dunklen Fratzen. Der Wahrheit ist es egal. Unsere Gefühle fahren Achterbahn.

Was macht das Einhorn, wenn ein wütendes Nashorn auf es zurennt? Es tritt ein Stück an die Seite!

Wenn Gefühle und Gedanken uns vereinnahmen und den Blick auf das Ganze verschleiern, ist es doch gut einen Schritt zur Seite zu machen.

 

So sitze ich hier heute morgen und laß die letzten neun Tage an mir vorbeiziehen. Brummeli mußte noch einen Tag in der Werkstatt verbringen. Im Cockpit leuchtete so ein doofes gelbes Bremslicht auf. Die Bremsen hatte ich doch erst im Sommer mit neuen Bremsklötzen bestücken lassen. Am Ende des Tages war ein Kabel kaputt oder war es nur loose? Keine Ahnung. Mein Konto ein bißchen geplündert und Brummeli bereit für neue Schandtaten. Großer Waschtag war auch noch angesagt. Nicht nur Klamottenwäsche, sondern auch Brummeli mußte innen geputzt werden. Einfach immer nur alles reinschmeissen, geht nur für kurze Zeit und das Geschirr nur abzuwischen auch.

 

 

 

 

 

Ich verbringe ein paar Tage an meinem Lieblingsplatz nahe Aljezur, lausche dem Meer und geb mir Zeit, anzukommen. Die Stille um mich herum tut mir gut. Ich folge dem inneren Flow, den Gedanken, Gefühlen und den ganz normalen Lebensanforderungen, wie einkaufen, tanken und überlegen wohin als nächstes.

Das ist Unterwegs-seins Leben, Nomadenleben eben!!