oder endlich traue ich mich
mal frei zu stehen in der Wüste
– eigentlich Vorwüste….
12.Januar
51 Tage bis Timbouktu mit dem Kamel…, nein so weit will ich nicht und auch nicht mit dem schaukelnden Dromedar. Ich peile nur M Hamid an, der letzte womotaugliche Ort vor der Wüste.
Das sind von Zagora ca. 95 km auf guter Asphaltstraße. Links liegt eine alte Koranbibliothek und die Sternenguckerkasbah. Schön liegt sie da hinten fast am Sand.
Ich rolle weiter, vorbei an der Kasbah, die fast im Sand versinkt….. 51 Tage bis Timbouktu mit dem Kamel…. Es ist beeindruckend, fast erschreckend, wie der Sand einfach die Gebäude zuweht und irgendwann mal sind sie dann ganz verschwunden. Bei Edith Kohlbach lese ich von so einem Dorf, in dem noch ein paar Menschen leben, das aber fast im Sand versinkt. Mit dem Womo kommt man da aber nicht unbedingt hin.
Und weil es da so eine gute Abzweigung nach irgendwo gibt und mich die Abenteuerlust packt, biegt Brummeli einfach ab und schon stehe ich auf einem großen Platz mit Fernblick auf die Dünen, vielleicht so zwei Kilometer von der Straße entfernt auf guter Piste.
Erstmal ein guter Mittagsplatz und warum nicht hier bleiben, frage ich mich. Es ist wunderschön, keine Kinder, keine Menschleins, die einem etwas verkaufen wollen. Schnell steht mein Stühlchen in der heißen Sonne und ich genieße diese Stille um mich herum bei einem Kaffee.
Ein kleines Rotkehlchen schaut nach, verschmäht aber meine Haferflocken und eine Libelle fliegt vorbei. Also muß es irgendwo Wasser geben in dieser Steinöde. Allzu weit weg bin ich ja nicht von der Zivilisation. Am Abend sehe ich in der Ferne die Lichter von M Hamid aufblitzen.
Ein junger Kerl kommt noch vorbei, Youness. Er braucht für sein Moped eine Luftpumpe und will mich morgen in sein Biwakcamp irgendwo hinlotsen. Er hätte alles und die Straße dahin wäre gut genug. Ich glaube erstmal gar nichts und hoffe, daß er morgen nicht meine Gemütlichkeit stört.
Der Platz fühlt sich gut an und so beschließe ich zu bleiben und mich einfach mal zu trauen. Kein Mensch klaut mich hier und der freie Blick zu allen Seiten ist einfach wunderbar. Ich wandere ein bißchen rum, repariere im Womo meinen Tisch und schau einfach nur so in die Welt, diese Steinwüstenwelt hinein. Wüstenfaulenzen könnte man das auch nennen.
Tolle Wolkenstimmungen am Himmel und ein herrlicher Sonnenuntergang. Dann wirds kühl draußen und meine Heizung darf drinne wieder schnurren. Zum Sterne gucken geht es nochmal hinaus – ein toller Sternenhimmel, es glitztert und funktelt und mehr als 1000 Sterne stehen da am Himmel.
Meine Tür lehne ich nur an, damit die Wärme drinne bleibt. Und ….sie hatte schon mal am Anfang der Reise geklemmt, das hatte ich vergessen. Sie geht nicht mehr auf, alles Ruckeln und Zerren nutzt nix. Also muß ich in mein eigenes Womo einbrechen, möglichst, ohne was kaputt zu machen. Und es gelingt mir nach einer Stunde habe ich mit dem Haken von einem Schnellspanngurt von meinem Fahrrad, das Küchenfenster aufgemacht und kann die Verriegelung, wieder aufmachen.
Naja, diese Steine die da in die Wüste gepurzelt sind sind unzählige und ich werde einen Ersatzschlüssel irgendwo deponieren. Drinne gibts erstmal ein Glas Vino und langsam legt sich die Aufregung.
Ja, das war eine Wüstenerfahrung der besonderen Art und mein Kopfkino habe ich weitgehends ausgeschaltet, bloß keine Horrorszenarien aufbauen. Und es hat ganz gut funktioniert, ich bin nicht in Panik gekommen. Man soll sich zwar nicht selber loben, trotzdem …. das habe ich gut gemacht und hatte wohl mal wieder so meine guten Beschützergeisterleins um mich herum. Danke, danke, danke!!!!!
Morgens kommt dann doch Youness und ich schenke ihm meine zweite Luftpumpe – wir trinken Kaffee zusammen. Er hat ein Zelt irgendwo und macht lange und kurze Kameltouren. Ich sag, ich komm morgen mit dem Rad und lass mir von ihm den Weg erklären. Es sind nur so 7 km. Mit dem Rad gut zu schaffen.
GPS N 29° 54′ 08“ W 5°38′ 01“