Hoch oben am heiligen Hügel San Isidro

oder eine erste schöne Wanderung auf uralten Gomero-Pfaden…

 

22.2.

Ja, da bist du ja, liebe Sonne. Krabbelst aus dem Meer empor und scheinst mir breit grinsend wie ein Smily mitten ins Gesicht. Guten Morgen! Ich bin auch wach. Draußen ist es noch kühl, denn ich stehe ziemlich hoch oben unterhalb der kleinen Eremitage San Isidro. Ein schöner Übernachtungsplatz.

 

 

 

 

 

Der Blick schweift weit über den Südteil der Insel. Die Erosion hat bizarre Felsformationen entstehen lassen die Feuchtigkeit hat sie grün gefärbt. Spannende Landschaft. Einst ein heiliger Hügel, ein heiliger Platz für die Ureinwohner. Die Christanisierung konnte sie lange nicht aufhalten den Riten ihrer Naturreligion zu folgen. Opfer wurden gebracht, um die Götter gnädig zu stimmen. Und hier oben war einer ihrer Hauptaltäre.

 

 

 

 

 

Ich folge einfach meiner Nase und lande auf einem herrlichen Weg, der in einem weiten Rund um diesen Hügel führt. Erst steinig durch die Felsen hinab, über eine kleine Wiesenebene und dann die Barranca runter und rauf. Der Weg, der von oben wie roter Schotter ausschaut ist in Wirklichkeit gut begehbarer Vulkanstein. 

Ich komme vorbei an alten Höhlenhäusern, fast einer kleinen Höhlensiedlung. Mauerreste in den höhlenartigen Ausbuchtungen. Ein kleiner Abstecher führt zu einer zweistöckigen Höhle. Im Sonnenlicht schimmern die Palmen und die Wärme sammelt sich an den Nordwind geschützten Bergwänden. Es sind die alten Wege der Gomeros, auf denen ich hier laufe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein nettes Gespräch am Wegesrand  mit einem Leipziger Paar. Sie erzählen mir von diesem Rundweg, der im Rother Wanderführer beschrieben ist. Anfangs dachte ich nämlich, ich müßte alles wieder zurück. Wie die Sachsen so sind, sind sie auch Freigeister und haben es trotz Lehrerdasein geschafft, dem Pieks zu entkommen und betrachten, genau wie ich mit vielen Sorgenfalten das Geschehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Früher, kurz nach der Wende dachten sie, wir Wessies hätten ihnen einiges in Sachen Demokratie vorraus. Das denken sie heute nicht mehr. Sie kennen Propaganda und riechen es schon von weiten. Der kritische Geist ist geblieben. Sorgenvoll betrachten sie die Jugend, die einfach mitmacht und das Fragen vergessen hat. Und das die Grünen zu einer absoluten Kriegspartei mutiert sind, läßt sie genauso fassungslos wie mich. Wie schön das es solche Freigeister gibt!

 

 

 

 

 

Am späten Nachmittag bin ich wieder da. Wolken verhüllen die Berggipfel, es nasselt und auch unten am Meer überwiegt das Grau. Also bleibe ich und hoffe das ich unten in Valley Gran Rey einen Rother Wanderführer finde. Wäre doch hilfreich für die Wegbeschreibungen.